Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Deutschland Zwölfter:

Zwischen Nachhaltigkeit und Returns

 

Zwei große Consultants haben sich dieser Tage mal wieder die Welt vorgenommen – wie es sich gehört aus bAV-Sicht. Die Lage Deutschlands: irgendwie mittelmäßig!

 

Da ist zum einen der Melbourne Mercer Global Pension Index 2016, der die Altersvorsorgesysteme in 27 ausgesuchten Ländern vergleicht. Deutschland landet hier nur auf dem zwölften Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von Australien und den Niederlanden. Die Schlusslichter im Ranking sind Indien, bemerkenswerterweise Japan und ganz zuletzt Argentinien.

 

 

Deutschland fragwürdig: some good features, but also major risks

 

Deutschland findet sich mit seiner Platzierung in einer Gruppe C (dort immerhin an der Spitze), gemeinsam mit bspw. Frankreich, den USA, Polen und Österreich. Über die Gruppe schreibt der Bericht zusammenfassend:

 

A system that has some good features, but also has major risks and/or shortcomings that should be addressed. Without these improvements, its efficacy and/or long-term sustainability can be questioned.“

 

Über die nur aus Dänemark und Australien bestehende Spitzengruppe A heisst es dagegen:

 

A first class and robust retirement income system that delivers good benefits, is sustainable and has a high level of integrity.“

 

 

Nachhaltigkeit: Deutlich näher an Argentinien als an Dänemark

 

Im Vergleich zum Vorjahr hat Deutschland sich noch leicht verschlechtert. Erreichte man 2015 noch 62 von max. 100 Punkten (Dänemark 81.7), so sind es 2016 nur noch deren 59 (Dänemark 80.5).

 

Besonders schwach schneidet Deutschland unter dem Gesichtspunkt „Sustainability“ ab. Hier erreicht das Land nur einen Wert von 35.8, während Dänemark bei 85.3 Punkten liegt. Sogar Schlusslicht Argentinien kommt hier auf immerhin 30.1 Punkte.

 

Bei der Lebenserwartung keine Auffälligkeiten. Die hat in Deutschland in den letzten 40 Jahren um knapp zehn Jahre zugelegt, damit landet man im guten Mittelfeld. Die Top-Länder haben deutliche niedrigere (Dänemark) als auch höhere Werte (Australien):

 

Zunahme der Lebenserwartung ab Geburt in den letzten 40 Jahren. Quelle: Melbourne Mercer Global Pension Index 2016. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Zunahme der Lebenserwartung ab Geburt in den letzten 40 Jahren.
Quelle: Melbourne Mercer Global Pension Index 2016.
Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

Zwei der Empfehlungen von Mercer für der Deutschen Altersvorsorgesystem: Mehr bAV und mehr Teilnahme Älterer am Arbeitsmarkt.

 

 

Returns: Eurozone zurückhaltend, UK boomend

 

Mit den weltweiten DB-Planvermögen und den Effekten auf die Funding Ratio (modelliert) beschäftigt sich turnusgemäß der Global Pension Finance Watch von Willis Towers Watson.

 

Mixed third quarter index results“ lautet das Fazit des Reports für das dritte Quartal 2016, der sich auf die USA, UK, die Schweiz, Kanada, Brasilien, Japan und die Eurozone fokussiert.

 

Mixed“ ist ein weiter Begriff: Die Returns auf das Planvermögen der DB-Pläne lagen in der Eurozone (genauer schlüsselt der Report nicht auf) im Q III bei zurückhaltenden 2,4 Prozent, im Jahresverlauf 2016 bei 2,8 Prozent. Auffallend UK: Hier lagen die Returns bei 6,3 Prozent im dritten Quartal und bei bemerkenswerten 21 Prozent im Jahresverlauf (Anm.d.Red: vermutlich erste Anzeichen das nahenden, unausweichlichen Zusammenbruchs Großbritanniens nach der Brexit-Entscheidung; würde man wohl zumindest in Brüssel so sehen):

 

DB-Investment Returns bestimmter Regionen. Quelle: Willis Towers Watson Global Pension Finance Watch Q III 2016. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
DB-Investment Returns bestimmter Regionen.
Quelle: Willis Towers Watson Global Pension Finance Watch Q III 2016.
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Positive Returns gab es also überall, doch wurden diese in der Eurozone durch zunehmende Pensionsverpflichtungen überkompensiert, ebenso wie in Brasilien, Kanada und UK. Anders in Japan, den USA und der Schweiz, wo die Verpflichtungen abnahmen. Im Jahresverlauf 2016 haben allerdings in allen betrachteten Regionen die Pensionsverpflichtungen zugelegt:

 

 

Bewegungen in der DB-Funding Ratio bestimmter Regionen. Quelle: Willis Towers Watson Global Pension Finance Watch Q III 2016. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Bewegungen in der DB-Funding Ratio bestimmter Regionen.
Quelle: Willis Towers Watson Global Pension Finance Watch Q III 2016.
Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

Dass mit Blick auf die Funding Ratio selbst die hohen Returns in UK unterm Strich vom Verfall des Rechnungszinses überkompensiert worden sind, zeigt die starke Wirkung der Diskontierung auf die Pensionsverpflichtungen. In UK hat der Rechnungszins seit Dezember 2015 bis zum Q III 2016 von 3,82 auf 2,3 Prozent nachgegeben – mit der Folge eines Anstiegs der Liabilities um satte 34 Prozent. Allerdings liegt der Zins immer noch deutlich höher als in der Eurozone, wo er im gleichen Zeitraum von 2,32 auf 1,4 Prozent verfiel (entsprechend einer Zunahme auf der Passivseite von 20,9 Prozent).

 

 

Die Quellen

 

Der von dem Berater Mercer nun zum achten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellte, 88 Seiten starke Bericht zu dem Melbourne Mercer Global Pension Index 2016 findet sich zum Download hier (ca. 8 MB).

 

Der Global Pension Finance Watch – Third Quarter 2016 von WTW findet sich hier.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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