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DAX-40 (II):

Wohin es geht…

wer weiß es?! Mercer hatte schon früh im Jahr einer erste Auswertung der Pensionslage im neuen DAX-40 vorgelegt. Nun hat der Consultant seine Analyse weiter verfeinert. Die Zahlen ändern sich etwas, der zugrundeliegende Trend ist aber stabil – was das auch immer in diesen Zeiten heissen mag.

 

Schon Im Januar hatte Mercer auf Basis der Geschäftsberichte der DAX 40-Unternehmen, aber auch auf Basis aktueller Kapitalmarktinformationen eine erste Schätzung der Pensionslage der deutschen Großkonzerne für das Jahr 2021 vorgelegt.

 

Nun hat der Consultant aufgrund zwischenzeitlich weiterer, bis zum 16. März veröffentlichter Geschäftsberichte seine Analyse verfeinert. Kernergebnisse:

 

Pensionsverpflichtungen im DAX liegen mit 412 Mrd. Euro trotz der Erweiterung auf 40 Unternehmen nur knapp über dem Vorjahresstand von 406,7 Mrd. Euro (DAX-30 in der damaligen Zusammensetzung), v.a. infolge der versicherungsmathematischen Gewinne nach dem Zinsanstieg.

 

Dank guter Kapitalmarktentwicklung erreicht das Pensionsvermögen im DAX-40 den Höchststand von 299 Mrd. Euro. Der Vorjahreswert für den DAX-30 lag bei 265,2 Mrd. Euro.

 

Der Deckungsgrad liegt infolge der Entlastungen beim Zins und der guten Kapitalmarktentwicklung weiter mit über 72% deutlich über den 64% des Vorjahres.

 

Gegenüber der Januar-Schätzung haben sich die Zahlen nur wenig geändert (seinerzeit DBO 400 Mrd., Plan Assets 286 Mrd. Euro).

 

Ingesamt gilt, dass sich die Entspannung, die sich bereits Mitte letzten Jahres gezeigt hatte, weiter fortsetzt.

 

Zum 21. März 2022 werden erneut Unternehmen im DAX-40 ausgetauscht: Beiersdorf und Siemens Energy verlassen den DAX, Hannover Rück und Daimler Truck werden neu aufgenommen. Bezogen auf den Ende2021 erhöhen sich dadurch laut Mercer die DBO um 2,5 Mrd. Euro und die Planvermögen um 2 Mrd. Euro.

 

Keiner weiß im Krieg

 

Man kann aus den Mercer-Zahlen ableiten, dass die Versorgungswerke der deutschen Großkonzerne gut und wetterfest aufgestellt sind – wie schon seit Jahren deutlich zu beobachten. Und man kann sehen, dass die angekündigte Zinswende – gestern hat es in den USA bekanntlich eine erste Zinserhöhung gegeben – ihre hellen Schatten mit der Entlastung beim Diskontzins bereits vorauswirft.

 

Klar ist aber auch, dass in den Zeiten des Krieges morgen alles wieder ganz anders sein kann – verschärft dadurch, dass dieser asymmetrische Krieg morgen zu Ende gehen, zig Jahre weiterköcheln oder aber auch vollständig aus dem Ruder laufen kann, jedenfalls völlig unkalkulierbar ist. Beispiel euroländische Geldpolitik: Die EZB hat zwar ungeachtet des Kriegsausbruchs kundgetan, dass sie nun nach 15 Jahren Geldschwemme die QE-Progamme ausgerechnet jetzt – in der vielleicht prekärsten Phase Europas seit 1945 – auslaufen lassen, die Geldmenge verknappen und so eine Zinswende einleiten will. Der Autor glaubt, wie hier ausführlich dargelegt, nicht daran, dass man im Frankfurter Ostend diesen Worten wird Taten folgen lassen können (anders als die FED). Ob die DBO-Entlastung beim Zins weitergeht oder wenigstens anhält, kann man also durchaus kritisch sehen.

 

Gleiches gilt für Märkte und Planvermögen. War die Gesamtlage Deutsch- und Eurolands schon vor dem Kriegsausbruch nicht einfach, so steht nun klar die Stagflation als wahrscheinlichste Perspektive auf der Tagesordnung der europäischen Volkswirtschaften, gepaart mit Energiekrise, Migrationsdruck, durch Sanktionen eingeschränktem Handel und einem für Generationen zerrissenen Europa. Ob das gute Voraussetzungen sind, mit Plan Assets weiter gute Renditen zu erzielen, mag man bezweifeln. Einfacher wird es für die Asset Manager jedenfalls nicht. Hinzu dürften irgendwann DBO-treibende Anpassungen bei den Inflations-Annahmen treten.

 

Am Rande sei wiederholt, dass das Zusammenwirken von DBO, Plan Assets, Funding Ratio, Diskontsatz, Assumptions, Return on Plan Assets und OCI am Ende c.p. weder nach IAS 19 noch HGB irgendeinen Einfluss auf die tatsächliche Rentenzahlung und deren Cashflow-Effekt für das Unternehmen hat, ganz zu schweigen von der Verpflichtung hierzu.

 

Inflationsschocks ante portas

 

Thomas Hagemann, Mercer.

Und wie sehen die Mercer-Analysten Lage und Perspektive? Offenbar ähnlich, denn Chefaktuar Thomas Hagemann und Jeffrey Dissmann, Leiter Investment Consulting, schreiben:

 

Die Entwicklung in diesem Jahr wird noch turbulenter sein. Die Corona-Krise ist noch nicht überwunden, und der Russland-Ukraine-Konflikt hat bereits massive Auswirkungen auf die Kapitalmärkte. Der MSCI World Index in EUR verbucht per 11. März eine Rendite von -8,6% seit Anfang des Jahres. Auch der MSCI Emerging Markets in EUR (-8,4%) und der MSCI Europe in EUR (-10,5%) wurden durch die Verwerfungen an den Kapitalmärkten negativ.

 

Die globalen Anleihenmärkte gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate Index in Euro Hedged (-4,2%) konnten ebenfalls keine positiven Renditen erwirtschaften. Auf den Asset-Bestand der DAX-40-Unternehmen könnte das einen Einfluss von -3 bis -5% haben.

 

Das Eskalationsmaß zwischen Russland und der Ukraine ist noch relativ unklar. Somit sind auch die langfristigen wirtschaftlichen Folgen für das restliche Jahr 2022 schwer einzuschätzen. Es wurden bereits mehrere Sanktionen gegen Russland ausgesprochen, die enorme wirtschaftliche Folgen mit sich bringen:

 

– Beschränkung des Zugangs russischer Banken zu den Finanzmärkten

– Kein Handel mit russischen Staatsanleihen

– Sanktionen gegen Einzelpersonen

– Ausschluss Russlands aus sämtlichen Renten- und Aktienindizes

 

Jeffrey Dissmann, Mercer.

Durch die Öl- und Gassanktionen sowie Lieferengpässe wird es weiterhin bei einer anhaltenden und zunehmenden Inflation bleiben. Es ist weiter mit hoher Volatilität in allen Märkten zu rechnen.

 

Das wirkt sich nicht nur auf das Pensionsvermögen, sondern auch auf die Verpflichtungswerte aus. Der Rechnungszins für eine Duration von 15 Jahren hat in den ersten zweieinhalb Monaten bereits stark geschwankt und Werte in der Bandbreite von 1,3 bis 2,1% angenommen.

 

Insbesondere weitere Inflationsschocks sind eine Herausforderung, auf die Kapitalanleger ihre Portfoliosvorbereiten müssen. Dazu empfehlen wir einen breiten Mix aus verschiedenen inflationssensitiven Anlageinstrumenten.“

 

Mehr zu dem zur heutigen Headline anregenden Kulturstück findet sich hier.

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