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bAV aus Sicht der Lebensversicherer (III):

Von Rädern und Rückzügen

Einige Fachmedien haben von partiell größerem Schwund im 2020er bAV-Geschäft der Assekuranz berichtet. Die Bilanz des GDV offenbart einen kräftigen Absturz bei Pensionskassen, aber auch Rückgänge bei Pensionsfonds. Detlef Pohl hat sich für LEITERbAV auf dem Parkett umgehört und festgestellt, dass sich abzeichnende Trends massiv an Fahrt aufnehmen.

 

 

Peter Schwark, GDV.

Zunächst ein Rückblick auf die neuliche LbAV-Berichterstattung: Die bAV spülte 2020 wie schon 2019 wiederum 19 Mrd. Euro in Kassen der Lebensversicherer – entsprechend 19% aller Beiträge. Dennoch bleibe die bAV noch weit von einer flächendeckenden Verbreitung entfernt, hatte der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer Peter Schwark schon im Frühjahr bilanziert, ehe die Bilanzen der einzelnen Anbieter vorlagen. Jüngst nun zeigte sich schwarz auf weiß:

 

Die Zahl neu abgeschlossener bAV-Verträge brach im Vergleich zu 2019 um 17,9% ein. Dennoch legte der Gesamtbestand der bAV-Verträge leicht um 130.000 Stück auf 16,38 Mio. Stück zu – immerhin eine Verdopplung gegenüber 2002 (zur Verbreitung der bAV in Deutschland vgl. auch die Arbeitgeber- und Trägerbefragung des BMAS).

 

Zu den Entwicklungen von Neugeschäft, Bestand und versicherten Leistungen in den einzelnen Durchführungswegen (DFW) gab das Datenmaterial im Februar noch nichts her. Inzwischen liegen die endgültigen Branchenzahlen vor, dokumentiert in der Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2021“. Sie weichen kaum von den Februar-Werten ab, erlauben aber in den einzelnen DFW detailliertere Ergebnisse – siehe Tabelle:

Im Einzelnen:

 

Direktversicherung: Der Bestand wuchs wie in den letzten zehn Jahren zuvor weiter an. Die versicherte Summe erreichte den Rekordstand von 250 Mrd. Euro (+0,7%): Seit Inkrafttreten des BetrAVG 1974 hat sich der Bestand mehr als vervierfacht und die versicherte Summe von 7,1 Mrd. auf besagte 250 Mrd. Euro vervielfacht.

 

RDV für Direktzusagen oder U-Kassen: Die Anzahl der Verträge stieg zum Jahresende 2020 nach einem Minus 2019 nun um 1,8%. Die versicherte Summe bzw. kapitalisierte Jahresrente stieg nach einem leichten Minus 2019 ebenfalls wieder an – auf 121,7 Mrd. Euro (+1,6%).

 

Pensionskassen: Bei den im GDV erfassten 19 überbetrieblichen Pensionskassen der Versicherer (Wettbewerbs-Pensionskassen) fielen die Bestände das fünfte Jahr in Folge – auf 3,63 Mio. Verträge. Dabei gingen die Versicherungssumme bzw. kapitalisierte Jahresrente auf 61,4 Mrd. Euro zurück (-2,4%). Vom Bestand entfiel mit 95,5% der ganz überwiegende Teil auf Anwartschaften. Im Neugeschäft wurden nur 50.000 Verträge abgeschlossen (-50%), die versicherte Summe fiel um fast 16% und der laufende Beitrag um mehr als 20%.

 

Pensionsfonds: Bei den vom GDV statistisch erfassten 15 Pensionsfonds waren Ende 2019 mit 600.000 Menschen so viele wie nie zuvor gesichert (+6,2%). Der laufende Beitrag für ein Jahr erreichte 186 Mio. Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge fielen auf 1,0 Mrd. Euro (-22,0%). Die Ablösung von Pensionsverpflichtungen aus Direktzusagen wirkt sich im Zeitverlauf schwankend aus, da sie mit Einmalbeitragsgeschäft verbunden ist. Im Neugeschäft wurden nur 43.500 Verträge abgeschlossen (-14%), der laufende Beitrag fiel um fast 9%.

 

Keine aggregierten Zahlen des Neugeschäfts

 

Die reinen Neugeschäftszahlen der Versicherer-bAV werden in der Broschüre nicht ausgewiesen. LEITERbAV hat daher bei namhaften bAV-Anbietern unter den Lebensversicherern nachgefragt. Insbesondere interessiert: Ist der Rückgang des Neugeschäfts konkret bei der hauseigenen Pensionskasse bzw. dem Pensionsfonds auch so stark? Und wenn, ja: warum? Wie viele Auslagerungen von Pensionszusagen in Pensionsfonds gab es 2020, und findet überhaupt Auslagerung in breitem Maße statt? Welchen Anteil hat die bAV am LV-Neugeschäft? Wie viel Neugeschäft brachten Direktversicherungen und Rückdeckungspolicen am gesamten bAV-Neugeschäft? Bleibt die Direktversicherung 2022 das Flaggschiff versicherungsförmiger bAV, wenn die 100-Prozent-Garantie bei der BZML Vorschrift bleibt?

 

HDI: bAV stark, Pensionskassen im Abschied und…

 

Fabian von Löbbecke, HDI Pensionsmanagement.

Einige Lebensversicherer drehen im bAV-Bereich ein großes Rad. Bei der Talanx, wo die bAV über HDI Deutschland organisiert wird, beträgt der bAV-Anteil 2020 rund 32% am gesamten Leben-Neugeschäft. Gemessen ist dies auf Basis des Annual Premium Equivalent (APE), in das die laufenden Neugeschäftsbeiträge plus ein Zehntel der Neugeschäfts-Einmalbeiträge einfließen.

 

Den Rückgang beim Pensionskassen-Neugeschäft bestätigt Fabian v. Löbbecke, Vorstand für bAV der Talanx. Im Zuge der strategischen bAV-Neuausrichtung wurde das Neugeschäft der HDI Pensionskasse bereits Anfang 2016 eingestellt, dies läuft seitdem über die HDI Lebensversicherung. Ähnliches gelte auch für die neue leben Pensionskasse. „Mit Ausnahme der Bestandskollektive bewerben wir diesen Durchführungsweg nicht mehr aktiv, der Fokus beider Gesellschaften liegt auf der Direktversicherung“, so der Vorstand. Dennoch verzeichneten beide Kassen noch Geschäft: Aufgrund eines Sondereffekts im Konsortialgeschäft steigen die laufenden Neugeschäftsbeiträge (APE-Basis) bei der HDI-PK 2020 deutlich auf 5,3 Mio. Euro (2019: 2,49 Mio. Euro). Das ausschließlich aus laufenden Beiträgen stammende PK-Neugeschäft der neuen leben verringert sich dagegen um 27,8% auf 994.000 Euro, nachdem 2019 besonders gutes Neugeschäft in Zusammenhang mit dem BRSG erreicht worden war.

 

 

Die BZML spielt im Neugeschäft schon heute keine Rolle mehr.“

 

 

Auch bei den Pensionsfonds hatte es bei Talanx vor geraumer Zeit Umstrukturierungen gegeben: Der HDI Pensionsfonds wurde bereits 2015 mit dem PB Pensionsfonds verschmolzen. Im Neugeschäft durch Entgeltumwandlung gab es 2020 nach der Vertragszahl einen Zuwachs um 1.559 Stück (+5%). Das sind 83,9 Mio. Euro Beitragssumme (+16%).

 

Löbbecke bestätigt: „Das Auslagerungsgeschäft ist wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells, wobei der Fokus im Bereich der GGF liegt.“ 2020 wurden dabei Einmalbeiträge von 33,4 Mio. Euro mit 113 Auslagerungen generiert (+1,8%). „Aber auch wir kennen die großen Volatilitäten, die im Kollektivbereich von einigen wenigen Auslagerungen im Jahr verursacht werden“, betont der Talanx-Vorstand.

 

Über das Branchenmaterial des GDV hinausgehend, weist Talanx auf Nachfrage von LEITERbAV weitere Zahlen aus. So macht der Anteil von Direktversicherungen und RDV am gesamten bAV-Neugeschäft der HDI Leben 2020 rund 76% aus (APE). Zum Bestand konnten noch keine abschließenden Angaben gemacht werden. In jedem Fall bleibt die Direktversicherung das Flaggschiff, wobei „die BZML im Neugeschäft schon heute keine Rolle mehr spielt und sämtliche BZML-Produkte ab 2022 für das Neugeschäft geschlossen werden“, so Löbbecke. Man konzentriere sich – wie zahlreiche Anbieterauf die beitragsorientierte Leistungszusage (boLZ) und biete dort mit einem Indexprodukt und einem Tarif der modernen Klassik stark nachgefragte Produkte mit Wahlfreiheit der Förderart (also § 3.63 EStG oder § 10a EStG) und Möglichkeit der Beitragsaufteilung in einem Vertrag. Zudem erwartet Löbbecke steigende Nachfrage nach fondsgebundenen Direktversicherungslösungen.

 

Der Mathematiker ist überzeugt, „dass die boLZ im Breitengeschäft der Branche künftig das erste Mittel der Wahl sein wird“. In einzelnen Tarifverträgen wird die BZML weiterhin gefordert, doch auch da sieht er die „Notwendigkeit, dass die Tarifvertragsparteien bei passender Gelegenheit eine zukunftsfähige Lösung festlegen sollten, die auch aus der reinen Beitragszusage bestehen kann“.

 

bei der Zurich ebenso

 

Ganz ähnlich ist die bAV-Strategie bei Zurich Deutschland, die nicht ganz zufällig mit Talanx das Konsortium „Die Deutsche Betriebsrente“ für die reine Beitragszusage mit Sozialpartnermodellen gegründet hat.

 

 

Es gibt weiterhin großen Bedarf an Lösungen außerhalb der HGB-Bilanz.“

 

Lars Golatka, Zurich und Deutscher Pensionsfonds AG.

Lars Golatka, Bereichsvorstand Corporate Life & Pensions der Zurich und zugleich Vorstandschef der Deutschen Pensionsfonds AG, sieht sein Haus mit rund 18% bAV-Anteil am Leben-Neugeschäft der Zurich im Jahr 2020 „gut im Branchendurchschnitt aufgestellt und kontinuierlich wachsend“. Das Pensionskassen-Neugeschäft ist schon vor einigen Jahren eingestellt worden, der Kundenbedarf werde über die Direktversicherung gedeckt, wo „2020 sogar eine über dem Markt liegende Steigerung zu 2019 verbucht wurde“.

 

Anders als in der Branche insgesamt sei das Neugeschäft des Deutschen Pensionsfonds, der überwiegend Auslagerungsgeschäft betreibt, 2020 deutlich gestiegen. Das betrifft laut Golatka sowohl das Volumen des Neugeschäftes (+56%) als auch die Zahl der versorgungsberechtigten Personen (+100%). Dabei wurden bAV-Ansprüche von rund 900 Versorgungsberechtigten auf den Pensionsfonds ausgelagert – bei einer Beitragssumme von etwa 60 Mio. Euro. „Es gibt weiterhin großen Bedarf an Lösungen außerhalb der HGB-Bilanz“, betont Golatka. Zu Einzelheiten des Neugeschäfts bei Direkt- und Rückdeckungsversicherungen hält sich Zurich eher bedeckt. Der Anteil des Rückdeckungsgeschäfts werde nicht separat ausgewiesen. „Zusammen mit dem Direktversicherungsgeschäft konnten wir unsere Produktion 2020 um 3,6% gegenüber 2019 steigern“, so Golatka.

 

Die Direktversicherung habe durch das BRSG einen großen Schub erhalten. „Dies wird sich auch durch ein vermehrtes Verschwinden der BZML-Garantie vom Markt nicht ändern“, prognostiziert der bAV-Vorstand. Die Zurich sei schon in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen, die „Direktversicherung primär mit der boLZ anzubieten, die unseren Kunden eine reduzierte Nettobeitragsgarantie und somit ein deutlich erhöhtes Renditepotenzial im Vergleich zur BZML-Garantie bietet“.

 

Golatka glaubt, dass der Großteil der bAV-Anbieter im nächsten Jahr die boLZ als primäre Zusage anbieten wird. „Die Zurich wird ab 2022 nur noch die boLZ anbieten“, blickt er voraus, und sieht zusätzlich die rBZ als eine effiziente Lösungsalternative an, die auch außerhalb von Tarifverträgen verfügbar gemacht werden sollte.

 

Alte Leipziger: Keine relevanten Impulse mehr von Pensionskassen

 

Michael Reinelt, Alte Leipziger.

Das bAV-Neugeschäft ist bei der Alten Leipziger Lebensversicherung prozentual deutlich höher als bei den meisten Anbietern der Branche. Nach laufendem Beitrag für ein Jahr betrage es 2020 satte 46%, berichtet Michael Reinelt, seit 1. Juli Zentralbereichsleiter bAV und zugleich Vorstand der Alte Leipziger Pensionskasse und des Alte Leipziger Pensionsfonds. Er erwartet für die Pensionskassen der Lebensversicherer insgesamt keine relevanten positiven Impulse mehr, bedingt durch die Konkurrenzsituation zur steuerlich gleichgestellten Direktversicherung. „Auch die Vorteile des BRSG werden überwiegend der Direktversicherung zugutekommen“, schätzt der Experte. Gleichwohl rechnet die Alte Leipziger 2021 wie schon 2020 wieder mit Beitragseinnahmen von etwa 23 Mio. Euro im Neugeschäft der hauseigenen Pensionskasse.

 

Gegen den Markttrend sei das Neugeschäft des Alte Leipziger Pensionsfonds 2020 konstant gehalten worden, der Einmalbeitrag sogar leicht gestiegen. „Da das Geschäft überwiegend aus Übertragungen von Pensionsverpflichtungen gegen Einmalbeiträge mit teilweise erheblichem Volumen besteht, ist der Geschäftsverlauf auch auf Marktebene sehr volatil und grundsätzlich nur schwer prognostizierbar“, betont auch Reinelt. Einzelne Auslagerungen großer Bestände auf den Pensionsfonds können somit auch signifikante Auswirkungen auf die Zahlen des Gesamtmarktes haben. Der hauseigene Pensionsfonds verzeichnete 2020 insgesamt 29 Auslagerungen (+ 7 Stück) mit einem Einmalbeitragsvolumen vom 12,1 Mio. Euro (2019: 11,6 Mio. Euro). Für dieses Jahr rechnet Reinelt mit erneut mehr Auslagerungen und auch höheren Einmalbeiträgen.

 

Die Gesamtzahl der Direktversicherungen und RDV bei der Alten Leipziger hat sich 2020 um 2,4% erhöht – bei beiden Produkten „annähernd gleichermaßen“. Der bAV-Chef prognostiziert, dass die Direktversicherung auch 2022 der am meisten genutzte Zugangsweg der bAV bleibt. „In unserem Haus wurde die überwiegende Mehrzahl als boLZ abgeschlossen, und ich gehe davon aus, dass sogar noch mehr Neugeschäft in boLZ-Zusagen der Direktversicherung fließt“, so Reinelt. Ob und inwieweit die rBZ sich trotz ihrer Vorteile am Markt durchsetzt, bleibe abzuwarten und „hängt im Wesentlichen von der weiteren Positionierung der Sozialpartner ab“, gibt sich der frühere Pensionslassen- und Pensionsfonds-Vorstand der Generali Deutschland vorsichtig.

 

Canada Life: Fondsgebundene Direktversicherung mit boLZ

 

Igor Radovic, Canada Life.

Der Fondspolicen-Pionier Canada Life, erst seit dem Jahr 2000 auf dem deutschen Markt aktiv, bietet in Sachen bAV nur ein eingeschränktes Angebot. Neben der Direktversicherung kommen als DFW nur die rückgedeckte U-Kasse und die rückgedeckte Direktzusage zum Einsatz, aber keine Pensionskassen- und Pensionsfonds-Lösungen. „In unserem Neugeschäft liegt der bAV-Anteil ungefähr zwischen einem Viertel und einem Drittel“, berichtet Igor Radović, Direktor Produkt- und Vertriebsmanagement bei Canada Life Deutschland. Letztes Jahr habe es wegen der Corona-Pandemie einen leichten Rückgang gegeben, aktuell verzeichne man aber wieder ein starkes Wachstum.

 

Was die Anteile von Direktversicherungen und RDV angeht, so bringt Radović leider keine konkreten Zahlen. „Aufgrund der höheren Verbreitung stellt die Direktversicherung in unserem Haus den größten Anteil“, fasst er summarisch zusammen und erwartet da auch weiterhin hohes Wachstum. Bei den RDV sei der Anteil des Neugeschäfts bei der U-Kasse höher als bei Direktzusagen. Der Grund: Man betreibe mit der CLE-Unterstützungskasse eine eigene Gruppen-Unterstützungskasse.

 

Für Canada Life bleibt die Direktversicherung 2022 auch dann das Flaggschiff versicherungsförmiger bAV, wenn die 100-Prozent-Garantie bei der BZML vom Gesetzgeber nicht aufgeweicht wird. Man habe von Beginn an mit dem Produkt „Generation business“ auf die boLZ gesetzt. „Insgesamt ist aber jetzt schon zu erkennen, dass die Branche insgesamt sich von der BZML und dem jetzigen Garantieniveau abwendet“, beobachtet Radović. Wobei Garantien bei Canada Life traditionell ohnehin anders als nach deutschem Muster gehandhabt werden: Die fondsgebundene Direktversicherung kann mit einem „Garantiebaustein“ versehen werden, der aktuell eine Mindestwertentwicklung von 1% pro Jahr „zusichert“ (Unitised-With-Profits-Prinzip).

 

Fazit von LEITERbAV: Wirtschaft sucht sich neuen Rechtsrahmen ohne die Politik

 

Die bAV-Bilanz der Lebensversicherer bei Pensionskassen und Pensionsfonds fällt 2020 nicht durchweg schlecht aus. Es gibt eben nicht nur schwarz oder weiß, sondern viele Grau- und Bunttöne, je nach Ideen und Engagement der Unternehmen. Offenkundig und wenig überraschend ist, dass die Wettbewerbs-Pensionskasse zugunsten der Direktversicherung weiter auf dem Rückzug ist, die Branche die BZML außerhalb von Tarifverträgen in der Breite des Marktes ab 2022 beerdigen wird und damit die Konsequenzen aus der halbherzigen, unbegleiteten Rechnungszinssenkung des BMF unter Führung von Olaf Scholz (SPD) auf der Zusage-Seite zieht.

 

Wer keine vernünftigen politischen Rahmen bietet und sich beratungsresistent gegenüber zahlreichen neutralen Marktbeobachtern gibt, riskiert die Altersvorsorge von Millionen Arbeitnehmern. Aber vermutlich tun die Versicherer den Versorgungsberechtigten mit der boLZ sogar einen Gefallen, denn nachhaltig höhere Renditen mit weniger garantiebehafteten Anlagen scheinen angesichts der politisch manipulierten Dauer-Niedrigzinsen nicht die schlechteste Idee. Allerdings muss der Gesetzgeber nach der Wahl noch mal ran und den Rahmen für die boLZ nachschärfen – ein zur BZML korrespondierendes Thema, bei dem es ebenfalls zentrale offene Fragen gibt und deshalb in der in Kürze erscheinenden Ausgabe der Tactical Advantage ausführlich und breit behandelt werden wird.

 

Derweil testen immer mehr Versicherer den Rechtsrahmen schon mal aus, nicht zuletzt Marktführer Allianz, der sein bAV-Portfolio für 2022 bereits bekanntgegeben hat. Wichtigste Stichworte zur Direktversicherung: Absenkung der Beitragsgarantie je nach Kundenwunsch auf bis zu 60%, keine neuen BZML-Gruppenverträge schon seit 1. Juli 2021, boLZ-Garantien schon seit 1. Januar 2021 nur noch bei auf 90%. Das Pensionskassen-Neugeschäft wird 2022 wie erwähnt gänzlich eingestellt.

 

Man schaffe damit höhere Freiheitsgrade in der weltweiten, breit diversifizierten Kapitalanlage und damit trotz Niedrigzins weiter gute Renditechancen für alle Kunden, heißt es aus Stuttgart quasi stellvertretend für die Branche. Mal sehen, wann der Ruf auch im politischen Berlin gehört wird.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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