Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Das Parkett in Bewegung (XXXVI):

Vier Mal viel zu tun – mit großem Herzen?

Die Führung der europäischen Aufsichtsbehörde wird neu besetzt; das Ergebnis dürfte für die LbAV-Leserschaft wenig überraschend sein – und eher positiv. Außerdem geht mit dem Blick auf den Pensions-Megatrend De-Risking das personelle Aufrüsten der Akteure weiter, und auch im Bereich Fixed Income und im Versicherungswesen werden Spitzenposten neu besetzt.

 

 

Viel zu tun zum ersten: wie vorausgesagt

 

Petra Hielkema. Foto: De Nederlandsche Bank.

LEITERbAV hatte es korrekt vorausgesagt (und das gleich zwei Mal), doch seien wir ehrlich – dazu musste man auch kein Prophet sein und kein Experte für EU-Machtarithmetik: Der deutsche Kandidat Christian Thimann war von Anfang an ohne Chance.

 

Die Rede ist von der Neubesetzung der Führung der europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA mit Sitz im Frankfurter Westhafen. Es ist zwar noch nicht ganz amtlich, doch zahlreiche Fachmedien haben es bereits vermeldet:

 

Nachfolgerin des portugiesischen Aktuars Gabriel Bernardino wird mit Petra Hielkema von De Nederlandsche Bank eine Niederländerin. Das war erstens absehbar – die Niederländer haben turnusgemäß mit Steven Maijoor die Position des ESMA-Chairs verloren – und ist zweitens eine gute Nachricht für die bAV.

 

Denn die Frau – Juristin und Slawistikerin – ist als derzeitige Divisiedirecteur Toezicht Verzekeraars (dt. für Chefin der Versicherungsaufsicht) nicht nur vom Fach – sondern eben auch Niederländerin. Und als solche sollte sie für die Belange der bAV, für die von Pensionseinrichtungen und für die sich hier engagierenden Arbeitgeber ein großes Herz haben. In den Post-Brexit-Zeiten ohne die mächtigen Briten an der Seite werden die verbliebenden bAV-Nationen in der EU – namentlich Holland und Deutschland – auf noch engere Zusammenarbeit angewiesen sein.

 

Abzuwarten bleibt jedenfalls, wie Hielkema die nicht kleinen Fußstapfen, die Bernardino hinterlässt, zu füllen gedenkt. Der Portugiese hat die Behörde – bei allen Streitpunkten im Pensionswesen sei das ausdrücklich respektiert – in für Assekuranz und Pensionswesen schwierigen Zeiten von Null auf Hundert an den Start gebracht, das Mammutprojekt Solvency II recht geräuschlos umgesetzt und die Behörde zu einem allseits respektierten Akteur geschmiedet. Wermutstropfen ist ein damit wohl unausweichlich einhergehender Hang zu einer gewissen Hyperaktivität der EIOPA, die immer wieder durch Massierung aller Kräfte gezügelt werden musste.

 

Klar ist angesichts der Problematik des drückenden Nullzinses jedenfalls, dass viel zu tun ist für Aufsichten im Versicherungs- wie im Pensionswesen, nicht zuletzt für supranationale. Sei es mit großem oder mit kleinem Herzen.

 

Viel zu tun zum zweiten: De-Risking

 

René Döring, Linklaters.

Niedrigzins, Märkte, Demographie – und das gepaart mit strategischen Größenordnungen: De-Risking der Pensionssysteme steht ganz oben auf der Tagesordnung von Industriekonzernen, EbAV und Arbeitgebern in ganz Deutschland (und weltweit). Und die Summen, die hier im Laufe der Zeit zukunftsfest umstrukturiert werden müssen, dürften im mittleren dreistelligen Milliardenbereich liegen. Dies zu unternehmen, das ist nicht zuletzt, eher zuvorderst, eine juristische Aufgabe.

 

Viel zu tun also für hochspezialisierte Arbeitsrechtler – heute und erst recht in der Zukunft. Kein Wunder, dass alle Akteure sich diesbezüglich zu rüsten suchen, auch personalseitig. Das gilt für bAV-betreibende Unternehmen selbst (die Stellanzeigen der deutschen Industrie auf LEITERbAV HR-SERVICES, mit denen Arbeitsrechtler gesucht werden, sind Legion). Gleiches gilt aber für die in diesem Bereich tätigen Dienstleister; jüngstes Beispiel ist Luther, die sich mit Arteaga/Veit/ Haberkorn spektakulär verstärkt hat.

 

Und auch Linklaters, bisher in der bAV noch nicht prominent vertreten, stellt sich hier nun auf: Im Laufe des Sommers wird Pensions-Spezialist René Döring (47) als Partner bei Linklaters eintreten.

 

Der promovierte Jurist war bis dato mehr als zehn Jahre als Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer im Bereich Employment & Pensions tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der fachgebietsübergreifenden Beratung von Unternehmen zur Gestaltung und Änderung von Pensionssystemen, zur Auslagerung von Pensionsverbindlichkeiten sowie von Pensionsfonds und anderen Trägern der bAV. Zudem berät Döring zu arbeitsrechtlichen und pensionsrechtlichen Aspekten im Zusammenhang mit Transaktionen, Umstrukturierungen und Reorganisationen und ist ein erfahrener Prozessanwalt.

 

Linklaters LLP operiert mit 29 Büros in 20 Ländern, in Deutschland mit 280 Anwälten zu Fragen im Wirtschafts-, Bank- und Steuerrecht.

 

Viel zu tun zum dritten: Fixed Income

 

Frank Engels, DWS.

Zum 1. Oktober 2021 wird Frank Engels Global Head of Fixed Income bei der DWS. Der promovierte Volkswirt kommt von Union Investment, bei der er seit 2012 ist und seit 2018 das Portfoliomanagement mit ca. 300 Mitarbeitern und über 300 Mrd. Euro AuM sowie den Bereich Multi Asset leitet. Engels war zudem Vorsitzender des „Union Investment Committee“. Weitere berufliche Stationen waren Barclays, Thames River, EZB und IWF.

 

Jörn Wasmund, bislang Global Head of Fixed Income, übernimmt als Regional Investment Head EMEA die europäische Gesamtverantwortung für die Investmentplattform der DWS. Engels und Wasmund werden in ihren Rollen an Stefan Kreuzkamp, Leiter der Investment Division und Chefanlagestratege sowie Mitglied der Geschäftsführung der DWS Group, berichten.

 

Die DWS Group verwaltetet insg. ca. 820 Mrd. Euro (Stand: 31. März 2021). Der global aufgestellte Rentenbereich der DWS umfasst über 290 Mrd. Euro AuM – in Zeiten sich ständig verkomplizierender FI-Märkte viel zu tun also auch für Engels.

 

Viel zu tun zum vierten: Rechner an der Spitze

 

Guido Bader, Stuttgarter.

Zum 1. Juni tritt Guido Bader an die Spitze des Vorstands der Stuttgarter Versicherungsgruppe VVaG. Der 48Jährige verantwortet künftig die Bereiche Aktuariat und Produktentwicklung, Kapitalanlage und Immobilien, Personal, Rechnungswesen, Recht und Revision.

 

Bader, seit 2009 bei der Stuttgarter (seinerzeit kommend von der Gothaer), tritt die Nachfolge von Frank Karsten (63) an, der nach elf Jahren im Amt in den Ruhestand geht.

 

Der promovierte Aktuar Bader war von 2019 bis 2021 außerdem Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung und demzufolge auch in der bAV eine oft gehörte Stimme. Dem DAV-Vorstand gehört er weiterhin an.

 

Auch für Versicherer sind Lage und Perspektive bekanntlich nicht einfach. Angesichts der kommenden Aufgaben einen Rechner an der Spitze zu haben, ist da grundsätzlich keine schlechte Entscheidung.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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