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Ergebnisse 2017 (IV) – Höchster PK:

Viele Immobilien, keine Aktien

Mit dem neuen Feature „Ergebnisse 2017“ will LEITERbAVallen Interessierten einen Marktüberblick zu den relevanten Ergebnissen einiger wichtiger Teilnehmer des institutionellen betrieblichen Pensionswesens geben. Heute: Höchster Pensionskasse. Von Detlef Pohl.

 

Im Berichtsjahr 2017 hat die erst seit 20 Jahren Geschäft schreibende überbetriebliche und seit 2005 regulierte Höchster Pensionskasse die Ergebnisse des Vorjahres teilweise deutlich übertroffen. Der Bestand der Höchster Pensionskasse wuchs auf 255.142 Versicherungen an (+5,6 Prozent), davon fast 19.000 Policen in der Auszahlungsphase (2016: 15.974). Dazu trug insbesondere die tarifliche Altersversorgung in der Chemie- sowie Metall- und Elektroindustrie bei. Die Bilanzsumme wurde wieder deutlich ausgeweitet – auf 1,857 Mrd. Euro (+11,4 Prozent) für die Höchster PK.

 

 

Zwei Kassen aus dem Hause Höchst

 

Besonderheit: Neben der geöffneten Höchster Penka gibt es noch die bereits 1886 für die „Kaufleute, Techniker und Naturwissenschaftler“ der späteren Hoechst AG (bis 1974: Farbwerke Hoechst AG) gegründete „Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VVaG“, die im Wesentlichen die bAV für die Unternehmen fortführt, die im Zuge der Neuordnung des Hoechst-Konzerns entstanden sind, insbesondere in der Chemie- und Pharmabranche. Die Hoechst AG ging 1999 schließlich mit Rhône-Poulenc zur Aventis S.A. zusammen, nachdem insbesondere die kompletten Chemieaktivitäten abgespalten und verkauft worden waren.

 

Juergen Rings, Hoechster Pensionskasse.

Seit 2012 ist diese Mitarbeiter-PK für Neueintritte geschlossen. „Seither erfolgt die Umsetzung der bAV-Grundversicherung für Neueintritte aus diesem Unternehmenskreis über die Höchster PK“, erklärt Jürgen Rings. Die Umsetzung der bAV-Chemie-Tarifverträge für diese Unternehmen – Tarifvertrag über Einmalzahlungen und Altersvorsorge (TEA) und Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie in der chemischen Industrie – erfolge seit jeher über Höchster PK, so der Vorstandchef beider Pensionskassen, der seit 1. Juli neu im Amt ist.

 

Alle mit der Geschäftstätigkeit der Höchster PK verbundenen Aufgaben werden aufgrund eines Vertrages zur Funktionsausgliederung durch die Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe zu Selbstkosten wahrgenommen.

 

Die Höchster PK organisiert auch die bAV als Grundversorgung oder für die Entgeltumwandlung auf Basis weiterer Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen unterschiedlicher Branchen. Dabei gibt es mehrere Besonderheiten, wie die Kasse gegenüber LbAV erläutert: So erhebe die Kasse keine rechnungsmäßigen Abschlusskosten und gewähre keine Vergütung für die Vermittlung von Versicherungsverträgen. Diese Beschränkung auf ungezillmerte Tarife komme den Versicherten in Form niedriger Verwaltungskosten zugute.

 

 

PK organisiert auch hüttenknappschaftliche Zusatzversorgung des Saarlandes

 

Zudem gibt es neben dem allgemeinen Abrechnungsverband der PK (Tarif PK allgemein) seit 2003 einen separaten Abrechnungsverband für die hüttenknappschaftliche Zusatzversicherung (HZV). Die Deutsche Rentenversicherung Saarland hatte damals die Höchster Pensionskasse mit der Durchführung der kapitalgedeckten HZV beauftragt. Die HZV ist eine zusätzliche bAV auf öffentlich-rechtlicher Grundlage für Arbeitnehmer der eisenerzeugenden, eisenverarbeitenden und weiterverarbeitenden Industrie des Saarlands. Das Saarland hatte 2002 per Gesetz die Umstellung von Umlagefinanzierung auf eine kapitalgedeckte bAV beschlossen und die Höchster PK die Ausschreibung gewonnen. Für beide Verbände gilt ab 2017 ein Höchstrechnungszins von 0,9 Prozent im Neugeschäft (zuvor ab 2015: 1,25 Prozent). Im Folgenden geht es bei den Bilanzzahlen nur um den allgemeinen Abrechnungsverband der Höchster PK.

 

 

Stresstest vor ökonomischer Überzeugung

 

Die Bilanzsumme für den Tarif PK Allgemein stieg 2017 auf 1,438 Mrd. Euro (+12 Prozent). Die verdienten Beiträge wuchsen auf 124,3 Mio. Euro (+5,5 Prozent). Das von Beginn an überdurchschnittliche Wachstum werde durch eine werthaltige Kapitalanlage gespeist, heißt es im Geschäftsbericht. Die Kapitalanlagen im Tarif PK allgemein haben sich 2017 um rund 117,47 Mio. Euro auf 1,347 Mrd. Euro erhöht (+9,6 Prozent). Die Nettoverzinsung betrug 3,28 Prozent (2016: 3,44 Prozent). Die Mittel wurden breit gestreut investiert. Die Anlagetätigkeit konzentrierte sich 2017 auf den Erwerb zusätzlicher Immobilienanlagen (jetzt satte 21,9 Prozent der Kapitalanlagen) sowie Investitionen in Investmentvermögen (22,7 Prozent), die Vergabe von Baudarlehen (7,0 Prozent) und den Erwerb von Namensschuldverschreibungen (39,6 Prozent). Reduziert wurden die Anlagen in Inhaberschuldverschreibungen (3,0 Prozent) und Termineinlagen.

 

Andreas Hilka, Hoechster Pensionskasse.

Aktien hält die Höchster Penka weiterhin nicht. Der Hintergrund ist kein ökonomischer, sondern ein regulatorischer, nämlich die Behandlung von Aktien im Stresstest. So hatte Kapitalanlagevorstand Andreas Hilka schon vor einem Jahr im Gespräch mit der dpn erklärt: „Wenn wir Risikokapitalunterlegung und Verlustsimulation im Stresstest eines Investments der Ertragserwartung an dieses Investment gegenüberstellen, ist eine Immobilie, die vier Prozent plus nach allen Kosten und Abschreibungen erwarten lässt, attraktiver – in der Stresstestbetrachtung – als eine Aktie, die vielleicht sechs bis acht Prozent liefert, aber eine deutlich höhere Vola hat und im Stresstest anders behandelt werden muss.“

 

Die Erträge aus Kapitalanlagen sind 2017 wegen des höheren Anlagevermögens und Investmentfondsausschüttungen auf 53 Mio. Euro angewachsen (+7,8 Prozent). Die Aufwendungen für Versicherungsfälle betrugen 8,61 Mio. Euro (2016: 7,59 Mio. Euro). Hierin enthalten sind 440.000 Euro und damit 207.000 Euro mehr Aufwendungen für die Abfindung von Kleinstanwartschaften und Kleinstrenten als 2016. Die Zuführung zur Deckungsrückstellung erreichte 144,6 Mio. Euro (+7,6 Mio. Euro). Somit wuchs die Deckungsrückstellung auf 1,346 Mrd. Euro an.

 

 

Jahresüberschuss geht voll in die Verlustrücklage

 

Die Aufwendungen für Beitragsrückerstattung betrugen 733 Mio. Euro (-38 Prozent). Die Verwaltungskosten für den Versicherungsbetrieb stiegen 2017 leicht auf 1,023 Mio. Euro. Der Ausbau der Immobilienanlagen hat zu höheren Aufwendungen für die Verwaltung der Kapitalanlagen und zu höheren planmäßigen Abschreibungen geführt.

 

Zum 31. Dezember 2017 belief sich die anteilige Verlustrücklage auf 74,43 Mio. Euro, was 5,5 Prozent der Deckungsrückstellung entspricht. Unter Einbeziehung des Gründungsstocks und des anrechenbaren Teils der Rückstellung für Beitragsrückerstattung verfügte der Abrechnungsverband Tarif PK Allgemein über eine Eigenmittelquote in Höhe von rund 5,9 Prozent der Deckungsrückstellung. Der Jahresüberschuss von 13,412 Mio. Euro der Gesamtkasse wird gemäß Paragraf 20 Absatz 5 der Satzung der Verlustrücklage zugeführt. Somit werden null Euro Bilanzgewinn ausgewiesen – wie schon 2016. Gestärkt würden somit in erster Linie das Eigenkapital und die dauerhafte Erfüllbarkeit der zugesagten bAV-Leistungen, so die Kasse.

 

Die durch die Vermögensanlagen erwirtschafteten Kapitalerträge lagen über dem durchschnittlichen Rechnungszins“, heißt es im Lagebericht zur versicherungsmathematischen Prüfung der Vermögenslage. Je nach Versicherungsbeginn wurde den Versichertenguthaben 2017 ein Garantiezins zwischen 4,0 (Beginn 1998 und 1999) und 0,9 Prozent (Beginn ab 2017) gutgeschrieben. Die sich in den Aufwendungen für Beitragsrückerstattung wiederfindende Überschussbeteiligung wird nicht weiter erläutert.

 

 

Rechnungszinsfuß runter

 

Die Kasse hat bereits Maßnahmen ergriffen, um sich verstärkt gegen dauerhafte Niedrigzinsphasen zu wappnen. So werde die schrittweise Absenkung des Rechnungszinsfußes bei 4,0-Prozent-Garantiezins-Tarifgeneration auf 3,5 Prozent spätestens 2018 eingeleitet. Die hierzu 2013 begonnene pauschale Verstärkung der Deckungsrückstellung wurde 2017 mit einer schrittweisen Aufstockung angegangen.

 

Für 2018 wird im Lagebericht „eine weitere Ausweitung des Geschäftsvolumens und des Versicherungsbestands erwartet“, und die Vermögenslage der Höchster Pensionskasse „sollte sich auch 2018 auskömmlich gestalten“. Für 2018 wird ein leichter Rückgang der Nettoverzinsung der Kapitalanlagen erwartet. Ein Anhalten des niedrigen Zinsniveaus für Neuanlagen würde sich belastend auf die erzielbaren Kapitalerträge auswirken. Um diesen Effekten zu begegnen und die Kapitalerträge zu stabilisieren, sollen die Anlagen – so der Ausblick zur Kapitalanlage – in vergleichsweise höherrentierliche Immobilien und Investmentvermögen weiter ausgebaut werden.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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