Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

GDV legt neueste Zahlen zur bAV vor:

Versicherer-bAV mit Licht und Schatten

 

Die Lebensversicherer haben am vergangenen Donnerstag über ihren Lobbyverband GDV die neuesten Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2014 vorgelegt. Darin sind auch die Ergebnisse der Direktversicherungen, Wettbewerbs-Pensionskassen und Pensionsfonds der Lebensversicherer dokumentiert, deren Umsätze beim GDV zusammenlaufen. Die Bilanz liest sich wie eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Zwischen den Zeilen sieht man jedoch Probleme, die auf Stagnation und Fehlsteuerungen der Politik hindeuten. LbAV-Autor Detlef Pohl berichtet.

 

 

Hier zunächst die neuesten Fakten: Die Lebensversicherer brachten 2014 in der bAV die Anzahl der Verträge auf ein neues Rekordhoch von 15 Millionen Stück (2013: 14,7 Millionen). Damit hat sich seit Einführung der Entgeltumwandlung 2002 die Anzahl der bAV-Verträge „fast verdoppelt“ – siehe Grafik (2002: 8,1 Millionen Stück). Allerdings tröpfelt der Zuwachs seit 2012, zuletzt gab es lediglich noch einen Anstieg um 1,8 Prozent (ein Phänomen, das auch der unternehmenseigenen bAV wohl nicht fremd ist). Mittlerweile hält die bAV einen Anteil von 16,2 Prozent an allen Verträgen der Lebensversicherer, Pensionskassen und -fonds. Dies geht aus der soeben erschienenen Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2015“ des GDV hervor. Gemessen an den Bestandsbeiträgen lag der Anteil sogar bei 22,0 Prozent.

 

 

Quelle: GDV Zum Vergrößern anklicken
Quelle: GDV
Zum Vergrößern anklicken

 

Der Bestand an Direktversicherungen erhöhte sich 2014 um 1,5 Prozent auf rund 7,6 Millionen Verträge. Der laufende Beitrag für ein Jahr stieg verhalten auf 6,9 Milliarden Euro (2013: 6,8 Milliarden Euro). Dennoch ist die Direktversicherung, die bei der Förderung ab 2002 nach Paragraf 3 Nr. 63 EStG zunächst ausgebootet wurde, weiter eine Erfolgsgeschichte: Seit Inkrafttreten des BetrAVG 1974 hat sich der Bestand laut GdV mehr als vervierfacht. Im gleichen Zeitraum stieg die versicherte Summe von 7,1 Milliarden auf 206,5 Milliarden Euro an (2013: 203,8 Milliarden).

 

Bei der Rückdeckung von Versorgungszusagen – beispielsweise von Direktzusagen oder Unterstützungskassen – wuchs die Anzahl der Verträge zum Jahresende 2014 um 3,4 Prozent auf 3,2 Millionen Policen (2013: 3,1 Millionen). Der laufende Beitrag für ein Jahr stieg um nur 1,5 Prozent auf 4,43 Milliarden Euro (2013: 4,37 Milliarden). Die versicherte Summe beziehungsweise kapitalisierte Jahresrente stieg um nur 1,4 Prozent auf 117,2 Milliarden Euro (2013: 115,5 Milliarden).

 

 

Pensionskassen in tiefer Stagnation…

 

Auch bei den im GDV organisierten 19 überbetrieblichen Pensionskassen und 16 Pensionsfonds der Versicherer sind die Bestände weiter gewachsen. Die Riester-Reform, 2002 in Kraft getreten, hat der bAV vor allem über die geförderte Entgeltumwandlung (3.63) kräftige Impulse gegeben. Jedoch bleibt die Entwicklung wie schon im Vorjahr schwach:

 

2014 haben 155.000 Arbeitnehmer begonnen, mit Hilfe von Wettbewerbs-Pensionskassen und -fonds vorzusorgen. Das sind 4,5 Prozent Rückgang im Neugeschäft (2013: 162.000). Der Löwenanteil 130.000 entfiel dabei auf die-Pensionskassen. Deren Gesamtbestand stieg um schwache 1,0 Prozent auf 3,7 Millionen Verträge (2013: 3,66 Millionen).

Dabei ging die Versicherungssumme beziehungsweise kapitalisierte Jahresrente um 0,6 Prozent auf 68,9 Milliarden Euro zurück (2013: 69,32 Milliarden). Der laufende Beitrag für ein Jahr fiel um 1,6 Prozent auf 2,71 Milliarden Euro (2013: 2,76 Milliarden). Vom Bestand entfiel der ganz überwiegende Teil – 98,2 Prozent – auf Pensionsversicherungen, die sich in der Anwartschaftsphase befinden. Die gebuchten Bruttobeiträge (ohne Beiträge aus RfB) der Pensionskassen gingen um satte 4,4 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zurück (2013: 2,9 Milliarden).

 

 

 

und Pensionsfonds nicht minder

 

Bei Pensionsfonds belief sich der gesamte Neuzugang 2014 auf 25.000 gesicherte Personen; ein Minus von 15,6 Prozent. Der laufende Beitrag für ein Jahr aus diesem Neuzugang erreichte gerade noch 9,3 Millionen Euro (minus 8,4 Prozent), der Einmalbeitrag stieg auf 402 Millionen Euro (2013: 301 Millionen). Im Bestand sind Ende 2014 knapp 510.000 Menschen (plus 4,5 Prozent) gesichert. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um fast 25 Prozent auf 544 Millionen Euro (2013: 435 Millionen). Hier zeichnen sich als positive Signale allenfalls die Ablösung von Pensionsverpflichtungen aus Direktzusagen ab, die sich in einem Anstieg des Einmalbeitragsgeschäfts um satte 33,8 Prozent widerspiegeln.

 

Trotz der positiven herausgestellten Zahlen sei die bAV von einer flächendeckenden Verbreitung noch weit entfernt, betonte Peter Schwark, Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung. Er hatte dies bereits Anfang Juni resümiert und Vorschläge für mehr bAV unterbreitet („Raus der Stagnation“). Es gebe noch deutliches Potenzial. „Die bAV in Deutschland ist aber zu komplex. Deshalb setzen wir uns für ihre Vereinfachung ein“, so Schwark. Das Land brauche flexiblere Dotierungsmöglichkeiten und insgesamt mehr Spielraum für die einzelnen Durchführungswege.

 

 

Spannung zwischen den Zeilen

 

Die Spannung liegt jedoch im Moment häufig zwischen den Zeilen. Beispiel Pensionskassen: Sie sind vergleichsweise jung; viele wurden im Jahr 2002 gegründet oder geöffnet, weil man der etablierten Direktversicherung zunächst die Förderung der Entgeltumwandlung versagte. Daher sahen sich die Lebensversicherer genötigt, eigene Pensionskassen zu gründen. Da dies Mittel bindet und die Bestände relativ aufwendig verwaltet werden mussten, hinken die Leistungen im Vergleich zur Direktversicherung immer etwas nach. Der anfängliche Zuspruch ging auch schlagartig zurück, als Direktversicherungen zum 1. Januar 2005 mit drei Jahren Verspätung ebenfalls in die 3.63er-Förderung einbezogen wurden. Seither siecht das Neugeschäft der Wettbewerbs-Pensionskassen, die daher wohl früher oder später in die Direktversicherungsbestände integriert werden dürften. Auch 2014 gab es gegenüber 2013 in nahezu allen Kennzahlen zweistellige Rückgänge, am stärksten beim Einmalbeitrag um fast 29 Prozent.

 

Die Versicherer können nur mit Kosteneffizienz und Masse bei den Kapitalanlagen gegensteuern. Der Bestand an Kapitalanlagen der Pensionskassen stieg von 31 Milliarden Euro Ende 2013 um 9,2 Prozent auf 33,9 Milliarden Euro Ende 2014. Aus Kapitalanlagen erzielten die Lebensversicherer 2014 insgesamt 3,91 Prozent durchschnittliche laufende Gesamtverzinsung (2013: nicht genannt). Die Ergebnisse bei den Pensionskassen wurden nicht separat ausgewiesen, dürften aber erfahrungsgemäß wegen der höheren Kosten geschätzte 0,5 Prozentpunkte niedriger gelegen haben.

 

Die Stornoquote der gesamten Lebensversicherung, gemessen an der Anzahl der Verträge, ist 2014 mit 3,14 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 1993 gesunken (2013: 3,32 Prozent). Auch die Verwaltungskostenquote, bei der die Kosten ins Verhältnis zu den gebuchten Bruttobeiträgen gesetzt werden, verringerte sich auf 2,2 Prozent (2013: 2,3 Prozent). Im Jahr 1985 hatte diese Quote noch bei über 6 Prozent gelegen. Zahlen für Pensionskassen wurden nicht gesondert ausgewiesen, dürften aber aus den genannten Gründen höher als in der Lebensversicherung insgesamt gewesen sein.

 

 

Wenig erfreuliche Aussichten bei der Verzinsung

 

Zum Schluss noch ein Blick auf den Trend, dass Renten das Geschäft immer stärker zulasten der Kapital-Lebensversicherung (KLV) dominieren. Laut GDV-Bilanz gab es Ende letzten Jahres 39,7 Millionen Rentenverträge. Das waren 44,7 Prozent aller Hauptversicherungen (KLV: 39,7 Prozent, Rest ist RLV). Von den Rentenpolicen entfielen rund 16,9 Millionen auf die neuen betrieblichen und privaten Vorsorgeformen, die infolge der Riester-Reformen eingeführt wurden: Pensionskassen und -fonds umfassten rund 4,2 Millionen Rentenverträge; Riester- und Basisrenten erreichten 12,7 Millionen Verträge. Der Rest, 22,8 Millionen Verträge, ist Privatrenten sowie Direkt- und Rückdeckungsversicherungen zuzuordnen.

 

Der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr ist von weiterem leichtem Abrieb gekennzeichnet. Dazu trägt vor allem die Niedrigzinsphase bei. Die Rating-Agentur Assekurata rechnet aufgrund der zu finanzierenden Zinsgarantien bei den Lebensversicherern insgesamt für 2015 mit der bis dato höchsten Zuführung zur Zinszusatzreserve in Höhe von 12 bis 14 Milliarden Euro.

 

Und sollten die Zinsen weiter so tief bleiben, könnte sich nach Assekurata-Simulationen der Reservebestand in den kommenden zehn Jahren sogar auf gut 150 Milliarden summieren. Dies drückt die Überschussbeteiligungen weiter in Richtung null. Auf Dauer kann die Branche dann auch nicht damit rechnen, von Sondereinflüssen wie zuletzt zu profitieren, als das Lebensversicherungs-Reformgesetz die Rohüberschüsse mittels eingeschränkter Beteiligung an den Bewertungsreserven deutlich entlastete.

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.