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Kassandra – Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Schatten an der Wand

Unregelmäßig freitags bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Sind sich die Menschen wirklich darüber im klaren, was auf Sie zukommt? Geht es nach einem Freiburger Professor, dann wäre das in einem Lebensbereich zumindest bald der Fall.

Heute zum zweiten Mal in dieser Woche eine kommentierte Presseschau auf LEITERbAV – mit teils neuen Beiträgen, aber auch teils mit Bezug zu älteren, die bereits auf LEITERbAV Dynamics gepostet worden sind, wo Kassandra in diesen Monaten bevorzugt ihr Unwesen treibt.

Gmünder Tagespost (19. Februar): „Standortranking: Deutschlands Abstieg ist beunruhigend.“

Die Welt (21. Januar): „Arbeitgeberpräsident Dulger: ‚Wir werden den gewohnten Wohlstand nicht halten können‘.“

Die Welt (28. Januar): „Wirtschaft und Politik fürchten Überlastung von Firmen durch neue EU-Regeln.“

tagesschau.de (23. Januar): Staatliche Förderbank: Warnung vor ‚Ära schrumpfenden Wohlstandes‘.“

Die Welt (22. Februar): Auswanderer: ‚Einfach die Nase voll von Deutschland‘.“

Deutsche Welle (30. Januar): „Inflation und Krieg befeuern Wohnungskrise in Deutschland.“

Berliner Morgenpost (31. Dezember): „Millionen droht kleine Rente trotz jahrzehntelanger Arbeit.“

Gestern wurde auf auf LbAV anlässlich einer GDV-Umfrage die rentenpolitische Perspektive Deutschlands (mal wieder) in der Lieblingsfarbe des Autors gezeichnet, nämlich tiefschwarz, und das in derben Worten.

Nochmal zum Hintergrund: landauf, landab wird von Politikern und Medien annonciert, dass Deutschland und seine Menschen sich (wegen der von LbAV meist so genannten Multi-Problemlage“) auf Zeiten sinkenden Wohlstandes einstellen müssen.

Dass das stimmt, kann man unterstreichen. Dass die Botschaft formal bei den Menschen ankommt, auch. Die Frage ist nur, ob sie die Schatten an der Wand auch sehen und die Schrift dort an der Wand auch wirklich verstehen. Deutschland ist kein Land, das gut gerüstet, klug gemanagt und wohl ausbalanciert (demographisch, fiskalisch, industriepolitisch, technologisch, regulatorisch, sozialpolitisch, bildungspolitisch etc. etc…) einer Zukunft entgegentritt, die nun halt etwas härter wird. Und es ist auch nicht so, als müssten die Menschen halt ein paar überschaubare Abstriche machen, die man kaum merken werde – auch, weil die Politik wie in der Finanzkrise oder in der Corona-Krise Probleme einfach mit ständig frisch gedrucktem Geld zukleistern solle.

Sondern Deutschland ist ein Land, dass – Stichwort die erwähnte Multi-Problemlage – schon jetzt auf fast allen relevanten Politikfeldern jeden Tag mehr unter Druck gerät. Sollten diese Drücke sich verstärken – und alles spricht dafür – dann wird das Zusammenwirken dieser Effekte in der Summe (die mehr ist als die Einzelteile zusammengenommen) für Verwerfungen sorgen, die sich gewaschen haben. Oben verlinkt nur ein paar wahllose Beispiele der letzten Zeit. Ein weiteres Beispiel, wo der Druck im Kessel steigt, im nächsten Beitrag.

 

Focus (22. Februar): „Ökonom Bernd Raffelhüschen fordert bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung für Kassenpatienten.“

Prof. Bernd Raffelhüschen ist auch auf unserem Parkett wohl bekannt, nicht zuletzt für seine Scharfzüngigkeit – hier mit einem prägnanten Vorstoß in einer Nachbardisziplin zur bAV.

In Sachen Multi-Problemlage Deutschlands ging es auch um die pKV hier jüngst – dergestalt, dass dass der reguläre Bundeszuschuss zur Gesetzlichen Krankenversicherung just von 14,5 Mrd. Euro mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz um weitere 2 Mrd. Euro aufgestockt worden ist.

Ja, im Vergleich zur GRV mit ihrem jährlichen Bedarf von über 100 Mrd. Euro schon zu den guten Zeiten sind das nur rund 15% des Steuerzuschusses. Doch gilt auch hier, dass das System zunehmend unter Druck von mehreren Seiten gerät – und gleichzeitig immer noch sehr von einer Vollkaskomentalität geprägt ist, die längst nur noch ein Anachronismus ist. Insofern hier Zustimmung zu des Freiburgers Vorschlag. Irgendetwas passieren wird in den nächsten Jahren sowieso, was auch immer. So bleiben wie es ist, das wird es jedenfalls nicht, das steht fest.

Und wenn sich der Vorschlag Raffelhüschens tatsächlich durchsetzten sollte, dann hätte das auch den Vorteil, dass zumindest in einem Lebensbereich die Schärfe der Lage von den Menschen unmittelbar gespürt würde – mit einem Schmerz an einer Stelle, für die die Ärzte keine Mittel haben: im Portemonnaie.

Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.

Kassandra bei der Arbeit.
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Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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