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Round Table Frauen in der bAV (III) – Bayer AG:

Planung, Entwicklung und Einführung der App „myPensions“

2018 startete die Bayer AG mit der Planung einer unternehmensinternen bAV-App. Ziel war, die Bayer-Altersversorgung einfach, verständlich und monatsgenau in einer App darzustellen. Jeder Mitarbeiter sollte ausschließlich die Informationen seiner persönlichen Versorgungsdaten über die App erhalten. Tamara Voigt erläutert die Genese des Tools.

 


Das Konzept

 

Tamara Voigt, Bayer AG.

Bayer entschied sich vorwiegend aus datenschutzrechtlichen Gründen, die eigene bAV-App myPensions inhouse zu entwickeln. Die bAV-App sollte als Ergänzung zur bereits vorhandenen jährlichen Anwartschaftsdarstellung eine monatsaktuelle Information über das Versorgungsniveau jedes einzelnen Beschäftigten in deutscher und englischer Sprache bieten.


Um optimale Nutzerfreundlichkeit zu erreichen, wurde eine ausführliche Bedarfsanalyse unter den Beschäftigten vorgenommen, und es wurden Personas definiert. Im Rahmen der Bedarfsanalyse formulierten Mitarbeiter ihre Anforderungskriterien an eine bAV-App. Anschließend wurden die Befragungsergebnisse aggregiert und analysiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage für den Austausch mit weiteren beteiligten Akteuren.


Bayer, Apple, SAP


Das Projekt wurde, zur Freude aller Beteiligten, in ein dreitägiges Design Lab von Apple und SAP in San Francisco aufgenommen. Dort stand die User Experience, ein Design-Workshop und die kollaborative Erarbeitung von ersten High-Fidelity Mock-Ups auf der Agenda. Die Ergebnisse dieses Workshops wurden ebenfalls als Grundlage für die weitere Entwicklung genutzt.


Was zu können ist

 

Folgende Kernfunktionen wurden durch ein Projektteam für die App festgelegt:

 

Individualisierte Darstellung der jeweils relevanten bAV-Regelungen mit kurzen Erläuterungstexten.


Expliziter Hinweis auf nicht genutzte / nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten zur Verbesserung der Versorgung.


Anzeige der Anwartschaft heute und Hochrechnung auf das Rentenalter (monatsaktuell).


Historische Übersicht zu Beiträgen (Anteil Bayer / Mitarbeiter/in) und zur Entwicklung der Anwartschaft.


Berücksichtigung unterschiedlicher Informationsbedarfe durch unterschiedliche Detailtiefe im Rahmen der Darstellungslevel.


Erzeugen von PDF-Dateien für die persönliche Ablage.


Eingaben anderer Rentenleistungen (z. B. gesetzliche Rente).


FAQs.


für mobile Endgeräte optimierte Darstellung.


Weiterführende Links in das BayerNet (Intranet), z.B. auf Info-Broschüren.


Sukzessive Live …


Die App-Entwicklung wurde stufenweise vorgenommen und ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Die erste Ausbaustufe konnte nach einer Pilotphase am 3. Juni 2020 live gehen. Alle großen bAV-Systeme von Bayer waren zu diesem Zeitpunkt in der App abgebildet. Dazu gehören die:


Grundrente Bayer-Penka/Rheinische Pensionskasse.


Zusatzrente/3. Versorgungsstufe/Matching Contribution.


Besonderheiten hinsichtlich abgelöster Versorgungsregelungen bei Grund- und Zusatzrente.


Langzeitkonto, Anzeige der angesparten Zeit.


Möglichkeit zu eigenen Eingaben.

 

und immer weiter

 

In der zweiten Ausbaustufe wurden im Januar 2021 statische und dynamische Besitzstände sowie sonstige Firmenleistungen in die App integriert. Im ersten Quartal des Jahres 2022 werden Zusatzversicherungen und die Riester-Versorgung dargestellt werden können.

Quelle: Bayer AG. Grafik zur Volldarstellung anklicken.


Als nächste Erweiterung stehen die Implementierung der Deferred Compensation-Modelle, die Verknüpfung weiterer ESS-Funktionen und ein umfassender Kalkulator mit flexiblen Annahmen für Hochrechnungen auf dem Programm.

 

Die App ist ausschließlich auf Firmenendgeräten nutzbar. Das sechsköpfige Projekt-Team trifft sich wöchentlich zur Verbesserung und Weiterentwicklung der App.

 

Standardisierter Aufbau in jedem bAV-Element


Alle bAV-Zusagen haben den gleichen übersichtlichen Aufbau in der App (siehe Abb.). An erster Stelle steht die Erklärung der Zusage mit der dazugehörenden Finanzierung. Es folgen die Aufführung von Versorgungsträger, Tarif und Renteneintrittsalter, der erreichten und zu erreichenden Bruttoanwartschaft (mtl./jährl.) sowie modellspezifische Ergänzungen. Abschließend ist der Arbeitnehmerbeitrag und die Beitragshistorie von Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufgeführt.


Richtung DigiRÜ?


Um den Beschäftigten ein vollständiges Bild über ihre zu erwartenden Leistungen im Alter zu geben, wurde die Möglichkeit geschaffen, andere Anwartschaften (z.B. solche ehemaliger Arbeitgeber, gesetzliche Rente) ebenfalls einzugeben. Diese werden gespeichert und in graphische Darstellungen der Altersvorsorgeleistungen einbezogen.

 

Zusätzlich wird in einer tabellarischen Übersicht die Entwicklung der Anwartschaften und Beiträge in den letzten drei Jahren aufgeführt. Ein FAQ-Bereich stellt ergänzende Informationen für jedes spezifische bAV-Element und ggf. eine Verlinkung auf weitere Informationen im BayerNet (Intranet) zur Verfügung.


In optionalen bAV-Modellen wird in einem Hinweisfeld über den aktuellen Teilnahmestatus des Beschäftigten informiert.


Von Herausforderungen bei der Umsetzung …


Die App
myPensions war eine große Herausforderung für das Projekt-Team. Grund waren knappe IT-Kapazitäten, umfangreiche Abstimmung mit externen Entwicklern sowie divergierende Vorstellungen bei der Darstellungsweise. Alle Beteiligten mussten Kompromisse eingehen.

 

zum Erfolg

 

In der Einführungsphase wurde myPensions von ca. 125 Beschäftigten pro Tag genutzt. Im Einführungsmonat Juni 2020 konnten 4.500 Nutzer verzeichnet werden, davon 3,5% auf mobilen Endgeräten. Nach der erstmaligen Promotion im Intranet konnten im November 2021 rund 2.000 reguläre Nutzer verzeichnet werden.


Von den derzeit rund 200 angebotenen Bayer-Apps liegt die App „myPensions“ durchgehend auf den Plätzen 20 bis 30. Das Feedback der Mitarbeiter ist äußerst positiv. Insbesondere werden Zuschnitt auf die individuelle Versorgungssituation, Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der App gelobt. Besonders hervorgehoben wird der selbsterklärende Aufbau und die damit verbundene intuitive Navigation.

 

Die Autorin ist Head of Pensions im Bayer-Konzern.


Der Beitrag beruht auf einem Vortrag, den sie auf dem
Lurse RoundTable „Frauen in der bAV“ im Dezember 2021 gehalten hat.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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