Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

22. HB-Jahrestagung bAV (II):

Medienbruchfrei …

scheint das Schlüsselwort in der bAV-Verwaltung zu sein. Speziell zu Strategien für die bAV-Digitalisierung gab es ein eigenes Forum auf der Handelsblatt-bAV-Tagung. LbAV-Autor Detlef Pohl dokumentiert Auszüge der Referenten. Und vergisst auch den Gewinner des digitalen Diamond Star nicht.

 

Infolge der engen Nachrichtenlage als als auch der Vielzahl der Herbsttagungen staut sich die Berichterstattung auf LEITERbAV etwas. Heute mit ein wenig Abstand also der zweite Teil der Berichterstattung zur diesjährigen, rein digitalen Handelsblatt-bAV-Tagung – wegen der Inhaltsdichte dokumentiert kommen die Impressionen im Redaktion und Leserschaft gleichermaßen schonenden LbAV-Stakkato (sämtlich im Indikativ der Referenten).

 

Wo der bAV-Markt bei Digitalisierung steht

 

Stefan Huber, Geschäftsführer, eVorsorge Systems GmbH:

 

Stefan Huber, eVorsorge Systems.

+++ Digitalisierung kann Werkzeug für mehr bAV-Verbreitung und Kosteneffizienz sein +++ Firmen wünschen sich v.a., bAV einfach und effizient zu verwalten +++ grundsätzlich ist bAV-Einrichtung und -Verwaltung Sache des Arbeitgebers, wobei primär Arbeitsrecht zu beachten ist +++ bAV-Plattformen, die komplexe Anwendungs-, Beratungs- und Verwaltungssysteme anbieten, ermöglichen Digitalisierung und bauen auf Vorgaben der Versorgungsordnung auf +++ es geht immer um universelle Schnittstelle und medienbruchfreies Arbeiten +++ AG können kann selbst auch weitere Benutzer im Portal anlegen und somit bspw. Dienstleister mit Pflege und Aktualisierung der Daten oder der Meldung von Änderungen an den Versicherer beauftragen +++ zunehmend Bots, also digitale Assistenten, innerhalb von Portalen eingesetzt – hat Zukunft, wenn es in AN-Sprache gelingt +++

 

 

 

Es braucht noch 3 bis 4 Jahre für 100% Digitalisierung der bAV.“

 

 

+++ bAV ist aber für alle Beteiligten immer noch verwaltungsintensiv +++ in Bezug auf versicherungsförmige Lösungen haben viele Versicherer daher Projekte zur Digitalisierung der bAV gestartet +++ allerdings wird es noch ein paar Jahre dauern, bis Branche digital zeitgemäß aufgestellt +++ bis dahin können bAV-Portallösungen Digitalisierungslücken überbrücken +++ digitale Affinität der Anbieter zunehmend relevant bei Ausschreibungen +++ bei Digitalisierung ist jedoch Kommunikationsstrategie entscheidend +++ braucht noch 3 bis 4 Jahre für 100% Digitalisierung der bAV +++

 

Zwischen klassisch und Science Fiction

 

Nadine Beeckmann: Head of Broker bAV der Generali Deutschland und Vorstand Generali Pensionsfonds / Generali Pensionskasse:

 

+++ in der bAV ist digitale Prozessgestaltung heute schon möglich ++++ nur 14% der KMU sehen keinen Bedarf an digitalisierter bAV, zeigt neue Generali-Mittelstandsstudie +++ am meisten werden laut Studie Vertragsauskunft und digitale Bearbeitung von Bestands- und Neugeschäftsvorfällen nachgefragt +++ Generali arbeitet an standardisierten Schnittstellen (Bipro-Normen), baut aber kein eigenes Portal („das das können andere besser“) +++ externe Lösungen mit eigenen Webservices bestückt +++ damit schon jetzt auf Weg zu Echtzeit-Bearbeitung, Status-Tracking und sofortiger Rückmeldung im System +++ mit Investitionen in Prozesse ist vieles innerhalb von Sekunden möglich, aber manches ist auch noch Science Fiction +++

 

 

Tatsächlich passiert oftmals vieles noch via klassischer E-Mail durch die Hintertür.“

 

 

+++ bei Frontendportal oder Plattform wird Anwendern nicht selten suggeriert, dass alles voll digital läuft +++ tatsächlich passiert oftmals vieles noch via klassischer E-Mail durch die Hintertür +++ Anspruch bei Generali: medienbruchfreie Verarbeitung, alles passiert in Sekunden, es muss plausibel sein, keine Extra-Runden z.B. per E-Mail, alles detailliert, aktuell, in Echtzeit +++ unmittelbar sind Werte im Bestandssystem des Versicherers auch gleichzeitig im Portal – ohne Warten auf ein Einlesen von PDFs, Technik dazu steht +++

 

Wer planen will, braucht Übersicht

 

Christof Quiring, Head of Workplace Investing, Fidelity International:

 

+++ zur Pandemie-Bilanz gehört Optimismus für die kommenden Monate, aber Sorgen um die Rente +++ Verweis auf „Fidelity Global Sentiment Report 2021 +++ im Lockdown wurde kurzfristig mehr gespart, doch langfristige Finanzplanung sorgt für Unbehagen: nur jeder Zweite geht davon aus, im Alter finanziell abgesichert zu sein +++

 

Christof Quiring, Fidelity International.

+++ gute Planung erfordert ganzheitliche Übersicht +++ Lösung z.B. das Rentencockpit der Goethe Universität Frankfurt/Main (Prof. Andreas Hackethal), mit der sein Haus eine Entwicklungskooperation hat – mit Authentifizierung über angebundene Ident-Provider, sicherem Umgang mit den Daten und permanenter Erreichbarkeit +++ sorgt für gesamtheitliche Übersicht der Einkommensströme für den Ruhestand +++ beinhaltet Rentenbedarfsrechner zur Ermittlung der Zielrente, ermöglicht individuelle Erfassung der Daten auf Einnahmen- und Ausgabenseite sowie Anpassung auf die Lebens- und Wohnsituation +++ erfasst auch Immobilien (außer von Selbstnutzern) und kann weitere Sparprodukte hinzunehmen (erste Anbieter schon angebunden) +++ enthält auch typische Rentenbedarfsbeispiele nach Alter, Geschlecht und Einkommenshöhe, an denen sich Nutzer zuordnen kann (statt generell auf 70% des letzten Nettoeinkommens verwiesen zu werden) +++

 

+++ Rentendaten können zusammengeführt werden (Lese- bzw. Bearbeitungsrechte) und bringen letztlich Überblick der Gesamtsituation +++ Konten-Teilung erlaubt auch Aufnahme der Daten des Partners und erlaubt so präzises Ergebnis für den ganzen Haushalt +++ Zusammenfassung in einer Zahl (voraussichtliche monatliche Rente) sowie Sichtbarmachen der Versorgungslücke +++ direkte Verknüpfung des Rentencockpits mit digitalem bAV-Portal (nicht nur von Fidelity) lässt Handlungsmöglichkeiten zu, etwa konkrete Erhöhung der Entgeltumwandlung direkt und medienbruchfrei) +++ bedarf noch ausgefeilter Kommunikationsstrategie, damit Nutzer „spielen und sofort handeln können“ +++

 

Diamond Star Award bAV 4.0 an Projekt von SAP, Aon und eVorsorge

 

Jochen Pölderl, Aon.

+++ Verleihung des „Diamond Star Award 2021“ für wegweisende Innovationen in der Kategorie „bAV 4.0“ an ein Gemeinschaftsprojekt von Aon, SAP und eVorsorge +++ digitale Lösung wird Aufwand für bAV-Verwaltung im Unternehmen um mehr als 50% reduzieren, so die Begründung +++ Kernstück ist Schnittstelle, mit der künftig alle bAV-relevanten Personen- und Gehaltsdaten direkt aus dem HR-System an das Portal geliefert werden +++ Weiterverarbeitung erfolgt dann vorgangs- und versichererspezifisch mit Schnittstellenkonformität unter Einbindung der betroffenen Versicherer +++ Doppelarbeiten und Eingabefehler werden vermieden +++ geplant ist, dass Versorgungsberechtigte Zugriff auf alle relevanten Unterlagen im Web-Portal erhalten +++

 

 

Die Lösung hat das Potenzial zum Industriestandard.”

 

 

+++ bislang macht bAV beträchtlichen Aufwand: unterschiedliche Versorgungswerke und Versicherer, Altverträge, verschiedene Durchführungswege, Tarife, Gesetzesänderungen – all dies führt zu großen und komplexen Datenmengen, deren Administration enorme Ressourcen bindet +++

 

+++ schon heute nutzt SAP für seine bAV mit Webportal „Aon OnePension“ eine digitale Lösung +++ Schriftverkehr, Bereitstellung und Austausch von Policen, Standmitteilungen etc. ausschließlich online +++ auch Bestandsveränderungen als digitale Geschäftsvorfälle mit wenigen Klicks erledigt, da auch Versicherer in den Prozess eingebunden +++ dennoch muss bisher eine ganze Reihe von Daten manuell übertragen werden +++ das entfällt mit der neuen Lösung +++

 

+++ Einführung bei SAP für Mitte 2022 geplant +++ Aon hofft baldige Nutzung auch bei anderen Kunden, da „die Lösung das Potenzial zum Industriestandard hat”, so Aon-Principal Jochen Plöderl +++ damit schließt sich Digitalisierungslücke im Datenaustausch zwischen den Beteiligten +++ „Durch den Middleware-Ansatz lässt sich der Datentransfer zwischen dem HR-System und dem jeweiligen Versicherer-System faktisch normieren“, so eVorsorge-Chef Huber +++

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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