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Jahresauftakt der Pensions-Akademie:

Klimflation goes Stresstest

In die Reihe virtueller Veranstaltungen fürs hiesige Parkett hat sich jüngst auch die Fachtagung der Pensions-Akademie e.V. mit breiter Themenpalette eingereiht. Zudem wurden zwei ESG Pension Awards verliehen. Und zwei aktuelle Überthemen dringen weiter vor. Frank Vogel hat für LEITERbAV nur einige der Inhalte dokumentiert.

 

10. Februar: Bei der virtuellen Jahresauftaktveranstaltung der Pensions-Akademie bietet sich den über 100 Teilnehmern ein breites Themenspektrum:

 

Georg Thurnes, aba und ThurnesbaV.

Den Auftakt macht aba-Chef Georg Thurnes mit einem Ausblick auf die bAV-Agenda 2022 und verweist auf wichtige Handlungsfelder. Eines seiner Themen: die bAV im Spannungsfeld zwischen demografischemWandel und Generationengerechtigkeit. Im weitesten Sinne damit verbunden erwartet Thurnes, dass sich für die deutsche bAV im bzw. ab dem Jahr 2022 mehrere Schwerpunkte abzeichnen. Dazu gehören:

 

Regulierung (EbAV II, SIPP, MaGo

 

Weiterentwicklung Arbeitsrecht und Aufsichtsrecht für EbAV

 

Digitale Rentenübersicht / erste Umsetzungsschritte

 

Höchstrechnungszins 0,25% und die Folgen

 

Nachhaltigkeit

 

Arbeitgeberzuschuss bei Entgeltumwandlung (Stufe 2)

 

Anhaltender Niedrigzins (HGB / EStG / EbAV / jegliche Vorsorge)

 

Umsetzung der bAV-Themen des Koalitionsvertrags

 

Zu letztem Punkt bezieht Thurnes umfassend Stellung, inhaltlich ähnlich bereits früher an anderer Stelle, hier dokumentiert auf LEITERbAV. Insofern wird hier im Folgenden auf zwei Aspekte seines Vortrags eingegangen: die digitale Rentenübersicht bzw. anstehende Regulierungsszenarien.

 

Digitale Rentenübersicht – wo stehen wir?

 

Positiv vermerkt Thurnes, dass Steuerungsgremium sowie Fachbeiräte etabliert und (auch) mit bAV Experten besetzt sind. Das Kommunikationshandbuch für Teilnehmer der Testphase und ersten Betriebsphase ist ebenfalls weit gediehen. Nunmehr gilt es, viele Teilnehmer für die Testphase zu gewinnen, die voraussichtlich in Q3/22 startet. Zudem stehen u.a. noch eine Einigung hinsichtlich des Identifikationsverfahrens der Nutzer sowie Verfahrensfragen im Hinblick auf Steuer-ID bei Direktzusagen und U-Kassen aus.

 

Regulierung – was passiert?

 

Bei den Reglementierungen dürfte neben dem EIOPA-Stresstest (s.u.) die weitere Umsetzung der EbAV II-Richtlinie von Relevanz sein. Hier sind Implementierungen teils noch im Gange, und mit Blick auf die Berichts- und Aufsichtspraxis müssen sich gewisse Details laut Thurnes noch „zurechtrütteln“. Zudem wird das Nachhaltigkeitsthema für die EbAV, die dabei meist als „normale Finanzmarktteilnehmer“ erfasst werden, in Bezug auf Offenlegungs- und Taxonomieverordnung dominanter. Bereits für Q2/22 sind entsprechende ESG-Templates angekündigt, die bei der Umsetzung helfen sollen. Das Inkrafttreten der technischen Regulierungsstandards zur Offenlegungsverordnung wird erst für Beginn 2023 erwartet, insofern sind manche Umsetzungs- und Abgrenzungsfragen für EbAV und ihre „Produkte“ noch offen!

 

Weitere Regulierungen stehen, so Thurnes, mit dem Entwurf der VAG-Anzeigeverordnung und der Novelle des VAIT-Rundschreibens im Q1/22 an. Zudem dürfte aufgrund der europäischen Perspektive zusätzlicher Aufwand auf die EbAV zukommen – Stichwort DORA Verordnung („Digital Operation Resilience Act“).

 

Auch die EIOPA-Stellungnahmen zu Kostenberichtswesen und DC Risk Assessment und das diesbezüglich bereits angekündigte Fact-Finding werden die EbAV wohl beschäftigen (müssen). Diverse weitere EIOPA-Themen kommen womöglich dazu: Strategie zu aufsichtsrechtlichen Daten im Finanzsektor, Bericht zu grenzüberschreitenden Tätigkeiten, Financial Stability Report.

 

Insofern verweist Thurnes an dieser Stelle noch einmal auf den Koalitionsvertrag, vor allem im Hinblick auf diese Passage: „Auch für kleine Versicherungsunternehmen und Pensionskassen wollen wir für eine stärker proportionale Regulierung sorgen.“ Wie die vorangegangenen Auszüge aus seiner Agenda für 2022 zeigen, dürfte diesbezüglich noch erheblicher Handlungsbedarf bestehen.

 

EIOPA: Die Inflation hält Einzug in das Berichtswesen

 

Sandra Hack, EIOPA.

Sandra Hack, Coordinator Pensions Policy der EIOPA, referiert über neue Ansätze für das Szenario des anstehenden EbAV-Stresstests.

 

Hack sieht europaweite Stresstests als integralen Teil der Risikoanalysen der EIOPA, die tiefgreifende Einsichten in die Widerstandsfähigkeit der EbAV ermöglichen sollen. Erstes Ziel: das Systemrisiko gegenüber ungünstigen Marktentwicklungen bewerten zu können.

 

Die europäische Behörde hat in den vergangenen Jahren an einem Methodenrahmenwerk für EbAV-Stresstests gearbeitet, um die Effizienz des Designs, der Durchführung und der Analyse der Stresstest-Resultate zu erhöhen. Besonderes Augenmerk galt dem Ziel, die verschiedenen EbAV-Sektoren in Europa ganzheitlich analysieren zu können. Dafür wurde ein Rahmen von ‘horizontalen’, analytischen Ansätzen geschaffen, die sowohl DB als auch DC abdecken. In diesem Kontext können auch neue Aspekte, z.B. die Bewertung der Auswirkungen von Nachhaltigkeitsrisiken bzw. Klimawandel-Risiken auf die Finanzstabilität der EbAV, abgebildet werden.

 

Darauf aufbauend und mit Blick auf die Ergebnisse des 2019-Stresstests plant EIOPA für 2022 einen Klimawandel-Stresstest für EbAV. Dieser wird insbesondere auf Investitionen und deren Risiko in Bezug auf Klimawandel fokussiert sein. Weiterhin soll dabei dem ökonomischen Umfeld, u.a. flankiert von Covid-19 Pandemie und erhöhter Inflation sowie deren Einfluss auf die Kaufkraft der Pensionen, Rechnung getragen werden.

 

Als voraussichtliche Timeline nennt Hack den Zeitraum zwischen April (Start der Aussendungen) und Dezember 2022 (Veröffentlichung der anonymisierten Ergebnisse).

 

Anriss: Die Fachbeiträge zwischen Fixed Income, Rendite vs. Risiko und Carbon Footprint

 

Außerdem sprechen auf der Tagung zahlreiche Fachleute, deren Vorträge eigene Beiträge wert wären, hier aber aus Platzgründen nur kurz angerissen werden können:

 

So referieren Olaf Scherf und Oliver Knoch von der Deutschen Bank zum Thema „Steuerung von Rendite und Risiko im Niedrigzinsumfeld“, gefolgt von Sabrina Jacobs von Insight Investment, die über den „Einfluss divergierender Volkswirtschaften auf den Fixed-Income-Markt“ spricht.

 

Über „Nachhaltiges Asset Management in der Praxis – Chancen und Herausforderungen“ referiert Hans-Peter Bauder von LGIM. Nachhaltige Perspektiven vermittelte auch Sebastian Müller (right. based on science) unter der Frage „Was kommt nach dem Carbon Footprint?“.

 

Andreas Rickert von Nixdorf Kapital AG legt dar, „Wie man richtig mit Rendite und Impact investiert“. Mit „Wasserkraft als zentraler Säule der Energiewende“ bieten Günther Rabensteiner und Markus Ziegler (Climate Endowment / eHydro 500) einen weiteren Fachbeitrag. Schließlich stellt stellt Jana Desirée Wunderlich von den Hannoverschen Kassen den Nachhaltigkeitsansatz des letztjährigen Gewinners des ESG Pensions Award 2021 vor.

 

Weitere Informationen zur Pensions-Akademie, ihren Veranstaltungen und zu potenziellem Mitwirken findet die geneigte LEITERbAV-Leserschaft hier.

 

Frank Vogel, Pensions-Akademie.

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender der Pensions-Akademie e.V. in Frankfurt am Main.

 

In dieser Funktion sind von ihm bereits auf LEITERbAV erschienen:

 

Einblicke vom Impact Round Table bei der Pensions-Akademie:
Mehr Nachhaltigkeit wagen!
von Christian Schneider, 20. Oktober 2023

Deutscher ESG Pensions Award 2023:
Das ist der Preis der Nachhaltigkeit
6. Oktober 2022

Pensions-Akademie:
Klimflation goes Stresstest …
von Frank Vogel, 22. Februar 2022

Zeit für eine kleine (Zwischen-)Bilanz:
Sechs Jahre Pensions-Akademie
von Frank Vogel, 17. Dezember 2021

Nach fünf Jahren:
Die Pensions-Akademie hat sich nachhaltig etabliert
8. Oktober 2021

Ein Kompendium an nachhaltiger Lektüre:
Innovative Nachhaltigkeit in Einrichtungen der bAV“
2. September 2021

Nachhaltigkeit in der bAV – der zweite ESG Pensions Award:
Von der Pflicht zur Kür …
17. Februar 2021

Jahresauftaktveranstaltung 2019 der Pensions-Akademie:
Vor welchen Perspektiven steht die bAV?
26. März 2019

Herbsttagung der Pensions-Akademie:
Im Spannungsfeld zwischen PEPP und Praxis
25. September 2018

Auftaktveranstaltung 2018 der Pensions-Akademie:
Zum Glück keine Ruhe für die bAV
6. Februar 2018

Fachtagung der Pensions-Akademie:
Da klingeln bei mir die Alarmglocken“
22. September 2017

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Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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