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Deutscher bAV-Preis 2022 verliehen:

Kleine und große Sieger

Gestern in Berlin: Zum bereits neunten Mal wurden Unternehmen für ihre Versorgungswerke mit dem Deutschen bAV-Preis geehrt. Die Preisträger könnten mit Blick auf Größe und Geschäftsfelder unterschiedlicher kaum sein. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die beiden gegenläufigen bAV-Herausforderungen der Zeit nicht schrecken.

 

Das Pharmaunternehmen Roche Diagnostics, der Testsystemehersteller Advantest und REWE sind die Gewinner des diesjährigen Deutschen bAV-Preises in der Kategorie „Großunternehmen“.

 

In der Kategorie „KMU“ konnten sich der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmen, der Pflegedienst Anja Schleder und das Autohaus Schrön über die Auszeichnung für vorbildliche bAV-Projekte freuen. Die Auszeichnungen wurden am 1. Juni im Rahmen der Konferenz „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“ bekannt gegeben. Der Deutsche bAV-Preis wird seit 2014 jährlich verliehen.

 

Gebot der Stunde: „Balance halten zwischen Risiko und Vorsorge

 

Es zeigt sich deutlich, dass es den Unternehmen wichtig ist, eine attraktive und werthaltige bAV für ihre Beschäftigten anzubieten. Die Preisträger nutzen die bAV, um sich damit im Wettbewerb um Fachkräfte von Mitbewerbern abzuheben oder um Beschäftigte an das Unternehmen zu binden.“ So beschreibt die Jury des Deutschen bAV-Preises ihren Gesamteindruck aus der Vielzahl der eingereichten Bewerbungen.


Gleichzeitig prüften die Unternehmen sorgsam, wie sie die mit der bAV verbundenen Risikopositionen in einem gut kalkulierbaren Rahmen halten können. Das Ergebnis ist, so die Jury, „eine gelungene Balance zwischen Risikobegrenzung einerseits und einem bemerkenswerten Vorsorgeangebot für die Beschäftigteandererseits“.


Während die Ampelkoalition zum Thema bAV allenfalls sag
e, dass sie gestärkt werden solle, setzten viele Unternehmen durchdachte Pensionspläne tatkräftig um, und „damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zu einer substanziellen und langfristig tragfähigen Altersversorgung“, betont Jury-Mitglied Prof. Bernd Raffelhüschen vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Freiburg.

 

Gerade in einer Zeit, die durch Unsicherheit, etwa infolge der Corona-Krise, aber auch durch eine steigende Inflation geprägt ist, werden Beschäftigte somit von Finanzsorgen im Hinblick auf ihren Ruhestand entlastet“, ergänzt bAV-Experte Thomas Jasper, Leiter Retirement Westeuropa bei WTW.

 

Studien belegten, so die Initiatoren, dass Unternehmen, die ihre Beschäftigten bei der Altersvorsorge unterstützen, im Gegenzug mit einer längeren Betriebstreue und einem größeren Engagement rechnen können. „Dies haben insbesondere die Preisträger-Unternehmen erkannt. Sie investieren signifikante Beträge, um ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nachzukommen, und zwar mit Gewinn: durch positive personalwirtschaftliche Effekte“, sagt Jasper.

 

Zu den Siegern


Der Deutsche bAV-Preis wird jährlich in den Kategorien „Großunternehmen“ und „KMU“ vergeben, um die je nach Unternehmensgröße unterschiedlichen Ausgangssituationen angemessen zu würdigen.

 

Preisträger, Partner und Förderer des Deutschen bAV-Preises 2022 sowie die Laudatoren Klaus Morgenstern (DIA) und Thomas Jasper (WTW).
Bild zur Volldarstellung anklicken.

 

Kategorie Großunternehmen


1. Platz: Roche Diagnostics GmbH, Mannheim


Garantie und Chance in Einklang gebracht: „Zur Mitarbeitergewinnung und -bindung gehört im Rahmen des Gesamtvergütungspaketes auch die Betriebsrente“, betont Roche. Das Pharmaunternehmen bietet seinen Mitarbeitenden eine lebenslange Betriebsrente, deren Verrentungszins trotz des Niedrigzinsumfelds deutlich über dem Markt liegt, erläutert die Jury.


Möglich wurde dies durch eine zweigleisige Strategie: Die Betriebsrente teilt sich auf in eine Garantierente und eine nicht garantierte „Kapitalmarktprämie“, deren Höhe an die Überschüsse aus der Anlage des Pensionsplanvermögens gekoppelt ist. „Die Kapitalanlage wurde optimiert und diversifiziert. Die Eigenvorsorge seiner Beschäftigten bezuschusst Roche und bietet damit eine sehr werthaltige Altersversorgung an, während Risiken, Bilanzkosten und Volatilität für das Unternehmen eingegrenzt werden,“ schreiben die Preis-Initiatoren.

 

Mehr zu dem Versorgungswerk von Roche findet sich auf LEITERbAV hier.


2. Platz: Advantest Europe GmbH, München

 

E pluribus unum: „Als Weltmarktführer für Testsysteme wollen wir unseren Beschäftigten auch in der bAV mehr als nur ein ‚Standardpaket‘ bieten“, sagt Advantest. Nachdem das Unternehmen durch Zukäufe stark gewachsen war, galt es, die zersplitterte bAV-Landschaft zu einem einheitlichen Pensionsplan zusammenzuführen. Das Unternehmen bietet nun, so die Jury, eine arbeitgeberfinanzierte Grundsicherung und verdoppelt die flexiblen Eigenbeiträge seiner Beschäftigten. Ein neues Online-Portal bietet ihnenjederzeit Einblick in die Entwicklung ihrer Leistungsansprüche und senkt den Administrationsaufwand für das Unternehmen.


Flexibel ist der Pensionsplan auch in der Auszahlungsphase mit Blick auf den Ruhestandsbeginn ab Alter 62 und die Auswahl zwischen einer lebenslangen Versicherungsrente oder Kapitalauszahlungen.


3. Platz: REWE Zentralfinanz eG, Köln


Auch im Niedrigzinsumfeld will die REWE Group ihren Beschäftigten eine werthaltige bAV anbieten – in einer Branche, in der eine attraktive bAV noch nicht selbstverständlich ist. Das vorherige Garantiezinsmodell löste der Handels- und Touristikkonzern (DER-Touristik) daher durch ein Modell mit Beitragsgarantie ab. In diesem Rahmen werden Kapitalanlagechancen und -risiken für die Beschäftigten durch ein Lebenszyklusmodell bestmöglich ausgesteuert und gleichzeitig das Risiko einer Nachschussverpflichtung für die REWE Group minimiert.

Diese Versorgung passt zu den aktuellen Marktgegebenheiten und kann auch auf künftige Entwicklungen flexibel reagieren“, zitieren die Preis-Initiatoren Rainer Nicklas, Head of Corporate Finance der REWE Group.

 

Kategorie KMU

 

1. Platz: Landesverband Hessischer Omnibusunternehmen LHO e. V., Gießen


Skaleneffekte durch Vorsorge-Tarif: „Das Berufsbild ‚Busfahrer/in‘ soll durch verbesserte Rentenleistungen attraktiver sowie Unternehmen im ÖPNV bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung unterstützt werden.“ So umreißt der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmen das Ziel seines bAV-Angebots.


Mit der „Busrente Hessen“ hat er eine kostenminimierte tarifvertragliche Großlösung für eine Branche eingerichtet, die vor allem durch sehr kleine Unternehmen geprägt ist. Sie bietet einen hohen Versorgungsgrad durch eine arbeitgeberfinanzierte bAV, die mit einer automatischen Eigenbeteiligung der Mitarbeitenden (Opting out) kombiniert wird, einen provisionsfreien Versicherungstarif und die durch das BRSG eröffnete Geringverdienerförderung. Beschäftigte können ihre bAV zudem bei einem Arbeitgeberwechsel innerhalb der Branche „mitnehmen“ und genießen somit einen Schutz vor Vertragssplitterung, weiss die Jury zu würdigen.


2. Platz: Pflegedienst Anja Schleder, Bad Liebenstein


Umfangreiches Benefits-Paket – persönlich vermittelt: „Fachkräfte binden und finden durch eine vertrauensvolle Unternehmensphilosophie ergänzt, durch ein Benefit-Paket mit umfangreichem Mehrwert für meine Beschäftigten“ – so beschreibt Pflegedienst-Inhaberin Anja Schleder das Ziel ihres Personalinstruments.


Obwohl die Branche stark von Kostendruck geprägt ist, ergänzt Schleder ihre Gehälter um ein arbeitgeberfinanziertes Vorsorgeangebot, das eine Alters- und Invaliditätsabsicherung sowie umfangreiche Gesundheitsleistungen umfasst. Deren Wertschätzung wird durch individuelle Informationsgespräche, eine Broschüre und regelmäßige Anschreiben ausgebaut. Eine App ergänzt das Kommunikationsangebot. Die Administration wird durch Onlineverwaltungsprogramme und einen Dienstleister deutlich erleichtert, so die Jury.


3. Platz: Autohaus Schrön GmbH, Bad Salzungen


Betriebstreue umfangreich honoriert: Dass auch sehr kleine Unternehmen beachtliche Vorsorgelösungen auf die Beine stellen können, zeiet das Vorsorgeangebot des Autohauses Schrön, das mit dieser Maßnahme die Bindung seiner zwölf Beschäftigten an das Unternehmen stärken möchte, würdigt die Jury.


Nachdem ein bereits vorhandenes Entgeltumwandlungsangebot kaum genutzt wurde, setzt das Autohaus nun auf arbeitgeberfinanzierte, nach Unternehmenszugehörigkeit steigende Bausteine für die Altersvorsorge sowie auf BU– und Gesundheitsleistungen. Die Verträge werden digital verwaltet. Den Beschäftigten steht eine passende App zur Verfügung, Fragen wurden in persönlichen Informationsgesprächen beantwortet. „Dieser ‚Ruhestandsassistent‘ bringt unsere Mitarbeitenden sicher ans Rentenziel“, zitieren die Preis-Initiatoren Inhaber Mirko Schrön.


Die Jury


Der unabhängigen Jury des Deutschen bAV-Preises gehören folgende Experten an:

 

Susanna Adelhardt, Leiterin Global Benefits, Evonik Industries AG

 

Horst Grögler, Head of Pension Asset Management, Traton SE

 

Klaus Morgenstern, Deutsches Institut für Altersvorsorge GmbH

 

Sabine Oxenknecht. Head of Occupational Pension, Sick AG

 

Claudia Picker, Leiterin HR Solutions Germany, Bayer AG

 

Prof. Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft

 

Marcus Wilhelm, Leiter Corporate Pensions, Airbus


bAV-Preis-
Ultras


Initiiert wurde der Deutsche bAV-Preis 2013 von MCC und WTW. Unterstützung erhält dieser Vorstoß von zahlreichen Organisationen, darunter BDA, BDI, DIA sowie das ddn – Das Demographie Netzwerk e.V.

 

Ebenso zählen adesso insurance solutions, Allianz, Alte Leipziger, Fidelity International, Metzler Pension Management, R+V sowie Swiss Life Asset Managers zu den Partnern des Deutschen bAV-Preises.

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Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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