Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Kassandra

Unregelmäßig freitags bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV.

Heute: Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht … und den Zins zerdrückt er in der schwarzen Hand.

 

 

Handelsblatt (24. Februar): „EZB-Direktorin Schnabel: Russischer Einmarsch „schrecklicher Akt der Aggression.“

 

Am Rande des nach langem Schlaf in Europa neu aufgestandenen Krieges und abseits der militär- und geostrategischen Optionen, Hintergründe, Zwänge und Perspektiven (für die hier der Platz nicht reichte) an dieser Stelle „nur“ ein Blick auf die Folgen für die Geldpolitik:

 

Viel war in den letzten Monaten die Rede von Tapering oder gar Zinserhöhung. In den USA – geographisch fern, stärker und einheitlicher aufgestellt – liegen solche weiterhin zumindest im Bereich des Denkbaren. Und in Euroland, das direkt an die beteiligten Frontstaaten grenzt?

 

Nun, Kassandra hat ein substantielles Verknappen der Geldmenge durch die EZB schon seit jeher für ausgeschlossen gehalten; nur einige Stichworte: Drogen-EZB-Geldabhängige Staatshaushalte und Ökonomien besonders im Süden, fragile geopolitische Mulitproblemlage Europas, billiges Geld als einzige Antwort auf fast alle politischen Herausforderungen, EZB längst Gefangener des eigenen Handelns etc. etc…

 

Und nun, ausgerechnet im Schatten eines europäischen Krieges, dessen weiterer Verlauf völlig unklar ist und mit enormen wirtschaftlichen Verwerfungen einhergeht, auch noch die Zinsen erhöhen? Das war vor dem Krieg undenkbar – und ist es jetzt erst recht (diese Gemengelage potenzierte sich noch, sollte China das einmalige Zeitfenster nutzen, nach Taiwan zu greifen, während der Westen mit Covid und der Ukraine beschäftigt ist).

 

Gerade für Europa steht nun erstmal an anderes ökonomische Szenario auf dem Programm. Und dieses heißt Stagflation. Wie sich in diesem die Zinsen verhalten – ggf. gegen den Willen der Notenbanken – bleibt abzuwarten. Birgt aber Sprengstoff.

 


Versicherungsjournal.de (21. Februar): „Ein US-Schatten trübt das glänzende Jahr 2021 der Allianz.“

 

Licht und Schatten bei der Allianz. Zunächst zum Licht:

 

Dem Unternehmen geht es glänzend, wie das VJ hier angesichts der 21er-Zahlen berichtet, das betrifft Versicherungstechnik und Asset Management gleichermaßen. Und man sollte industriepolitisch erstmal froh sein, dass es in Deutschland noch Champions von international erstklassigem Format gibt (hier kann man auch die Munich Re einreihen). Denn: Das Phänomen deutscher Unternehmern als 1st Class Global Player ist in größerem Umfang nur noch Älteren bekannt, war das doch in den 80er Jahren weltweit respektierter Standard in vielerlei Branchen – egal ob im Versicherungs- und Bankwesen, Defence, Automotive, Chemie und Pharma etc. pp… Vergangenheit…

 

Zum Schatten bei den Allianz-Zahlen: Operatives Ergebnis 13,4 Mrd. Euro, Jahresüberschuss mit 6,6 Mrd. Euro aber knapp unter Vorjahr. Ordentliches Ergebnis, das aber auch zeigt, dass die nun erfolgte Rückstellung für das vorläufig bewertete US-Abenteuer von 3,7 Mrd. Euro nicht nur absolut, sondern auch relativ ein Schlag ins Kontor ist. Wirkung auf den Jahresüberschuss nach Steuern 2,8 Mrd. Euro Belastung. Positiv: Immerhin scheint sich die US-Sache bis dato nicht weiter ausgedehnt zu haben.

 

Aber: Laut VJ soll Konzern-Chef Oliver Bäte mit Blick auf die Kosten der US-Klagen betont haben, dass „angesichts der sehr positiven Entwicklung des operativen Ergebnisses die Anteilseigner – im Gegensatz zum Allianz-Management, bei dem sich das Problem finanziell negativ auswirken wird – davon nicht tangiert werden sollen.“

 

Wenn er das so gesagt hat, dann muss das irritieren. 3,7 Mrd. sind 3,7 Mrd., und die wird man wohl kaum beim Management einsparen. Selbstverständlich wird eine solche Größenordnung – wie man mit ihr bilanziell auch immer umgehen mag – am Ende praktisch komplett von den Anteilseignern bezahlt, von wem denn sonst?! Beispielsweise wäre der 21er-Gewinn ohne die Rückstellung ganz anders ausgefallen. Bätes Satz erinnert an eine Peinlichkeit, mit der weiland Frankreichs Ex-Präsident Francois Hollande im französischen TV zum seine Landsleute zum lachen gebracht hat:

 

Das kostet nichts, das zahlt der Staat.“

 

Geht die Sache in den USA kostspielig aus, und damit ist zu rechnen, dann wird das am Ende schlussendlich von den Aktionären getragen, irgendwann und mittelbar spürbar auch über Ausschüttungen, die geringer ausfallen, als es ohne die US-Belastungen möglich gewesen wäre. Insofern gibt es in diesem Zusammenhang klügere Aussagen, vor allem diese von Alfred Rappaport, die jeder Bilanzleser stets im Kopf haben sollte und die hoffentlich die Leserschaft von LbAV – alt wie jung – stets präsent hat:

 

Profit is Opinion. Cash is Fact.

 

 

KlinikRente (24. Januar): „20 Jahre Vorsorge für Beschäftigte im Gesundheitswesen.“

 

Noch mal glänzend: Erst vor einer Woche hatte LbAV über die starken 21er-Zahlen der MetallRente berichtet, die auch ein gutes Zeichen für die deutsche bAV insgesamt sind – die trotz aller Widrigkeiten bemerkenswerte Resilienz zeigt.

 

Nun hat deren Partner KlinikRente ihre Zahlen vorgelegt, und diese sehen ebenfalls gut aus, das Versorgungswerk meldet teils zweistellige Wachstumsraten für 2021:

 

Gesamter Bestand (einschl. Einkommenssicherung) wächst von gut 102.000 auf fast 116.000, speziell die bAV von 76.000 auf 84.000 Verträge; Anzahl der Mitgliedsunternehmen legt um 440 auf rund 5.200 zu. Gesamtverzinsung für 2022 im Durchführungsweg Direktversicherung 2,95%, in der U-Kasse 2,85%. Laufende bAV-Jahresprämie rund 125 Mio. Euro.

 

Und: Ab 2022 bietet die KlinikRente eine BOLZ mit Garantieniveaus von 90, 80 oder 60% an.

 

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN:

 

Der Postillion (27. Januar): „Wegen Inflation: EZB führt 500-Euro-Schein wieder ein.“

 

Noch als Satire gedacht. Für die Realität dürfte ein wenig Zuwarten reichen.

 

 

Mehr zu dem wunderbaren, zur der heutigen Headline anregenden Kulturstück findet sich hier.

Kassandra bei der Arbeit.
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Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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