Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Kassandra

 

Unregelmäßig freitags bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV.

Heute: Einschläfernde Narrative bis zum Abwinken und knackige Größenordnungen.

 

 

FAZ (22. Juli): „Ein neues Renten-Narrativ.“

 

Kassandra bei der Arbeit.

Und wieder wird für den sog. „Deutschlandfonds“ getrommelt, offenbar ist die „Idee“ nicht totzukriegen. Hier ein Gastbeitrag zweier Wissenschaftler in der FAZ. Der Beitrag, der es zustande bringt, auf wenigen Seiten sage und schreibe 19 mal das Wort „Narrativ“ zu verwenden, braucht eine endlose Ewigkeit, bis er überhaupt halbwegs zur Sache kommt. Der Eindruck einer gewissen Selbstverliebtheit der Autoren drängt sich zumindest Kassandra deutlich auf.

 

Die gute Nachricht: Wenn die etwaige Kreation des „Deutschlandfonds“ genauso schleppend voranginge, wie seine Protagonisten ihn kommunizieren, dann muss man sich um die Gefahr einer realen Existenz dieser grundsätzlichen Fehlkonstruktion keine Sorgen machen.

 

Es sei wiederholt: Die Idee der Staatsfonds als eierlegende Vorsorge-Wollmilchsau ist in der deutschen Politik derzeit recht populär, und das in verschiedensten Ausprägungen. Kassandra hält die Vorstellung der Schaffung eines solchen Fonds, die mit einem jahrelangen Komplettumbau des deutschen Rentensystems einherginge, seit jeher für fatal, zuweilen gar für Sabotage.

 

Die Kritik ist ohnehin Legion. Schon Anfang März 2016 sezierte Heribert Karch, Chef der MetallRente, den Hessen-Vorstoß Stück um Stück und sparte dabei auch den von Urhebern stets bemühten Vergleich mit dem Ausland nicht aus:

 

Norwegen kann man nicht kopieren, und Schweden sollte man nicht kopieren. Und NEST schon gar nicht. Die Einführung dieses britischen Default Systems war so etwas wie eine Notbremse in einem Rentensystem, das bereits erhebliche Altersarmut zu verzeichnen hatte. Wollen wir so lange warten?“

 

Dass der Vergleich mit dem Ausland hinkt, dass also das, was für Norwegen gut ist, für Deutschland noch lange nicht gut ist, wurde auch jüngst in Wien ausführlich diskutiert.

 

Ohnehin halte man sich stets vor Augen: Norwegen, überaus rohstoffreiches Land in der europäischen Peripherie gelegen, 4 Mio. Einwohner, einwandfreie Governance versus Bundesrepublik Deutschland, 83 Mio. Einwohner, alternde Industrienation im Zentrum Europas, offenbar in weiten Teilen gesteuert nach einem gewissen „moralischen Imperativ“. Das ist nicht das gleiche.

 

 

Tactical Advantage (im August 2021): „Talking Heads – Fahrt mit Perspektive.“

 

LbAV berichtet von Anbeginn engmaschig über Schieflagen und Sanierung der beiden rheinischen EbAV, der Kölner Pensionskasse und der Pensionskasse der Caritas, die beide offenbar vorankommen.

 

Wie vorgestern berichtet, werden sich die beiden Vorstände bzw. Liquidatoren in der kommenden Ausgabe der TacAd ausführlich zur Sache äußern. Dabei nennen sie auch bemerkenswerte Größenordnungen. Bekanntlich mussten Berechtigte bzw. Arbeitgeber bei beiden Kassen erhebliche Eingriffe in der Past Service akzeptieren. Diese lassen sich heruntergebrochen auf den einzelnen Betrag nicht ohne weiteres überschlagend quantifizieren. Doch Robert Müller und Olaf Keese konnten im Gespräch mit dem Herausgeber nun zumindest Gesamtgrößenordnungen nennen. So sagt Keese in dem Interview:

 

Der durch die Leistungskürzung zu deckende Finanzbedarf entsprach der vorzunehmenden Kürzung der Deckungsrückstellung, stellte also einen Barwert dar, kalkuliert mit den temporär abgesenkten Rechnungszinsen und zum Beispiel auch den ZZR-Erfordernissen der kommenden fünf Jahre – sowie einer einkalkulierten Verstärkung der biometrischen Rechnungsgrundlagen von 0,25 Prozent pro Jahr. Das alles eingerechnet betrug der Finanzbedarf bei der KPK knapp 50 Millionen Euro, bei der PKC etwas mehr als 120 Millionen Euro. Daraus ließe sich zumindest finanzmathematisch eine Größenordnung ableiten.“

 

Zum Vergleich: Ende 2019 war bspw. nach Kapitalanlagen die Kölner PK 373 Mio. Euro schwer, die der Caritas 458 Mio. Euro. Das darf man wohl als knackig bezeichnen. Damit wird deutlich, welche Herausforderung die Sanierung der beiden EbAV auch quantitativ darstellte.

 

Mehr zur Ausgangslage, zum Stand der Sanierung und zur Perspektive der beiden EbAV wie erwähnt in der Augustausgabe der Tactical Advantage. Für die noch nicht zur zur eingeschriebenen Leserschaft Gehörenden kann die Tactical Advantage bis zum 6. August noch hier kostenlos abonniert werden.

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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