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Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Kassandra

Regelmäßig freitags bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV.

Heute: Zwei seltene Gemeinsamkeiten… und 15% einfach mal schnell weggequatscht…

 

 

Deutsches Institut für Altersvorsorge (11. Mai): Vorschlag: Online-Dashboard für die Altersvorsorge.“

 

Dass ein solches Dashboard, wie auch die digitale Rentenübersicht, besonders im äußerst vielfältig verästelten System der deutschen Altersvorsorge allen Berechtigten einen enormen Wissensvorsprung im Vergleich zum Status quo verschaffen würde und damit schädliche Fehlallokationen zu vermeiden hülfe, ist offenkundig. Zwei Ergänzungen:

 

Zum ersten: Das DIA kritisiert mit Blick auf die von der Bundesregierung geplante säulenübergreifende digitale Rentenübersicht, dass „der faktische Ausschluss finanzmarktnaher Anlagen nicht nur ein lückenhaftes Abbild möglicher Einnahmequellen im Alter erzeugt, sondern auch den Wettbewerb zwischen den Angeboten verschiedener Finanzdienstleister zur Altersvorsorge verzerrt, zum Beispiel zu Lasten der international breit streuenden ETF.“ Auch seien bspw. der Einfluss von Steuern und Sozialabgaben und Szenariotechnik hinsichtlich Rendite- und Risikoentwicklung bislang nicht vorgesehen. Daher kommt der DIA-Studienautor zu dem Schluss, dass es einer deutlich weitergehenden digitalen Lösung bedürfe.

 

Dazu sei angemerkt, dass es hier keine klare Lösung gibt. Spätestens wenn man die Sphäre des im Berufsleben durchgängig angestellt oder verbeamtet Tätigen verlässt und Selbständige, Freiberufler und Unternehmer sowie diesbezügliche Grenzgänger betrachtet, wird das Feld dessen, was Altersvorsorge ist – Eigenheim, Gewerbebetrieb, Praxis, physisch vorhandenes Vermögen, 911er-Sammlung, Patek Phlippe etc. pp – dermaßen breit, individuell und vielfältig, dass eine grundsätzlich zufriedenstellende Abgrenzung gar nicht möglich, sondern dies schon fast eine philosophische Frage ist. Das gilt verstärkt, wenn man noch den sich im ständigen Wandel befindlichen Wildwuchs des deutschen Steuer- und Sozialabgabewesens einbeziehen will (die DIA-Studie schlägt hier übrigens ein mehrstufiges Layer-System vor).

 

Zum zweiten unterschätze man nicht die technologischen Schwierigkeiten der Schaffung eines solchen Dashboards, gerade angesichts der schon angerissenen Verästelung und Vielfalt der deutschen Systeme. Es sei daran erinnert, dass es (auch) Deutschland bisher nicht gelungen ist, eine wirklich praktikable, zielführende Corona-App zu entwicklen – eine in Relation zu der Herausforderung, die Vielfalt der deutschen Altersvorsorge in ein einziges, generelles Dashboard zuverlässig zu integrieren, eine technologisch ungleich weniger anspruchsvolle Aufgabe.

 

 

GDV (11. Mai): „20 Jahre Riester-Rente: Erfolg fortschreiben – Aber Reform statt Pauschalkritik.“

 

BdV (11. Mai): „Stoppt die Riester-Rente.“

 

Dass auch in Sachen Riester die Positionen von GDV und BdV weit auseinanderliegen, überrascht kaum. Gleichwohl haben sie zwei Dinge gemeinsam:

 

Erstens, dass es so wie es bisher bei Riester nicht weitergehen kann. Und zweitens, dass die Politik beiden – zumindest in dieser Legislatur – kein Gehör schenken wird.

 

 

FAZ (13. Mai): „Tesla will vorerst kein Bitcoin mehr einsetzen.“

 

Kassandra hatte den Bitcoin bereits zweimal unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert (s. hier und hier).

 

 

Ein Aspekt war: Dass er als nahezu reines Spekulationsobjekt ohne jeden inneren Wert äußert empfindlich auf (schlechte) Nachrichten reagiert (hier gilt das John Maynard Keynessche Bild vom Schönheitswettbewerb) und dass ihn genau deswegen seine technische Unangreifbarkeit anders als viel zu oft behauptet nicht vor politischem Druck schützt – denn es reicht, ihn schlechtzureden, um ihn schnell in die Nähe dessen zu bringen, wo er gemäß innerem Wert stehen müsste. Und dann ist eine technische Regulierung gar nicht mehr nötig, da Ziel erreicht.

 

Nun war es aber nicht eine Regierung oder eine Notenbank (wie jüngst die türkische), sondern Elon Musk, der Bitcoin & Co. mit wenigen Worten runde 15% „weggequatscht“ hat.

 

Ausgerechnet Musk, obwohl Tesla erst jüngst mit 1,5 Mrd. USD in den Bitcoin eingestiegen ist? Wie die FAZ berichtet, habe Tesla mit eben diesem Investment im ersten Quartal ca. 100 Mio. USD „Gewinn“ gemacht. Gewinn heißt FAS-Buchgewinn oder realisiert? Interessant wäre jedenfalls zu wissen, ob Tesla sich vor dem Muskeschen Tweet von seinem Bitcoin-Bestand getrennt (Musk ist bezüglich des Absetzens kursrelevanter Nachrichte bekanntlich nicht gerade zimperlich) oder den Verlust – vom eigenen Chef herbeigeredet – gefangen hat.

 

Wie dem auch sei, das alles soll jedenfalls kein Abgesang sein und erst recht keine Crash-Prophezeiung. Angesichts des gegenwärtigen Turbo-Momentums der Krypto-Währungen ist – die wenig hilfreiche Conclusio sei verziehen – in diesem Segment wirklich alles möglich, und das in alle Richtungen. Sicher ist hier nur eines: hohe Vola!

Kassandra bei der Arbeit.
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Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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