Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Nachhaltigkeit, Durchdringung, Deckung:

„Kanada! Du hast es besser“

Kanadische Pensionsberater werden nicht müde, die Defizite ihres Altersvorsorgesystems zu betonen. Doch ein einfacher Blick von diesseits des Atlantiks auf die dortigen Kerngrößen zeigt: „Die Sorgen möchte man haben“. Unter diesem Titel widmet sich jedenfalls der Autor in der gerade erschienenen Ausgabe der Deutschen Pensions- und Investmentnachrichten (dpn) ausführlich dem kanadischen Pensionssystem:

 

Montreal, Crescent Street
Montréal, Crescent Street

 

Zunächst Deutschland heute: circa 81 Millionen Einwohner, ein überdominantes, aber trotz zwischenzeitlicher Entspannungen grundsätzlich kränkelndes System der gesetzlichen Rente mit der Notwendigkeit hoher Steuerzuschüsse sowie eine immer noch Lichtjahre von jeder Suffizienz entfernte betriebliche Altersversorgung. Deren Deckungsmittel schwanken je nach aktuellem Diskontzins um circa 500 Milliarden Euro. Hinzu treten üble Makrofaktoren: schwerer demografischer Druck, supranationale Währungs- und Staatsschuldenkrise, unkalkulierbare europäische Regulierung und – mal mehr, mal weniger – Zuwanderung in die Sozialsysteme (und diese ist infolge politischer Korrektheit noch nicht einmal Teil des öffentlichen Problemdiskurses). Ein schweifender Blick über den Nordatlantik lässt dabei das bAV-Herz schnell so sehnsuchtsvoll wachsen wie bei der liebsten Gruß. Denn ganz zu schweigen von den genannten Makrofaktoren verfügen die nur 35 Millionen Kanadier zwischen Montreal und Vancouver in ihrer Altersvorsorge über folgende Kerngrößen:

Gesetzliche: 170 Milliarden, 50 Prozent Aktien

Teil der ersten Säule ist der landesweite Canada Pension Plan CPP (das frankophone Quebec verfügt über das analoge Régime de Rentes du Québec), als teilgefundetes Umlagesystem lohn- und gehaltsabhängig beitragsfinanziert, mit nur 9 Prozent Beitragssatz (D: 18,9 Prozent). Der Plan benötigt keine Steuerzuschüsse (D 2011: 60 Milliarden Euro), sondern ist im Gegenteil heute circa 172 Milliarden Can-Dollar schwer (circa 130 Milliarden Euro) und damit der siebtgrößte Pensionsfonds der Welt. Der Fonds investiert das öffentliche Geld zu gut 50 Prozent in Aktien, gut 10 Prozent in Real Estate (so beispielsweise in das CentrO in Oberhausen) und knapp 6 Prozent in Infrastruktur. Annualisierte Performance der letzten zehn Jahre 6,7 Prozent (D: Nachhaltigkeitsrücklage der deutschen GRV seit 2009 zwischen geschätzt 0,4 und 1,5 Prozent). Hinzu tritt ein umfassendes Betriebsrentensystem. Die Registered Pensions Plans RPP – ausbaufähig in der Privatwirtschaft, doch fast mit Volldurchdringung im öffentlichen Dienst – laufen über unternehmenseigene oder industrieweite Pensionsfonds. Laut Invesco summieren sich die Plan Assets der 1.000 größten Pensions-Schemes Ende 2011 auf 1,2 Billionen Can-Dollar – wohlgemerkt: für nur 35 Millionen Einwohner. Grob gerechnet kann man sagen, dass die Kandadier in ihrer bAV damit vier mal so viel per Capita auf der Kante haben wie die Deutschen.

 

 

 

Place Ville-Marie, Montréal
Place Ville-Marie, Montréal

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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