Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Uniper – Das erste deutsche SPM:

Gutaussehendes Model

In Düsseldorf ist jüngst die reine Beitragszusage erstmals an den Start gegangen. Mehrere Stakeholder, viele Interessen, noch mehr Fachfragen – für die Tactical Advantage spricht LbAV-Autor Michael Müller mit den Machern des ersten deutschen Sozialpartnermodells bei Uniper, bei den Gewerkschaften ver.di und IGBCE, dem Metzler-Sozialpartner Pensionsfonds sowie dem Rechtsberater Advant Beiten.

Vorab in eigener Sache: Die Wartungsarbeiten auf LEITERbAV sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Entschuldigen Sie etwaige Unstimmigkeiten im Layout.

Martin Eisele, Uniper SE.

Nachdem im Oktober des Uniper-SPM von der Aufsicht grünes Licht erhalten hat, geht das Scheme bereits im Januar an den Start.

Wie Martin Eisele gegenüber der Tactical Advantage erklärte, ist für neue Beschäftigte die reine Beitragszusage ab Januar 2023 verfügbar.

Für Bestandsbeschäftigte soll es zur Jahresmitte 2023 eine Wechselmöglichkeit, jedoch keine Pflicht hierzu geben. Erworbene bAV-Ansprüche im Altsystem bleiben unangetastet, bekräftigte der Senior Vice President Pension Asset & Liability Management der Uniper SE.

 

 

 

Der Sicherungsbeitrag kompensiert die entfallene Arbeitgeberhaftung.“

Judith Kerschbaumer

 

 

Alle mit Uniper-Arbeitsvertrag können teilnehmen, Nicht-Tarifgebundene über Betriebsvereinbarungen oder individuelle vertragliche Vereinbarungen, so der Uniper-Manager. „Bis Jahresende 2022 feilen wir noch an der operativen Umsetzung, insb. am Zusammenspiel von Arbeitgeber, Versorgungsträger und Bestandsverwaltung“, weiß Eisele zu berichten.

Judith Kerschbaumer, ver.di.

Judith Kerschbaumer betont in dem Gespräch mit der Zeitschrift das Interesse der ver.di, dass das Sozialpartnermodell und die klassische bAV durch Wahlrechte nebeneinander bestehen bleiben, also kein Verdrängungseffekt eintritt. „Der substanzielle Sicherungsbeitrag kompensiert die entfallene Arbeitgeberhaftung“, erklärt die Chefin der Arbeits- und Sozialpolitik bei ver.di.

Ulrich Köster erläutert, dass alle – also sowohl neue als auch bestehende Beschäftigte – ihr Wahlrecht zwischen den bAV-Systemen getrennt für den arbeitgeber- und arbeitnehmerfinanzierten Beitragsteil ausüben können: „Dadurch ist es möglich, die jeweiligen Vorteile beider Systeme gleichzeitig zu nutzen.“ Ohne sich auf eine feste Schätzung einzulassen, geht der Executive Vice President Human Resources der Uniper SE in Düsseldorf aber von einer „signifikanten Teilnahme“ der Berechtigten an dem neuen Modell aus. Die Kosten auf Unternehmensseite sind dabei für beide Systeme dieselben.

 

 

Der Arbeitgebergrundbeitrag ist identisch mit dem des offenen Pensionsplans bei Uniper.“

Martin Eisele

 

 

Elvira Wittke, IGBCE.

Bekanntlich hat die BaFin zwischenzeitlich auch das Branchen-Sozialpartnermodell der Chemie genehmigt. Wie Elvira Wittke erläutert, sind Rahmenbedingungen und inhaltliche Ausgestaltung unterschiedlich. Als Beispiel nennt die Fachsekretärin Tarifrecht/-gestaltung der IGBCE in Hannover den unternehmensbezogenen Verbandstarifvertrag im Uniper-Modell versus den Flächentarifvertrag, der die gesamte Branche umfasst, im Branchenmodell. „Beide Modelle bestehen gleichzeitig unabhängig nebeneinander.“

 

 

Der Gesetzgeber hat hier bislang keine klaren Abgrenzungskriterien wie z.B. die wesentlichen Inhalte des Tarifvertrages normiert.“

Christian v. Buddenbrock

 

Christian von Buddenbrock, Advant Beiten.

Großbaustelle eines jeden SPM: Legal. Christian v. Buddenbrock erklärt gegenüber der Tactical Advantage, dass der Schwerpunkt der juristischen Beratung in der Wahrung der verfassungsrechtlich garantierten Tarifautonomie unter Beachtung der VAG-Rahmenbedingungen lag.

Dies war insbesondere darin begründet, dass der Gesetzgeber hier bislang keine klaren Abgrenzungskriterien wie z.B. die wesentlichen Inhalte des Tarifvertrages normiert hat“, so der Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Advant Beiten in Düsseldorf.

 

 

Der Größenvorteil hilft, im Zeitverlauf gleichmäßige Kapitalerträge zu erzielen.“

Christian Pauly

 

 

Last but not least Überthema Kapitalanlage. Bekanntlich läuft das Modell auf dem Metzler Sozialpartner Pensionsfonds für die reine Beitragszusage. Als Basis-Asset-Klassen nennt Eisele Aktien, Anleihen, Immobilien – und Gold.

Christian Pauly, Metzler.

Christian Pauly ergänzt dass die Skalierbarbeit des Sozialpartnermodells für alle Stakeholder ein zentrales Anliegen ist. Deshalb verfügt der Pensionsplan des Uniper-Modells bereits über die Fähigkeit, inhaltsgleiche Tarifverträge anderer Verbände oder Unternehmen in einem Sicherungsvermögen zu bündeln. „Schon heute stehen wir bei Metzler Pension Management mit zahlreichen Interessenten im Austausch, um 2023 ein Wachstum über Uniper hinaus anzustoßen“, so der Prokurist der Metzler Sozialpartner Pensionsfonds AG in Frankfurt, und unterstreicht die Bedeutung des kollektiven Ansatzes in der Kapitalanlage bei der reinen Beitragszusage:

Schon bevor der erste Beitrags-Euro geflossen ist, verwaltet Metzler Pension Management für Uniper heute ein Vermögen im dreistelligen Millionenbereich. Pauly: „Dieser Größenvorteil hilft, im Zeitverlauf gleichmäßige Kapitalerträge zu erzielen. Vermögen aus Sicherungsbeiträgen kann so ebenfalls effizient eingesetzt werden und die Berechtigten haben die Aussicht auf langfristig stabile Rentenleistungen.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der im Dezember erscheinenden Ausgabe Vol. 11 der Tactical Advantage , die derzeit noch hier angefordert werden kann.

Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.

 

 

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.