Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

PensionsEurope, OECD, BVI:

Größenordnungen

 

In den den letzten Monaten des vergangenen Jahres gab es von verschiedenen Akteuren Meldungen zu Volumina im nationalen und internationalen Pensionswesen – deren Angaben infolge der Vielfalt der Strukturen wie immer nicht ohne weiteres direkt zu vergleichen sind. LEITERbAV gibt einen Überblick.

 

 

BVI: Knapp 900 Milliarden in der zweiten Säule

 

Beginnen wir national: Ende November 2019 hat der BVI auf Basis einer eigenen Umfrage vermeldet, dass die deutsche Fondswirtschaft zur Jahresmitte 2019 rund 1.440 Milliarden Euro für Altersvorsorgezwecke verwaltet hat. Dies entspricht laut Verband 45 Prozent des verwalteten Gesamtvermögens der Fondsbranche. Im Vergleich zur Jahresmitte 2017 ist das ein Zuwachs um 280 Milliarden Euro.

 

Von diesen Mitte 2019 für die Altersvorsorge betreuten Vermögen entfallen 1.040 Milliarden Euro auf Spezialfonds, 230 Milliarden Euro auf Publikumsfonds und 170 Milliarden Euro auf Mandate.

Quelle: BVI. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

Die Volumina verteilen sich zwar an erster Steller mit 540 Milliarden Euro auf kapitalbildende Versicherungen. Doch dann folgen die bAV mit 450 Milliarden Euro und berufsständische Versorgungswerke mit 290 Milliarden Euro. Die übrigen 160 Milliarden Euro verteilen sich auf geförderte und ungeförderte Fondssparpläne sowie die Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes, wie der Verband erklärt (zwischen diesen beiden Posten, die zur dritten bzw. zur zweiten Säule gehören, wird nicht weiter aufgeschlüsselt).

 

 

PensionsEurope

 

Von Deutschland nach Europa: Von dem europäischen bAV-Verband PensionEurope liegen aktuellste Daten für den Herbst 2018 vor, die hier gleichwohl mitbehandelt werden sollen. Der „Pension Funds Statistics and Trends 2018“ ermittelt auf 27 Seiten für seine Mitglieder 101.437 IORPs (davon sicher die meisten in UK und IRL) in 21 Ländern, Assets von 4.028 Milliarden Euro, außerdem 66,5 Millionen Berechtigte und 29 Millionen Rentner.

 

Zählt man Book Reserves hinzu, steigen die Assets um 379 Milliarden Euro (damit dürfte wohl vor allem Deutschland gemeint sein).

 

In die Untersuchung gingen für Deutschland 171 IOPRs (also wohl Pensionskassen und Pensionsfonds) ein, die für knapp 185 Mrd. Assets stehen.

 

Bezüglich der Asset Allocation ermittelt PE wenig überraschend, dass die IORPs verstärkt in Aktien und Alternatives sowie in Private Markets und Real Estate investieren.

Quelle: BVI. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

Allerdings: „Legislative capital requirements or accounting rules may drive pension funds away from equities (including long-term sustainable investments) in favour of other investments (including sovereign bonds).

 

Der Report der PensionsEurope findet sich in englischer Sprache hier.

 

 

Die OECD und die ganze Welt: große Zahlen – unklare Abgrenzung

 

Ende Oktober hat die OECD ihren aktuellen Report „Pensions Markets in Focus 2019 veröffentlicht.

 

Demnach belief sich das Pensionsvermögen Ende 2018 trotz Rückgängen infolge der seinerzeitigen Zwischen-Baisse auf sagenhafte 44,1 Billionen USD weltweit (der Bericht erfasst 87 Länder). 65 Prozent dieser Assets liegen allein in den USA.

 

Für 2017 hatte die die OECD noch 38 Billionen USD vermeldet. Die Organisation führt diesen Trend zum langfristigen Wachstum auf langfristig positive reale Nettorenditen und höhere Beitragszahlungen zurück, da in einer Reihe von Ländern mehr Menschen eine Altersvorsorge erhalten. Die OECD verweist darauf, dass in den letzten Jahren in vielen Ländern rund um den Globus intensive Rentenreformbemühungen unternommen worden seien, die häufig die verstärkte Inanspruchnahme von vom privaten Sektor verwalteten kapitalgedeckten Rentenprogrammen beinhalteten.

 

Auch zu der wohlbekannten Relation Pensionsvermögen vs. BIP hat der Report Daten ermittelt. Wenig überraschend Dänemark und Niederlande an der Spitze mit dreistelligen Prozentwerten, Deutschland mit 6,9 Prozent abgeschlagen:

Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

Auch zu Deutschland hält der Report Daten und Fakten in großer Menge bereit, wenn auch die Aussagen zuweilen irritieren. So heißt es in dem Kapitel „1.3.2. Funding ratio of defined benefit plans“:

 

Funding ratios are not strictly comparable across countries given the different national valuation methods of liabilities. Some countries like Germany used fixed discount rates…“

 

Das könnte daran liegen, dass der Report für Deutschland nur Pensionskassen und -fonds erfasst, andererseits diese offenbar durchgängig als DB klassifiziert. Wenn schon DB, dann muss man fragen, warum aber die „klassischen“ deutschen DB-Pläne keinen Eingang finden, die auch noch von größerem Volumen sind.

 

Eingangs schreibt der Report dagegen:

 

This report covers all funded pension plans regardless of whether assets are accumulated for retirement in pension funds, through pension insurance contracts or other vehicles. These assets may be administered by a public or private entity and may cover public or private sector workers, the unemployed and even children in some countries. Employers’ book reserves – that are private (unfunded) plans – are also included in this report.“

 

In „Table A A.1. Existing types of plans by country and data coverage“ heißt es dann bei den „Book reserves“ unter „Germany“ schlicht: „Missing“.

 

Der Report der OECD, der auf 108 Seiten eine schiere Unmenge Informationen und Daten bietet, findet sich in englischer Sprache hier.

 

 

Bewertung von LEITERbAV

 

Wie stets sind Studien, welche Größenordnungen im Pensionswesen erfassen wollen, nicht ohne Vorbehalt zu sehen. Das gilt namentlich, wenn länderübergreifend oder gar weltweit untersucht wird. Während an den nationalen Angaben des BVI keine Zweifel bestehen dürften und dieser die Vielfalt der deutschen bAV zwischen EbAV, CTA, ZVK etc. weitestgehend erfasst (allerdings keine Rückstellungen), sollte Interessierten die OECD-Auswertung nur als grober Anhalt dienen (diesbezügliche Kritik hat LbAV schon bei der Auswertung des OECD-Reports von 2017 geäußert). Für europäische Vergleiche dürfte die Auswertung der PensionsEurope verlässlicher sein.

 

Es sei wiederholt: Studien und Erhebungen zu Volumina und Asset Allocations deutscher und europäischer Pensionsinvestoren gibt es ohnehin nicht wenige: Mercer, Willis Towers Watson, Joachim Schwind, BaFin, Pensions Europe, EIOPA … die Liste ließe sich fortsetzen. Wer hier Widersprüche und Unschärfen sucht, der wird schnell fündig – angesichts der Unmengen an IORPs, Definitionen, Rechtsvorschriften und Rechtsformen, des Aufwandes in vielen Staaten (namentlich Deutschland) keine Überraschung.

 

Regelmäßig berichtet auch LEITERbAV über diese Studien zu Pensionsverbindlichkeiten und Planvermögen in der Industrie. Betreffend explizit den DAX-30 sind hier Willis Towers Watson mit der turnusgemäßen Modellrechnung German Pension Finance Watch und der Studie DAX-Pensionswerke 2018 sowie Mercers jährliche Auswertung zu Pensionsverpflichtungen und Planvermögen im DAX-30 und schließlich Aons jährlich wiederkehrende DAX-30-Geschäftsberichtsanalyse zu nennen. Und zur Asset Allocation deutscher (und europäischer) Pensionsinvestoren legte Mercer vor einiger Zeit seinen European Asset Allocation Survey vor.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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