Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

BVV und SOKA legen vor:

Gelungener Abschied

Dass die Lage für Pensionseinrichtungen im Nullzinsumfeld nicht einfach ist und nicht einfacher wird, ist offenkundig. Relativ betrachtet dazu sind die Ergebnisse deutscher Pensionseinrichtungen offenbar bemerkenswert stabil. In einem bestimmten Segment vermeldet man am Berliner Kurfürstendamm ab sofort Einsatzbereitschaft, in Wiesbaden wirft man sich derweil in die Brust.

 

Vergangene Woche hatte LEITERbAV über die fortschreitende Stabilisierung der Caritas Pensionskasse berichtet. Nun haben weitere Einrichtungen ihre Zahlen vorgelegt.

 

Zufrieden in Berlin …

 

Ein „ausgesprochen positives Ergebnis 2020“ vermeldet der BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes a.G. – die nach Anlagevermögen größte Pensionskasse Deutschlands – und nennt folgende Kernkennziffern:

 

Nettoverzinsung der Kapitalanlage von 3,1%.

Eigenkapitalquote 7,1% (mit Nachrangdarlehen und ungebundener RfB), höchster Stand seit Gründung 1909.

Jahresüberschuss 104 Mio. Euro (etwas geringer als im starken 2019, jedoch höher als 2018).

Verlustrücklage auf 1,8 Mrd. Euro erhöht (+103 Mio. Euro).

Bilanzsumme 31,4 Mrd. Euro (+ 700 Mio. Euro).

Kapitalanlagebestand 31 Mrd. Euro (+ 800 Mio. Euro).

 

Ebenfalls auf der Haben-Seite verzeichnen die Berliner den vollzogenen Vorstandswechsel, die Entwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie (bis 2025 strebt der BVV Klimaneutralität für den eigenen Geschäftsbetrieb an, bis 2050 sollen die gesamten Kapitalanlagen klimaneutral sein) und die weitere Digitalisierung ihrer Mitgliederversammlungen. Das 2019 eingeführte digitale Kundenportal wird bereits von mehr als 24.000 Versorgungsberechtigten genutzt, Tendenz laut BVV stark steigend.

 

mit der Kapitalanlage

 

Rainer Jakubowski, BVV.

Im Rückblick auf 2020 mit dem dramatischen Einbruch und der ebenso schnellen Erholung kommentierte Vorstand Rainer Jakubowski auf den virtuellen Mitgliederversammlungen des Vereins am 25. Juni: „Besonders positiv hat sich ausgewirkt, dass der BVV unmittelbar nach dem Ende des Crashs das Risikokapital für Aktieninvestments aufgestockt sowie ein breit angelegtes Kaufprogramm für den Direktbestand umgesetzt hat und damit von der Erholung der Kapitalmärkte substanziell profitieren konnte.“ Für Jakubowski ist das nach mehr als 20 Jahren sicher ein Abschied aus dem Vorstand des BVV ganz nach seinem Geschmack.

 

Wie der Verein berichtet, nutzte man also die Marktturbulenzen im ersten Halbjahr 2020 auch, um den Anteil des zinstragenden Direktbestandes signifikant auszubauen. Gleichwohl stand erneut Diversifikation zur Erschließung anderer Ertragsquellen im Vordergrund. Die Investmentprogramme für illiquide Asset-Klassen wurden fortgeführt bzw. ausgebaut, schreiben die Berliner in ihrem Jahresbericht, und bei illiquiden Privatmarktstrategien wurden für Infrastruktur, PE und Immobilien neue Kapitalzusagen vorgenommen. Bei Infrastruktur und Immobilien hat der BVV dabei speziell die Region Asien gestärkt.

 

und ungeachtet der Pandemie

 

Helmut Aden, BVV.

Der laufende Geschäftsbetrieb konnte trotz Corona ohne Einschränkung fortgeführt werden“, blickte auch Vorstand Helmut Aden zufrieden auf 2020 zurück, „weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten arbeiteten mobil, sodass wir für unsere Versicherten und Rentner sowie unsere Mitgliedsunternehmen jederzeit den gewohnten Service bieten konnten“. Außerdem hat der BVV hat jüngst (also erst im Berichtsjahr 2021) mit der betavo einen eigenen Benefit Consultant ins Leben gerufen.

 

 

Weitere Zahlen aus dem BVV-Jahresbericht 2020:

 

Beitragseinnahmen 709 Mio. Euro (VJ 733 Mio. Euro).

Verwaltungskostenquote 1,6% (VJ 1,2 Prozent, Anstieg inf. Investitionen in Modernisierung, bspw. digitale Kundenevents und eine virtuelle Fachtagung am Vortag der Mitgliederversammlungen).

800 Mitgliedsunternehmen, gut 355.000 Anwärter und 125.000 Rentner.

 

SPM: Ready when you are

 

Marco Herrmann, BVV.

Neben der betavo vermeldet der BVV eine weitere Verbreiterung seiner Strategie: Schon 2020 hat man ein neues Produkt geformt, das die Vorgaben der reinen Beitragszusage aus dem BRSG an die Bedürfnisse der Beschäftigten der Bank- und Finanzdienstleistungsbranche anpasst. Da es fondsbasiert ist, sehen es die Berliner als die passende Antwort auf das andauernde Niedrigzinsumfeld. „Wir sind handlungsfähig, sobald der BVV von seinen Mitgliedsunternehmen aufgefordert wird, zu liefern“, so Vorstand Marco Herrmann.

 

Zufriedenheit auch in Wiesbaden …

 

Trotz Pandemie vermeldet auch die SOKA-BAU Zufriedenheit. Von dem nach wie vor starken Bausektor haben auch die Sozialkassen der Bauwirtschaft profitiert, so die Wiesbadener.

 

Vorstands Gregor Asshoff hob bei der diesjährigen Haupt- und Mitgliederversammlung der Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes AG ZVK und der Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft ULAK (die zusammen unter der gemeinsamen Dachmarke SOKA-BAU auftreten) hervor, dass man daher die Baubetriebe in der Pandemie auch unbürokratisch und flexibel bei der Abwicklung der Sozialkassenverfahren habe unterstützen können, zum Beispiel durch eine zeitweise kostenlose Stundungsmöglichkeit der Sozialkassenbeiträge.

 

mit Wachstum

 

Die Bilanzsumme der SOKA-BAU ist laut Angaben aus Wiesbaden 2020 um fast 900 Mio. auf 10,4 Mrd. Euro gestiegen. Davon entfielen 7,6 Mrd. Euro auf die ZVK und 2,8 Mrd. auf die ULAK. Beide Kassen haben im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 1,4 Mio. in- und ausländische Betriebe, Arbeitnehmer, Azubis und Rentner betreut. Mit mehr als 1,6 Mio. Versicherten ist die ZVK zudem nach Köpfen die größte Pensionskasse Deutschlands.

 

Herausragend, hervorragend, ausgezeichnet“ … aber ohne Einzelheiten

 

Gerhard Mudrack, Soka-Bau. Foto: Detlef Gottwald.

Trotz großer Kursschwankungen konnte – Zitat aus der SOKA-Pressemitteilung – „auch 2020 wieder ein herausragendes Kapitalanlageergebnis erzielt werden“. Vorstand Gregor Asshoff: „Die Bauwirtschaft konnte sich auch im vergangenen Jahr auf das hervorragende Management ihrer Kapitalanlagen durch SOKA- BAU verlassen. Wir können auch weiterhin eine sehr gute, stabile Rendite zusagen.“

 

Das bescheinigten auch die erneuten Auszeichnungen der Kapitalanlage und des Risikomanagements von SOKA-BAU sowie die Prüfberichte des [sic!] BaFin“, so die Pressemitteilung weiter. Zahlen teilt die SOKA allerdings nicht mit. Bleibt zu hoffen, dass auch diese „herausragend, hervorragend und ausgezeichnet“ sind, denn Vorstand Mudrack kann sich offenbar einen Seitenhieb auf seine eigene Branche nicht verkneifen, Zitat: „In einer Zeit, in der immer häufiger über finanziell angeschlagene Pensionskassen und nicht mehr erfüllbare Versprechen bei der Altersvorsorge zu lesen ist, setzt SOKA-BAU damit ein wichtiges Zeichen für die Kunden.“

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.