Erneut kommt eine Studie zu dem Ergebnis, dass sich die Lage der deutschen Großkonzerne an der Pensions-Front entspannt hat. Das liegt an einem leicht gestiegenen Rechnungszins auf der Passivseite und an guten Returns auf der Aktivseite. Bemerkenswert auch: Über 13 Milliarden Euro haben die DAX-Unternehmen 2017 in ihre Versorgungswerke eingeschossen.
Willis Towers Watson hat erst im Februar seine turnusgemäße Modellrechnung „German Pension Finance Watch“ für das Jahr 2017 vorgelegt, und vor einer Woche kam Mercer mit seiner diesjährigen Auswertung zu Pensionsverpflichtungen und Planvermögen im DAX-30.
Vorgestern war dann mit der ebenfalls turnusgemäßen Studie „DAX Pensionswerke 2017“ wieder Willis Towers Watson am Zuge. Mit der FAZ hat die Tagespresse zwar gestern hierüber schon berichtet (während sich auf LEITERbAV das BAG mit einer Entscheidung vorgedrängelt hat), doch gleichwohl darf die Berichterstattung zu der WTW-Studie auch auf LbAV nicht fehlen; im Einzelnen deren Ergebnisse:
Die kumulierte DBO der DAX-Unternehmen ist 2017 um 4,1 Prozent auf 381 Mrd. Euro (2016: 397 Mrd. Euro) gesunken, während die Pensionsvermögen um 3,2 Prozent auf 258 Mrd. Euro (2016: 250 Mrd. Euro) gestiegen sind. Der Zuwachs ist auf gute Erträge beim Planvermögen sowie hohe Dotierungen zurückzuführen. Der leichte Anstieg des IAS-19-Rechnungszinses auf 1,9 Prozent erklärt zum Teil den Rückgang der Verpflichtungen. Damit stieg der spezifische Ausfinanzierungsgrad 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozentpunkte auf 68 Prozent, den höchsten Stand seit zehn Jahren.

„Der leicht gestiegene Rechnungszins stellt eine Entlastung für Unternehmen dar, wenngleich auch auf niedrigem Niveau“, kommentiert Thomas Jasper, Leiter Retirement Westeuropa bei Willis Towers Watson, die Entwicklung, „und seit knapp zwanzig Jahren hat es mit 71 Prozent nur im Jahr 2007 einen höheren Ausfinanzierungsgrad gegeben.“ Das zeige, dass die DAX-Unternehmen auch in einem volatilen Marktumfeld ihre bAV-Finanzierungsentscheidungen fundiert getroffen haben und konsequent fortführen, so Jasper weiter.
Dotierungen weiter auf hohem Niveau
Dass die bAV hohen Stellenwert bei den Unternehmen geniest, könnten auch die steigenden Dotierungen belegen, so WTW: Insgesamt sind die Dotierungen in die Pensionswerke von 10,6 Mrd. auf 13,1 Mrd. Euro gestiegen. „Die bAV entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Instrument der Mitarbeitergewinnung und -bindung. Auch sind mehr und mehr Arbeitnehmer dazu bereit, einen Teil ihrer Vergütung in die bAV zu investieren“, schlussfolgert Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson, „auch deshalb setzen sich Unternehmen stark für die betriebliche Versorgung ein und bemühen sich um attraktive Modelle.“
6a konterkariert Ansätze des BRSG

Conrads nahm die Studie auch Anlass, Kritik an der Politik zu üben: Das BRSG setzte zwar durchaus Impulse für die weitere Verbreitung und Erhöhung der bAV, bspw. durch Anreize zur Entgeltumwandlung, den bAV-Förderbetrag für Geringverdiener oder Opting-out. Doch „leider wird das Engagement der Arbeitgeber, die ihre bAV im Rahmen einer Direktzusage durchführen, durch den mit sechs Prozent unverändert hohen steuerlichen Rechnungszins für Pensionsverpflichtungen konterkariert“, bemängelt die Beraterin. Dieser hohe Satz im Kontext des Niedrigzinsumfelds führe dazu, dass Unternehmen Gewinne versteuern müssen, die sie handelsrechtlich nicht erzielt hätten. „Das entzieht den Unternehmen in erheblichem Umfang Liquidität und stellt ein Investitionshemmnis dar. Hier wäre der Gesetzgeber am Zug, die Besteuerung anzupassen“, appelliert Conrads.
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie „DAX-Pensionswerke 2017“ basiert auf den Geschäftsberichten der DAX-Unternehmen, einschließlich der Anhangsangaben zu den Pensionsverpflichtungen sowie weiterer öffentlich zugänglicher Daten. Per 20. März 2018 hatten 25 Indexmitglieder ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 vorgelegt. Bei BMW, Continental, der Commerzbank, HeidelbergCement und Fresenius Medical Care, deren aktuelle Daten noch nicht veröffentlicht sind, hat Willis Towers Watson die Vorjahreswerte berücksichtigt und damit Hochrechnungen durchgeführt. Die der Auswertung zugrunde liegende WTW-Datenbank ermögliche Vergleiche bis ins Jahr 1999, so der Consultant.