Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Das Parkett in Bewegung (LXII):

Frauen, Urgesteine, neue Modelle …

und mehr: Bei einem Consultant treten zwei Altgediente kürzer, ein Verband stellt Weichen auch für ein neuartiges Sozialpartnermodell, ein Versicherer vergibt Verantwortung im Investment, eine alteingesessene Kanzlei hört auf, und eine neue Initiative will ihre Stimme erheben.

Und schon wieder, nach wenigen Tagen, gibt es erneut für LEITERbAV mehr als genug Anlass, Bewegung auf dem Parkett zu vermelden:

Mercer zum ersten: Oecking tritt kürzer

Stefan Oecking, IVS und Mercer.

Stefan Oecking (63), Partner bei Mercer und Vorsitzender des Vorstands des Mercer Pensionsfonds, wird zum 1. Januar 2023 sein Engagement bei Mercer reduzieren. Oecking macht sich als Berater selbständig, wird damit auch Mercer zur Verfügung stehen, und bleibt dem Haus zudem als Vorstandsvorsitzender des Mercer Pensionsfonds erhalten.

Eine unmittelbare Nachfolge ist bei Mercer offenbar nicht geplant, denn soweit Oecking seine bisherigen Tätigkeiten und Ämter im Rahmen seiner Beratertätigkeit nicht weiter für Mercer übernimmt, wurden diese Aufgaben bereits inhouse auf verschiedene Köpfe verteilt, so der Consultant zu LbAV.

Oecking ist seit 36 Jahren auf dem Parkett zu Hause. Der Mathematiker aus dem Revier (und leidenschaftlicher Anhänger des BVB) trat 1986 in die versicherungsmathematische Abteilung der heutigen PwC ein und wechselte 2003 als Partner zu Mercer. 2017 übernahm er den Vorstandsvorsitz des neugegründeten Mercer-Pensionsfonds. Oecking ist als Nachfolger von Hartmut Benedikt Engbroks seit 2013 außerdem Leiter der Fachvereinigung Mathematische Sachverständige und Mitglied des Vorstands der aba sowie des IVS. Diese Aufgaben wird er weiter wahrnehmen.

Mercer zum zweiten: Hagemann auch, und May übernimmt

Judith May, Mercer.

Nochmal Mercer: Judith May übernimmt zum 1. Januar die Leitung des Wealth Expertise Centers und damit die Verantwortung für das gesamte Knowledge Management im Bereich Wealth sowie die aktuarielle Grundsatzarbeit von Mercer Deutschland. Sie wird in ihrer neuen Position auch Mitglied des Wealth Leadership-Teams in Deutschland.

Die promovierte Juristin übernimmt den Posten von Thomas Hagemann, der seit 2019 die Leitung des Wealth Expertise Centers innehatte und nun aus persönlichen Gründen Kompetenzen abgeben möchte. Hagemann behält die Position des Chefaktuars für Mercer Deutschland und die Leitung des Knowledge Management-Teams. May wiederum behält neben ihren neuen Aufgaben ihre Rolle als Leiterin des Legal und Tax Consulting.

Auch May und Hagemann sind nicht erst seit kurzem dabei. May kam nach Stationen bei KPMG und der BayernLB 2004 zu Aon, blieb dort 12 Jahre und trat 2016 als Prokuristin und Syndika bei Mercer ein.

Thomas Hagemann, Mercer.

Hagemann, der vor seiner Zeit auf unserem Parkett mit Menschen mit Behinderung gearbeitet hat (ob das wirklich fachfremd zur bAV ist, darüber gehen die Meinungen auseinander), kam dann 1996 als Mathematiker zu Höfer und damit später zu Mercer, ist also auch schon über ein Vierteljahrhundert dabei.

Mit annähernd 25.000 Menschen in 43 Ländern ist der Consultant Mercer, Tochter der Marsh McLennan, in 130 Ländern tätig. In Deutschland ist Mercer mit über 600 Mitarbeitern vertreten. Die Schwerpunkte liegen in der Beratung von Unternehmen rund um bAV, Investments und Pensions Administration sowie Vergütung, Human- Capital-Strategie und M&A.

Südwestmetall: Neuer kommt, und der Alte macht was neues

Wechsel an der Verbandsspitze: Der 55-jährige Jurist Oliver Barta wird am 1. März 2023 neuer Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. Barta wurde vom Vorstand des Verbands zum Nachfolger von Peer-Michael Dick bestimmt, der Ende April aus der Geschäftsführung ausscheiden wird.

Peer-Michael Dick, Südwestmetall. Foto: Südwestmetall.

Jedoch: Der 68jährige Jurist Dick, bereits seit 1992 in leitender Position für den Verband tätig und seit 2008 der Chef, wird noch für eine Übergangszeit in anderer Funktion Südwestmetall tätig sein: Vor seinem endgültigen Ausscheiden soll Dick für den Verband noch gemeinsam mit der IG Metall ein Sozialpartnermodell für die Metall- und Elektroindustrie verhandeln. „Die Sozialpartner sind schon weit vorangeschritten bei der Ausarbeitung dieser neuen und wegweisenden bAV, die es in der geplanten Form noch in keiner Branche gibt,“ teilte Südwestmetall mit. Das lässt aufhorchen, denn erstens ist Südwestmetall sicher einer der einflussreichsten Arbeitgeberverbände Deutschlands, und zweitens ist bemerkenswert, dass hier schon jetzt – nach dem Modell der Chemie – eine SPM Innovation angekündigt wird.

Oliver Barta, Südwestmetall. Foto: Südwestmetall.

Zurück zu dem neuen Chef: Als Vice President Human Resources war Barta seit 2007 bis zuletzt bei der Bosch Thermotechnik GmbH in Wetzlar für die internationale Personalarbeit verantwortlich. Zuvor war der in Eschwege geborene Manager in verschiedenen leitenden Positionen u.a. bei der Mannesmann Rexroth AG tätig. Seit über zehn Jahren gehört er dem Vorstand des Arbeitgeberverbands Hessenmetall an, beim Dachverband Gesamtmetall als ständiger Vertreter dem tarifpolitischen Vorstand. Zeitgleich ist er Vorstandsmitglied der Deutschen Rentenversicherung, Hessen.

Südwestmetall und der nicht tarifgebundene Unternehmensverband Südwest (USW) vertreten die Interessen von über 1.800 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie mit mehr als 650.000 Beschäftigten. Innerhalb der sog. M+E-Familie zählt Südwestmetall zu den größten regionalen Verbänden.

Zurich: aus interim wird ganz

Tatjana Helbing, Zurich.

Tatjana Helbing wird zum 1. Januar 2023 Chief Investment Officer (CIO) der Zurich Gruppe Deutschland. Sie folgt damit auf Lutz Honstetter, der im September die Zurich Gruppe Deutschland verließ und seinen Lebensmittelpunkt zurück in die Schweiz verlegte. Seither hat Helbing diese Funktion bereits ad interim verantwortet.

Die 45jährige Helbing war von 1998 bis 2005 bei der Deutschen Bank in verschiedenen Positionen tätig. In den folgenden fünf Jahren arbeitete sie als Senior Portfolio Manager bei der Gothaer Asset Management. 2010 wechselte sie zur Zurich Deutschland, wo sie u.a. für die Entwicklung der Investmentstrategie und deren Implementierung zuständig war.

Mitte 2018 übernahm Helbing als Deputy Chief Investment Officer die Verantwortung für die Schweizer Bilanz, bevor sie im Dezember 2021 in gleicher Funktion zur Zurich Gruppe Deutschland zurückkehrte.

Die Zurich Gruppe in Deutschland gehört zur weltweit tätigen Zurich Insurance Group. In Deutschland erzielt sie mit rund 4.400 Mitarbeitern Beitragseinnahmen (2020) von rund 5,9 Mrd. Euro und verwaltet Assets von mehr als 51 Mrd. Euro.

Förster, Cisch, Maat: Ende und Anfang

Nils Börner, maat.

Die in München und Frankfurt vertretene Arbeitsrechtsboutique maat Rechtsanwälte erhält zum 1. Januar für das Büro in Frankfurt bAV-spezialisierten Zuwachs: Nils Börner und Philipp Lämpe, RAe und seit 2020 geschäftsführende Gesellschafter der Förster & Cisch in Wiesbaden, stoßen als Counsel zu der Kanzlei der Partner Thomas Bader, Christian Betz-Rehm und Brigitte Huber.

Börner und Lämpe sind Fachanwälte für Arbeitsrecht und verfügen über mehr als zehn Jahre Erfahrung im Arbeits- und Betriebsrentenrecht. Auch bei maat Rechtsanwälte sollen sie vornehmlich Arbeitgeber und deren Versorgungseinrichtungen aus unterschiedlichen Branchen betreuen, darunter Chemie-, Pharma- und Automobilindustrie.

Philipp A. Lämpe, maat.

Die Zahl der RAe bei maat, gegr. 2008, steigt damit auf insgesamt auf 22. Wenn oben und in der heutigen Überschrift von Urgesteinen die Rede ist, dann gilt das auch für Förster & Cisch. Die Wurzeln der Kanzlei – wenn auch erst vor gut elf Jahren gegründet – reichen bis in die 1970er Jahre zurück, untrennbar verbunden mit den Namen Peter Ahrend, Prof. Wolfgang Förster, Jochen Rühmann und Theodor B. Cisch. Nun hört die Förster & Cisch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH am 1. Januar 2023 auf zu existieren.

Female Connection

Nun noch etwas Institutionelles, das zwar keine HR-Bewegung ist, aber auch Menschen unseres Parketts betrifft:

Anja Markworth, Arqis.

Am 7. Dezember hat sich auf Anregung von Anja Markworth, RA bei Arqis, die Initiative womeninpensionsgegründet. Der Kreis der Gründungsmitglieder liest sich schonmal gut: Mit dabei (und der Leserschaft von LEITERbAV bestens bekannt) sind Alexandra Ziegler, Senior Counsel Labor Law & Special Topics der ThyssenKrupp AG, Claudia Veh, Director, Deal Advisory bei KPMG Deutschland, Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH sowie die oben erwähnte Judith May.

Ziel der Initiative womeninpensions ist, wie Markworth gegenüber LbAV erklärte: zu aktuellen und wesentlichen Inhalten der bAV auch im politischen Kontext Stellung zu nehmen und den Frauen in der bAV eine Stimme zu geben.

Es ist nicht der erste Verbund von Frauen in der bAV, Lurse unterhält ebenfalls einen solchen gut besetzen und agilen Kreis.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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