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Studie zur bAV im Mittelstand:

Förderung und Flexibilität statt Opting-out

 

Will die Politik den Verbreitungsgrad der bAV im deutschen Mittelstand verbessern, muss sie möglicherweise andere Schwerpunkte setzen. Das ist das Ergebnis einer jüngst erschienenen Studie. Guido Birkner erläutert.

 

 

Guido Birkner. FRANKFURT BUSINESS MEDIA – Der F.A.Z.-Fachverlag.
Guido Birkner.
FRANKFURT BUSINESS MEDIA – Der F.A.Z.-Fachverlag.

Ein wachsendes Angebot der Arbeitgeber bei gleichbleibender Nachfrage der Arbeitnehmer – so lässt sich das bAV-Jahr 2015 im Mittelstand zusammenfassen. Zwar legen gemischt finanzierte Betriebsrenten sowie Branchen- und Tarifvertragspläne in mittelständischen Betrieben weiterhin zu, doch um die Nachfrage der Beschäftigten deutlich zu beleben, helfen keine Einzelmaßnahmen wie eine Enthaftung der Arbeitgeber oder Opting-out-Vorgaben. Wichtiger sind flexible Vorsorgelösungen, die sich dem individuellen Bedarf des einzelnen Mitarbeiters anpassen, und eine finanzielle Förderung der Vorsorge.

 

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2016“, die das F.A.Z.-Institut in Kooperation mit den Generali Versicherungen herausgibt. Seit 2011 veröffentlichen beide Partner die Studienreihe, die auf einer jährlichen, repräsentativen forsa-Umfrage unter 200 bAV-Verantwortlichen in deutschen mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern basiert.

 

 

Im Schnitt 1,5 bAV-Planvarianten

 

Die befragten bAV-Verantwortlichen sehen den Hauptgrund für die stagnierende Marktdurchdringung der Entgeltumwandlung zuerst bei den Mitarbeitern. So verfügen diese nur über geringe Finanzreserven für eine zusätzliche Altersvorsorge. Entsprechend gering ist ihr Interesse an der Entgeltumwandlung. Hingegen haben die Arbeitgeber ihr Engagement bei der bAV 2015 ausgebaut. So kann jeder befragte Mittelständler mindestens ein bAV-Angebot vorweisen, wobei die Entgeltumwandlung jetzt in allen befragten Unternehmen stattfindet. Insgesamt hält jeder Betrieb im Schnitt aktuell 1,5 bAV-Planvarianten über alle Finanzierungsformen hinweg bereit.

 

 

45 Prozent: Mehr Engagement der Arbeitgeber

 

Das Angebot an rein arbeitgeberfinanzierten Betriebsrenten hat sich im vergangenen Jahr stabilisiert und verzeichnet im Vorjahresvergleich sogar einen leichten Zuwachs. Gerade mitarbeiterstarke Betriebe weisen mit aktuell 45 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil bei den rein arbeitgeberfinanzierten bAV-Plänen auf. Die Arbeitgeber nutzen bAV-Pläne mit einem eigenen finanziellen Anteil weiterhin als wichtiges HR-Instrument ein, um Mitarbeiter zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen.

 

 

Überschätzt: Haftung und Opting-out

 

Kritik üben die bAV-Verantwortlichen an der Belastung durch umfangreiche neue Vorschriften und Regelungen, die die Ausbreitung der bAV hemmen. Nur jeder dritte bAV-Verantwortliche sieht in der gesetzlichen Haftung der Arbeitgeber ein Hindernis für die bAV. Eine weitgehende Enthaftung der Arbeitgeber, wie sie derzeit öffentlich diskutiert wird, beseitigt also nicht die Hemmnisse für die bAV und belebt die Nachfrage nicht nachhaltig. Ähnlich kritisch gehen die bAV-Verantwortlichen mit der Frage nach Opting-out-Regelungen um. Ein Opting-out löse das Grundproblem der bAV nicht, so der Tenor der Experten.

 

 

Matching Contribution auf dem Vormarsch

 

Ein vielversprechender Weg hin zu einer besseren Marktdurchdringung bei der bAV seitens der Arbeitnehmer besteht nach Ansicht der Befragten in einer höheren finanziellen Förderung. So setzt sich der Trend der Vorjahre fort, dass mittelständische Arbeitgeber die Vorsorge ihrer Mitarbeiter finanziell unterstützen, wenn diese einen eigenen Beitrag aus dem Entgelt leisten. Betriebsrentenmodelle auf der Basis einer gemischten Finanzierung aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen verzeichneten 2015 wie auch schon in den vorangegangenen Jahren Zuwächse. So bieten heute 71 Prozent der Mittelständler solche Modelle an.

 

 

Mehr Spielräume, mehr Förderung

 

Kaum ein mittelständischer Betrieb führt die Administration der betrieblichen Altersversorgung vollständig selbst intern durch. Im Durchschnitt arbeiten die Betriebe mit zwei Anbietern beziehungsweise Dienstleistern zusammen. Fast acht von zehn Betrieben kooperieren mit Versicherungsgesellschaften, gefolgt von Pensionskassen und Versicherungsmaklern. Knapp jedes vierte Unternehmen setzt auf branchen- beziehungsweise tarifvertragliche Versorgungswerke.

 

 

Grafik zur Vollbilddarstellung anklicken.
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Neben Anlagesicherheit, einfacher Verwaltung, hoher Rendite und Inflationsschutz ist den Arbeitgebern ein hohes Maß an Flexibilität der bAV-Pläne sehr wichtig. Dabei spielen die unterschiedlichen Ansprüche und Lebensplanungen der Generationen eine zentrale Rolle. So wünschen sich die Betriebe für ihre Mitarbeiter mehrere Auszahlungsoptionen wie monatliche Renten oder einmalige Kapitalauszahlungen. Ähnlich verhält es sich mit den Beitragsregelungen. Die große Mehrheit der befragten bAV-Experten erachtet zudem ein variables Beitrags- und Auszahlungsmodell als wichtig für die eigenen Beschäftigten.

 

 

Die Studie kostet 75 Euro und kann bei FRANKFURT BUSINESS MEDIA bestellt werden: vertrieb@frankfurt-bm.com

 

 

Der Autor ist verantwortlicher Redakteur Themenbereich Human Resources, FRANKFURT BUSINESS MEDIA – Der F.A.Z.-Fachverlag, Frankfurt am Main und gemeinsam mit LbAV-Herausgeber Pascal Bazzazi Herausgeber des Buches „bAV 2016 – Risiken und Lösungen für Mittelstand und Familienunternehmen“ (ISBN 978-3-945999-14-1), das Mitte Januar im F.A.Z.-Fachverlag erschienen ist.

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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