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German Pension Finance Watch Q3/2021:

Entspannung auf beiden Seiten

Das hat man nicht alle Tage – Zins und Aktien steigen gleichermaßen. Doch was mancher als Warnsignal der Börsen sieht, wirkt zumindest in den Pensionswerken der deutschen Industrie erstmal positiv. Besonders der Zins hebelt kräftig. Dass einer dicker geworden ist, der andere dünner, ändert dagegen an der Gesamtlage wenig. Die Gretchenfrage kann ohnehin keiner beantworten.

 

Die Pensionsvermögen der DAX-Unternehmen stiegen im Q3 dank einer guten Kapitalmarktlage 2021 um YTD 2,8 Prozent auf 291,5 Mrd. Euro. Gleichzeitig stieg der Rechnungszins auf 1,34 Prozent (Q2: 1,2 Prozent) und sorgte dafür, dass die gesammelte DBO auf 397,2 Mrd. Euro zurückgingen. Das vor vor einigen Tagen Willis Towers Watson unter Verweis auf seine turnusgemäße Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ berichtet.

 

Mit der Entspannung auf beiden Seiten verbesserte sich auch der Ausfinanzierungsgrad auf hohem Niveau weiter auf 73,4% (+2 Prozentpunkte). Ähnlich positiv zeigte sich das Bild im MDAX.

 

 

Die Pensionswerke bekommen aktuell ‚doppelten Rückenwind‘.“

 

 

Übrigens bleibt das Gesamtbild auch nach der Erweiterung des DAX auf 40 Werte und der entsprechenden Verkleinerung des MDAX auf 50 vom 20. September weitestgehend unverändert.

 

Hanne Borst, WTW.

Die Pensionswerke bekommen aktuell ‚doppelten Rückenwind‘“, beschreibt Hanne Borst, WTW-Head of Actuarial Consulting Germany die Situation. „Sowohl die für die künftigen Pensionszahlungen reservierten Vermögen als auch die entsprechenden Zahlungsverpflichtungen entwickelten sich dank des günstigen Einflusses von Rechnungszins und Kapitalmarkt in die gewünschte Richtung – das ist erfreulich für die Unternehmen.“

 

Zurückgerechnet ausgeglichen

 

Der Consultant hat den neulichen DAX-Umbau zurückgerechnet: Die Veränderungen in der Zusammensetzung der Aktienindizes führen in der Rückrechnung zum Jahresende 2020 im DAX zu einer Erhöhung von rund 18 Mrd. Euro bei den Pensionsvermögen und rund 30 Mrd. Euro bei den Pensionsverpflichtungen.

 

Entsprechend speckte der MDAX ab, bei Plan Assets um 21 Mrd. Euro, bei der DBO um 35 Mrd. Euro. Die Funding Ratio dagegen bleibt damit mit isoliertem Blick auf die Umbauten in den beiden Indizes nahezu gleich. „Das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen entspricht bei den DAX-Newcomern etwa dem Durchschnitt im alten DAX30“, berichtet Borst, „und unter den DAX-Newcomern befinden sich einige Unternehmen, die ihren Mitarbeitern traditionell eine bAV gewähren und ihre Pensionswerke schon lange professionell managen. Damit bleibt das Gesamtbild im DAX auch nach der Erweiterung konstant“.

 

54 Basispunkte lassen 40 Milliarden aus dem Kessel

 

Von den Umbauten zurück zu den Märkten, nun mit mehr Details, wie sie WTW notiert hat: Der globale Aufwärtstrend der ersten beiden Quartale setzte sich in Q3 fort. Davon profitierten die Pensionsvermögen der DAX- und MDAX-Unternehmen, die weiter zulegen konnten (allerdings nicht gegenüber Q2, was mglw. an den 64% Anleihen im Musterdepot der Modellrechnung liegen könnte).

Quelle: WTW. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Der Rechnungszins gab im Juli zunächst nach, jedoch konnten diese Verluste insb. im September wieder mehr als ausgeglichen werden. YTD beträgt der Anstieg 54 BP. Damit sinkt die DBO YTD direkt um knackige 9,5% im DAX, um 9,4% im MDAX (man erinnere sich an Q I 2020). „Der Rechnungszins befand sich über einen langen Zeitraum im Abwärtstrend – umso erfreulicher wirkt sich nun der Anstieg aus. Ob dies bis zum Jahresende und damit bis zum Bilanzierungsstichtag für die meisten Unternehmen anhält, lässt sich jetzt allerdings noch nicht abschätzen“, bleibt Borst vorsichtig.

 

Wer ist hier transitory?

 

Eine der Gretchenfragen derzeit: die Inflation. Hier notiert WTW YTD ein Plus von 10 BP. WTW erklärt, das sei insb. in Deutschland v.a. mit der temporären MWSt-Senkung in HJ2 2020 sowie gestiegenen Energiekosten zu erklären, und verweist darauf, dass es sich „nach Ansicht der meisten Marktteilnehmer dabei allerdings lediglich um einen temporären Inflationsschub handelt“. Insbesondere die EZB sehe ihr neues im Juli 2021 bekannt gegebenes symmetrisches Inflationsziel bei „nahe zwei Prozent“ trotz moderat gestiegener langfristiger Inflationserwartungen bei weitem noch nicht erreicht, betont WTW. Man wird sehen.


Das aktuelle Studiendokument steht zum Download hier bereit.

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