Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Kassandra

Unregelmäßig freitags bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV.

Heute: Beamte, Selbständige und Changes.

 

 

PensionsEurope (18. November): „Changes at the Board of Directors.“

 

Eine Meldung aus der Rubrik „Das Parkett in Bewegung (XLIV)“: Der europäische Pensions-Dachverband PensionsEurope, bei dem auch die aba Mitglied ist, hat auf seiner Hauptversammlung aba-GF Klaus Stiefermann zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

 

Statt der bei solchen Anlässen üblichen, meist recht allgemeinen Floskeln kommentierte Stiefermann seine Wahl mit bemerkenswert klaren Worten:

 

Klaus Stiefermann, aba.

Vor uns liegen arbeitsreiche Monate und Jahre. Ziel muss es sein, die Überregulierung von Altersversorgungseinrichtungen zurückzufahren und insbesondere bei der Überprüfung der EbAV-II-RL für angemessene Rahmenbedingungen zu kämpfen.

 

Es ist schädlich, wenn EbAV undifferenziert in sektorübergreifende Finanzmarktregulierungen einbezogen werden. So etwas führt zu überbordenden und teils unpassenden Anforderungen. Konkret denke ich an die Nachhaltigkeitsanforderungen, v.a. an die Offenlegungsverordnung, und an die EU-Verordnung über die Betriebsstabilität digitaler Systeme des Finanzsektors DORA. Sollen EbAV auch in Zukunft einen maßgeblichen Beitrag zur Altersversorgung leisten, dürfen sie nicht in einen Topf mit Banken, Kapitalverwaltungsgesellschaften und Versicherern geworfen werden. Und selbst, wenn man sektorübergreifende Verordnungen schafft, brauchen EbAV zumindest bei der Umsetzung einen angemessenen Spielraum.“

 

Das klingt nach nicht weniger als eine Art Roll-back. In jedem Fall kann es nur hilfreich sein, wenn nach dem auch für das europäische Pensionswesen katastrophalen Brexit die verhältnismäßig große bAV-Nation Deutschland in Brüssel ambitioniert auftritt.

 

 

Aon (17. November): „Beamte und Selbstständige sollen Rente retten.“

 

Aon mit einer kleinen Studie zur Haltung der Deutschen zu verschiedenen Aspekten der Altersversorgung. Bemerkenswert: Immerhin 25% stehen einem Staatsfonds nach schwedischen Vorbild positiv gegenüber.

 

Ebenfalls bemerkenswert: 37,5% wünschen sich den Einbezug von Beamten und Selbstständigen in die gesetzliche Rente.

 

Kassandra ist in der Bundesrepublik des 21. Jahrhunderts mittlerweile eine geübte Hellseherin und stellt fest: Die Selbständigen werden zumindest partiell in die gesetzliche Rente einbezogen werden. Die Beamten niemals.

 

Keine Erkenntnisse liefert die Studie, ob die besagten 37,5% dem Irrglauben unterliegen, dass eine Verbreiterung der Beitragsbasis ein marodes Vorsorgesystem sanieren könnte. Oder ob es vielmehr der Wunsch ist, dass von diesem maroden System keiner unerfasst bleiben darf.

 

 

Die Welt (15. November): „Und dann macht der Deutsche-Bank-Chef Christine Lagarde eine deutliche Ansage.“

 

Vielversprechende Headline in der Welt. Geht man dann in den Artikel und scrollt zu der Textstelle, liest man, dass CEO Sewing offenbar von dem transitorischen Charakter der gegenwärtigen Inflation nicht überzeugt sei und den Gedanken geäußert habe, dass die Geldpolitik „gegensteuern“, müsse, und das „eher früher als später“.

 

Nun, die EZB scheut sich nicht, die Geldmenge in exponentieller Weise auszudehnen, offenbar ohne jede Rücksicht auf Verluste. Ob die dafür Verantwortlichen, vorneweg die von Kassandra schon vor längerem mit den Vorschusslorbeeren „Madame l’Hélicoptère“ bedachte Lagarde, die doch eher sanften Worte Sewings als „deutliche Ansage“ empfinden wird – das darf jeder für sich selbst entscheiden.

 

 

Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.

 

Kassandra bei der Arbeit.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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