Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Thank God it's Friday:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Eine Billion geht für Sozialleistungen drauf, Otmar Issing weiß, wovon er redet, und Ver.di gewinnt neue Mitglieder.

 

VJ.de (8. Juli): „Sozialleistungen nähern sich der Billion-Euro-Marke.“

Andere Länder haben Pensionsfonds, Deutschland hat Sozialleistungen. 800 Milliarden Euro allein in diesem Jahr. Bei solchen Größenordnungen wird gar manch Euro-Rettungsschirm blass. Preisfrage: Bei welcher Quote an Wahlberechtigten, die von Staatsknete leben – also Transferleistungsempfänger, Beamte, öffentlicher Dienst, Politiker, staatlich gepeppte Stiftungen und Initiativen etc. etc. – kippt ein Gemeinwesen eigentlich um?

 

Kleine Korrektur: Auch in Deutschland gibt es in manchen Bundesländern ja Pensionsfonds. Gefundet zumeist mit Anleihen des betreffenden Landes. Faktische Funding Ratio: Null.

 

 

OFF TOPIC. TO WHOM IT MAY CONCERN:

 

WiWo (5. Juli): „Franzosen wollen den Euro nicht mehr.“

Surprise, surprise: Das Volk hat wie so oft mehr Grips als seine „Eliten“. In der EU ist Frankreich die Spinne im Netz, die die Entwicklung vorantreibt. Und schießt damit Eigentore am laufenden Band. Denn wenn die Eurokrise Südeuropa deindustrialisiert und Nordeuropa dekapitalisiert, dann ist ausgerechnet Frankreich das Land, auf das beide Effekte gleichzeitig wirken. Die beiden nächsten Meldungen sind nur Symptome des tiefsitzenden Dilemmas. Aber wie sieht es in Deutschland damit aus? Nun, man sehe sich diese Umfrage auf T-online.de an, stimme ab und betrachte dann das Zwischenergebnis. Das ist in der Tat bemerkenswert!

 

 

HB (9. Juli): „Frankreich für ESM-Hilfen an griechische Banken.“

Das einzige, was an dem durchsichtigen Manöver überrascht, ist die Kürze der Schamfrist, die man nach der Einigung auf die Bankenunion hat verstreichen lassen, um den nächsten Akt des Dramas einzuläuten. Der Ablauf auf deutscher Seite wird der seit Jahren übliche sein: Erst mal kategorisch ablehnen, dann rumeiern, von irgendwelchen Vorteilen für die deutsche Wirtschaft reden, schließlich nachgeben und zahlen. Hier deutet es sich schon an.

 

Zugute halten muss man Angela Merkel und Wolfgang Schäuble, dass sie auch unter Druck der politischen Linken im eigenen Land stehen, die das Spiel zu Lasten Deutschlands tatkräftig befeuert. Und Frankreich, das also weiter auf Krücken setzt statt auf Nachhaltigkeit: Darf seinen hoffnungslos überdimensionierten Bankensektor zwar auf ander Leuts Kosten durchfüttern, wird ihn dafür aber weiter mit sich rumschleppen müssen.

 

 

Die Welt (Juli): „Frankreich verbietet Neuwagen von Mercedes.“

Während die deutsche Industrie offenbar zuweilen immer noch einen gewissen Sinn für Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit zeigt, scheint bei der EU davon mittlerweile gar nichts mehr übrig zu sein. Wie bei dem europaweiten Programm zur milliardenfachen, kleinteiligen Quecksilber-Proliferation (vulgo: Energiesparlampen) mit vermutlich tausenden Vergiftungsfällen pro Tag fragt man sich zunehmend, was die Kommissare in Brüssel eigentlich reitet – oder besser: wer?!

Dass sich unserer lieber – übrigens bekanntlich ja ebenfalls anzapffreudiger – Verbündeter westlich des Rheins die Gelegenheit nicht entgehen lässt, seiner halbstaatlichen Autoindustrie halbseidene Vorteile zu verschaffen (mit tatkräftiger deutscher Unterstützung), ist dabei nur eine Randnotiz – und wird ihm auch nicht helfen.

 

 

FAZ (5. Juli): „Wohin steuert die Europäische Währungsunion?“

Gastbeitrag von einem, der weiß, wovon er spricht. Otmar Issing ist das Paradebeispiel, wie vor und in dieser Krise kluger und nachhaltiger Sachverstand mit überlegener Argumentation sich gegenüber politischen Zielen, Absichten, Ränkespielen und der Dummheit an sich nicht durchsetzen konnte und weiter nicht kann.

 

 

HB (10. Juli 2013): „Rettet die Bankenunion!“

Ob Sven Giegold auch weiß, wovon er spricht? Am besten einen Blick auf die Leserkommentare werfen, die sagen alles.

 

 

Finanzen.net (9. Juli): „IWF verlangt von der EZB volles Krisenarsenal.“

Genau. Die Notenbanken sollen es richten. Noch mehr Geld drucken. Noch mehr marode Banken sanieren. Noch mehr Abhängigkeiten der Realwirtschaft von der Droge Billiggeld  schaffen. Keine Rede ist dagegen von Sanieren, von Wettbewerbsfähigkeit verbessern, von der Korrektur der Fehlallokationen. Nur weiter so, und danke, lieber IWF, für die wirklich guten Ratschläge.

 

 

FAZ (11. Juli): „Greetings aus New York: Bernanke verspricht doch mehr billiges Geld.“

Und schon rudert er wieder zurück. Und warum? Weil er muss. Die Notenbanken kommen aus der selbstgestellten Falle nicht mehr heraus. Die Zahnpasta bleibt aus der Tube.

 

 

Godmode-Trader: (9.Juli): „Kommt der ganz große Knall?“."

Hier eine realitätsnahe Analyse der Problematik. Jedoch: Europa droht nur ein verlorenes Jahrzehnt? Meine Meinung ist seit Jahren, dass Europa mit einer Dekade nicht hinkommen wird. Seit Beginn der Krise ist schließlich schon ein halbes Jahrzehnt vorbei, und mir ist wirklich nicht eine einzige relevante Maßnahme bekannt, mit der Europa die Verwerfungen des jahrelangen Niedrigzinses auch der Vorkrisenzeit samt den einhergehenden Fehlallokationen zu korrigieren versucht hätte. Stattdessen heißt es: Probleme mit neuem Geld zukleistern, Haftungsbasis verbreitern, und dann weiter so in Richtung steigernder Fallhöhe! Die drei vorherigen Meldungen, vor allem die Vorschläge Giegolds, sprechen Bände, ebenso der Beitrag hier.

 

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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