Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Kassandra:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Krankenkassenbeitragspflicht im Fernsehen. Und mehr.

 

 

 

WDR (1. September): „Direktversicherung – zeitgemäß oder sinnlos?“

 

Nach Hinweis eines von der Problematik der Krankenkassenbeitragspflicht betroffenen Lesers sei hier dieser Filmbericht im WDR erwähnt. Der Sender widmet sich dem Sachverhalt am Beispiel Betroffener im DFW Direktversicherung. Leiter-bAV.de berichtete bereits ausführlich über die jüngsten Entwicklungen betreffend die Pensionskasse.

 

 

 

FAZ (3. September): „Regierung verspricht neue Anlagestrategie – Börse in Tokio jubelt über Japans neuen Sozialminister.“

 

Allein die bloße Ankündigung, dass der staatliche Pensionsfonds mehr Aktien kaufen könnte, lässt den japanischen Aktienmarkt haussieren, in eben den der Fonds investieren soll – zu entsprechend höheren Kursen. Haben die Herren schon mal was von Market Impact und Transition Management gehört? Oder geht es ihnen vielleicht gar nicht darum, das Volksvermögen klug und geschickt anzulegen, sondern nur darum, den Fonds zu politischen Zwecken – in dem Fall feste Märkte – zu missbrauchen?

 

Wie dem auch sei, für den japanischen Staatsfonds gilt ohnehin, was Kassandra schon seit Jahr und Tag unkt:

Wenn ein staatlicher Pensionsfonds für Beamte nun in Aktien investiert statt in die Staatsanleihen eben desjenigen Staates, der die Pensionen ohnehin zu bezahlen hat, dann ist das von dem Pensionsfonds nicht ein riskanteres Anlegen, sondern erst mal ein Anlegen überhaupt. Denn ein staatlicher Pensionsfonds für Beamte, der die eigenen Staatsschulden kauft, ist in dieser Höhe faktisch nicht gefundet, sondern umlagefinanziert. Insofern ist fraglich, ob man den GPIF überhaupt als größten Pensionsfonds der Welt bezeichnen kann. Übrigens ist es für Shinzo Abe ein leichtes, dem staatlichen Pensionsfonds weniger japanische Staatsanleihen zu verordnen – hat er doch eben für diese einen ungleich solventeren Käufer aufgetan: die japanische Notenbank.“

 

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

 

 

FAZ (31. August): „Devisenmarkt Schweizer wollen Franken-Kurs mit allen Mitteln verteidigen.“

 

Es sei der Schweiz nur immer wieder aufs Neue zugerufen, dass sie – wenn sie schon meint, ihre Exporte künstlich subventionieren und dazu den Weg der Geldmengenausweitung gehen zu müssen – gut daran täte, diese neugedruckten Fränkli-Geldmengen nicht in andere, noch weniger werthaltige Papiermengen zu investieren (siehe jüngste EZB-Entscheidung), sondern die Phase des über die Maßen gefragten Franken geschickt zu nutzen, im Ausland Sachwerte zu erwerben – Aktien, Unternehmensbeteiligungen, Immobilien, Edelmetall. Vorbild kann der norwegische Staatsfonds sein, der mit ausländischen Realwerten Volksvermögen aufbaut. Dass der norwegische Staatsfonds sich aus Exporterlösen speist, aber die Mittel der schweizerischen Notenbank aus der Tatsache des gefragten Franken stammen, den man nach Belieben drucken kann, macht da keinen systematischen Unterschied. Des weiteren hätte der Aufkauf und das Halten ausländischer Sachwerte durch die SNB den angenehmen Nebeneffekt, dass sich durch ein erneutes Versilbern dieser Realwerte beizeiten im Falle eines inflationären Währungskollapses oder einer galoppierenden internationalen Inflation die Zahnpasta eines Tages zumindest in der Schweiz auch wieder zurück in die Tube bringen ließe. Der kubikmeterweise Aufkauf von buntem Papier aus dem Ausland eröffnet diese Möglichkeit nicht.

 

 

 

FAZ (4. September): „Anleihenkäufe – Alle Risiken auf die EZB.“

 

Die EZB scheint den Wettlauf mit BoE, FED und BoJ darum, wer am meisten Geld drucken kann, mit allen Mitteln gewinnen zu wollen. FAZ-Herausgeber Holger Steltzner seit Jahren einer der wenigen Mahner in den deutschen Massenmedien. Überraschend, wie sich die etwas stabileren Euro-Staaten – vorneweg Deutschland – durch Draghis Taschenspielertricks über Bande mit Banken und Regierungen aus Krisenstaaten systematisch enteignen lassen. Kassandra meint: Einziger Trost ist, dass die Staaten, die vor der Krise hemmungslos Kapital angezogen haben und das in der Krise weiterhin tun, ihre Zukunft eben deswegen noch schneller verspielen als Deutschland. Und: Neben den Abenomics sollte man langsam mal den Begriff der Draghinomics einführen – für eine Geldpolitik, die einen ganzen Kontinent in die Abhängigkeit von der gefährlichsten Droge der Welt führt.

 

 

 

HB (3. September): „Blessing fordert Euro-Bonds – Der radikale Rat.“

 

Eurobonds mit ein paar quantitativen und qualitativen Wenn-dann-Beschränkungen einführen: Wenn das wirklich die echte Überzeugung des CoBa-Chefs ist, dann kann man nur den Kopf schütteln. Glaubt er etwa immer noch – selbst nach den Erfahrungen mit dem sang- und klanglosen Zerreißen des Stabilitätspaktes – dass irgendwelche Hilfskonstruktionen, die er sich da ausgedacht hat, dauerhaft irgendeinen Bestand haben würden? Fest steht: Wenn Eurobonds einmal da sind, dann werden sie auch hemmungslos genutzt werden. Zu hoffen, dass irgendwelche formalen Einschränkungen dem dann kommenden „Die-Welt-geht-sonst-unter“-Geschrei von südeuropäischen Krisenpolitikern (orchestriert von US-Ökonomen) standhalten würden, ist schlicht naiv.

 

Übrigens sollte ein kurzer Blick auf die Mini-Renditen beispielsweise italienischer und spanischer Govies genügen, um zu erkennen, dass angesichts der fast grenzenlosen Geldmengenausweitung durch die EZB die Notwendigkeit vorgeblich zinssenkender Eurobonds schlicht nicht besteht. Blessings Vorstoß ist völlig fehl am Platze. Angesichts der jüngsten EZB-Entscheidung ist er nur noch absurd.

 

 

 

HB (4. September): „Trotz höherer Freibeträge – Staat verdient immer mehr bei Erben mit.“

 

Der Staat nimmt überproportional höhere Erbschafts- und Schenkungssteuern ein? Kein Wunder, zieht doch die Asset Inflation – siehe Beitrag zur EZB-Entscheidung – auch in größeren Privatvermögen sichtlich an. Insofern gibt es die Problematik der kalten Progression nicht nur bei Altenpflegerin und Handwerksmeister, sondern auch bei größeren Erbschaften. Ordnungspolitisch schwacher Trost: trifft keine Armen.

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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