Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Thank God it's Friday:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: VBL soll pokern, Rürup blickt zurück, Dänen rüsten sich.

 

Die Welt (3. Februar): „Behörde zockt mit Altersvorsorge von Millionen.“

 

VBL: Die Welt widmet sich nicht ohne Skepsis der Investmentstrategie einer Einrichtung, die sonst eher selten in der Öffentlichkeit steht. Allerdings sollte man froh sein, wenn eine öffentliche Einrichtung überhaupt in echte Assets investiert anstatt in die Staatsanleihen des Bundeslandes, deren Pensionsverpflichtungen man ohnehin zu bedienen hat – wie manch Länderpensionsfonds in der Bundesrepublik es tut. Sachsen-Anhalt übrigens lobenswerterweise offenbar nicht.

BTW: Hier und hier ältere Berichte zur VBL.

 

 

FAZ (1. Februar): „Alte Fehler in der Rente.“

 

Bert Rürup gibt einen Überblick über die Entwicklungen – ergo also im Wesentlichen Fehlentwicklungen – des deutschen Rentensystems.

 

 

Bloomberg via Die Welt (4. Februar): „Dänischer Pensionsfonds ATP rüstet sich für globale Marktschocks.“

 

Carsten Stendevad vom größten dänischen Pensionsfonds ATP äußert seine Sorgen über die derzeitigen Marktverwerfungen, wie sie sich gerade am deutlichsten in den EM zeigen. Zitat: „Das fundamentale Problem ist, dass die Zentralbank-Maßnahmen langsam und schrittweise zurückgenommen werden müssen. Die Herausforderung dabei ist, dass es keinen Fahrplan dafür gibt.“ Da hat er recht. Und das wird noch lustig.

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

 

HB (31. Januar): „Spaniens Banken erholen sich.“

 

Also, der italienische wie der spanische Staat können sich bekanntlich seit einigen Monaten wieder günstig an den Märkten refinanzieren, und zwar zu Rekord-Mini-Zinsen. Und nun machen auch die spanischen Banken wieder ordentliche Gewinne? Ist damit die Krise vorbei, und zwar endgültig? Warum nur verlässt die EZB dann nicht flugs den Krisenmodus und macht sich bitte schön auf den Weg zurück zu einem normalen, gesunden Zinsniveau? Die ehrliche Antwort lautet: Weil die Krise alles andere als vorbei ist, nur mit viel frischem Geld einigermaßen unter Kontrolle gehalten wird, und weil jede minimale Geldverknappung die von eben diesem frischen Geld mittlerweile toxisch-abhängigen staatlichen wie die privaten Patienten vermutlich direkt wieder in totale Agonie verfallen lassen würde.

 

 

FAZ (30. Januar): Sorge um deutschen Einfluss auf die Geldpolitik.“

 

Die Sorge darüber, dass Deutschland nach der geplanten Euro-Einführung Litauens 2015 nicht mehr ständig im EZB-Rat vertreten sein wird, ist völlig unbegründet. Denn ob man nun drinnen dabei ist oder draußen vor der Tür, während man isoliert und überstimmt wird, das ist dann irgendwie auch egal. Abgesehen davon kann man die großen Worte und Forderungen der deutschen Politiker nach Änderung der Statuten und einem ständigen Sitz für Deutschland getrost ignorieren, denn diese werden zu dem führen, zu dem sie immer führen. Und das ist wozu? Richtig: zu gar nichts.

 

 

Spiegel.de (31. Januar): „Chinesen kaufen besonders gerne deutsche Unternehmen.“

 

Das ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Standortpolitik und des KnowHow-Transfers kritisch. Nein, es sei daran erinnert, dass auch solche Übernahmen statistisch zu den von den Deutschen so heißgeliebten Exportüberschüssen beitragen – ein Ausverkauf, der auch noch bejubelt wird. Lieblingsbeispiel von Leiter-bAV.de bleibt Hochtief, dessen neue Eigentümer aus der nicht zuletzt mit deutscher Hilfe über Wasser gehaltenen spanischen Volkswirtschaft kommen. Das ist neben der Tatsache, dass dauerhafte Exportüberschüsse letztlich bedeuten, Güter gegen Papier oder, noch schlimmer, Target-2-Salden zu tauschen (hier auf Leiter-bAV.de schon häufig diskutiert) nur eine weitere Facette der Fehlsteuerung einer ganzen Volkswirtschaft durch die ewige Exportorientierung. Nur zur Erinnerung: Allein 2013 haben Güter in der Größenordnung von 200 Milliarden Euro Deutschland verlassen, für die kein realer Gegenwert eingeführt worden ist – und so geht es Jahr um Jahr, Jahrzehnt und Jahrzehnt…

 

 

FAZ (31. Januar): „570 Milliarden Euro – Deutsche zahlen so viele Steuern wie noch nie.“

 

Passend dazu diese Meldung. Es sei einfach nochmal aus der Presseschau vom 3. Januar 2014 wiederholt: „Deutschland mehr oder weniger im Rekordboom mit Rekordsteueraufkommen und Rekordbeschäftigung, Rekordsozialabgabenaufkommen und Rekordhaushalten, gleichzeitig (zumindest subjektiv gefühlt) mit einem Rekordverfall der öffentlichen Infrastruktur, seien es Universitäten, Schwimmbäder, Kindergärten oder die Bundeswehr… Und trotzdem macht die Verschuldung der öffentlichen Hand erneut, das, was sie seit über 40 Jahren macht: Auf Rekordniveau steigen! Das sind also die konjunkturell guten Zeiten. Dann nur mal weiter so, Deutschland.“

 

 

FAZ (22. November): „Ein Vermögensbildungsfonds für Deutschland.“

 

Wie in den Kommentaren zu den beiden vorherigen Meldungen wird Leiter-bAV.de seit Jahr und Tag nicht müde, die Fehlausrichtung der deutschen Volkswirtschaft zu kritisieren, die nicht in der Lage ist, ihre industrielle Spitzenposition und ihre Exportstärke in gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt zu transformieren. Die in der vorherigen Meldung angesprochenen öffentlichen Defizite sind dabei nur ein Teil der Problematik. Die im europäischen Vergleich lächerlich geringen Privatvermögen, die bescheidenen Deckungsmittel in der betrieblichen Vorsorge, das ungedeckte gesetzliche Renten- und Beamtenpensionssystem sowie natürlich das Fehlen eines echten bundesstaatlichen Pensionsfonds sind weitere Belege. Doch hier nun (vom November) endlich auch im Mainstream ein Beitrag, der sich mit dieser in der Öffentlichkeit sonst so gut wie nicht diskutierten Thematik zumindest kritisch auseinandersetzt. Und wer das alles nicht für ein Problem hält, der sei beruhigt. Denn ändern wird sich natürlich wie immer: nichts.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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