Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Thank God it's Friday:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Versicherer wollen Auto Enrolment, die FTT wird teuer und die bAV dünner.

 

FAZ (26. November): „Versicherer fordern automatische Entgeltumwandlung.“

Ob das helfen würde? Oder brächte ein Auto Enrolement vor allem mehr Verwaltungsaufwand für die Arbeitgeber, eben gerade für die KMU, sonst aber wenig? Denn – wie alle Anlageprodukte – hat es die Lebens- respektive die Direktversicherung nicht leicht: Da sind zum ersten und vor allem der politische Minizins ohne absehbares Ende einhergehend mit der Asset-Inflation allerorten mit entsprechenden Folgen für die Wiederanlage. Dann bAV-spezifisch die überschaubare Förderung: Negativ zu Buche schlagen volle Krankenkassenbeiträge im Alter, sinkender Nachsteuerertrag im Zuge tendenziell steigender Grenzsteuersätze im Alter sowie Abzüge in der gesetzlichen Rente entsprechend der gesparten Beiträge. Schließlich natürlich noch Vertriebs-, Abschluss- und Verwaltungskosten. Könnte man wenigstens hier etwas ändern? Zitat aus dem Beitrag: „Auf die Frage, ob man Provisionen auf sehr geringem Niveau begrenzen könne, antwortete Erdland auf dem Versicherungstag in Berlin ausweichend.“ Doch als sei das alles nicht genug, scheint die Aufsicht jetzt auch noch Feuer ins Öl zu gießen, indem sie mit der ihr eigenen Nonchalance erklärt, das Solvency II so manchen Versicherer ernsthaft in den Bredouille bringen wirdin der bAV angesichts der jahrzehntelangen Laufzeiten eine doppelt verheerende Vorstellung.

 

 

Produktion.de (25. November): „Siemens rechnet mit 100 Mio Euro Kosten durch Finanztransaktionssteuer.“

Die FTT betrifft natürlich vor allem die bAV, erst recht bei den Volumina siemensscher Größenordnung. Schönes Zitat aber auch betreffend das Kerngeschäft: „Irgendwann wird es attraktiver, nicht mehr das Währungsrisiko abzusichern, sondern gleich in den Märkten zu produzieren.“

 

 

Badische Zeitung (22. November): „Firmen dünnen Betriebsrenten aus.“

Immer noch als Nachwirkung zu der Lufthansa-Sache ein Artikel über den Trend zu DC, den Minizins und eine unschöne Spreizung, Zitat: „Immer noch weit verbreitet seien Betriebsrenten für das Führungspersonal. Für Vertreter der unteren Ebenen werde es dagegen immer schlechter.“

 

 

Wams (24. November): „Rentenpläne kosten den Staat 852 Milliarden Euro.“

Grundlegende Strategie einer jeden Partei in der Regierung ist es, möglichst viel Geld von der Allgemeinheit einzuziehen und bevorzugt in ihren potentiellen Wählerschichten zu verteilen. Das ist auch der Grund, warum Demokratien ständig dazu tendieren, ihre Staatshaushalte (und parallel die Verschuldung) zu vergrößern. Wenn nun beide großen politischen Lager (auch wenn man diese kaum noch voneinander unterscheiden kann) in der Verantwortung sind, dann wird es eben besonders teuer – hier Beispiel Rentenversicherung (Artikel erschien vor Vorlage des Koalitionsvertrages).

 

 

dpa via Focus.de (26. November): „OECD warnt vor Altersarmut in Deutschland.“

Zitat: „Geringverdiener sind in Deutschland stärker als in vielen anderen Industriestaaten von Altersarmut bedroht.“ Nur zur Erinnerung, Deutschland heute: Rekordbeschäftigung, Rekordsteueraufkommen, Rekordexportüberschüsse, Rekordauslandsvermögen (in Form von Target-Salden, Rettungsschirmen etc.), summa summarum eine der stärksten Industrienationen der Welt mitten im Beschäftigungs- und Exportboom. Und trotzdem ist (zusätzlich zu den bankrotten öffentlichen Haushalten) die Lage für viel zu viele hier prekär. Das passt übrigens zu den seinerzeitigen EZB-Berichten über die im Vergleich zu Deutschland pro Kopf massiv höheren Privatvermögen im südeuropäischen Ausland. Something is rotten in the state of Germany. Und es sieht nicht aus, als ob sich daran bald etwas ändern wird.

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

 

Die Welt (25. November): „Südeuropa verlangt von der EZB eine neue Bazooka.“

Und weiter geht’s. Nicht nur der Leitzins, sondern auch die Zinsen für Neuemissionen von Italien und Spanien haben zwar längst Super-Mini-Rekord-Niveau erreicht, garniert mit gelegentlichen Äußerungen, dass die Krise hinter uns liege. Doch geschrien nach neuem billigen Geld wird munter weiter. Banken- und Staatsfinanzierung mit der Notenpresse pur. Dabei ist kein Argument dumm genug, um es nicht der Öffentlichkeit zu verkaufen. So z.B. die angebliche Notwendigkeit, die Banken zur Kreditvergabe an die Unternehmen zu bewegen. Doch erstens wollen die das Geld offenbar gar nicht, und zweitens muss man nach dem Sinn fragen, unsere in Schulden ersaufenden Volkswirtschaften in noch mehr Verschuldung zu drängen. Wie dem auch sei, hat ja bisher prima geklappt. Warum also das Spiel nicht weiter treiben, solange es Deppen genug gibt, die es mitspielen? Schade nur, dass die Drogenabhängigkeit von Märkten und Realwirtschaft im Gleichschritt mit der Fallhöhe Europas immer weiter steigt.

 

 

N-TV.de (26. November): „Verdacht auf Goldpreis-Manipulation – Bafin überprüft Deutsche Bank.“

In Blogs außerhalb des Mainstreams konnte man schon seit längerem lesen, dass der Gold- und womöglich auch der Silber-Preis aus übergeordneten Interessen (Ausschaltung des Goldpreises als Inflations-Fieberthermometer) manipuliert werde. Doch wurde man mit solchen Aussagen schnell dem Lager der belächelten Verschwörungstheoretiker zugeordnet. Wer daran festhält, die Theorie von der Manipulation leicht abzutun, muss nun konsequenterweise auch die BaFin in diese Ecke stellen.

 

 

Das Beste zum Schluss:

 

Bild.de (23. November): „Zehn originelle deutsche Weihnachtsmärkte.“

Autos, Maschinen, und phasenweise auch Fußball: Es gibt einige Bereiche, in denen die Deutschen die Maßstäbe (mit-)setzen können. Doch wirklich einsam an der Spitze sind wir hier: bei den Weihnachtsmärkten! Weltweit sind sie auf dem besten Wege, zu einem als typisch deutsch wahrgenommenen Kulturgut zu werden – und hierzulande auch. Bundesweite Übersichten findet man in Netz und Medien zuhauf. Hier in der Bild der Weihnachtsmärkte zehne, die das Blatt bemerkenswert findet. Tipp Nummer elf kommt von Leiter-bAV.de: der schwedisch geprägte Weihnachtsmarkt „Lucia“ in der Kulturbrauerei im Berliner Prenzlauer Berg.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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