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Ergebnisse 2017 (V):

Deutscher Pensionsfonds: Fast 1,6 Milliarden Assets 

Mit dem neuen Feature „Ergebnisse 2017“ will LEITERbAV allen Interessierten einen Marktüberblick zu den relevanten Ergebnissen der wichtigsten Teilnehmer des institutionellen betrieblichen Pensionswesens geben. Heute: Deutscher Pensionsfonds AG. Von LEITERbAV-Autor Detlef Pohl.

 

Lars Golatka, Zurich und Deutscher Pensionsfonds AG

Die Deutscher Pensionsfonds AG (kurz: DPAG) wurde 2002 als Joint Venture der Deutsche Bank AG und der Zurich Gruppe Deutschland gegründet. Der Pensionsfonds selbst beschäftigt keine Mitarbeiter. Über Dienstleistungs- und Funktionsausgliederungsverträge mit externen Providern und Dienstleistungsverträge mit den Gesellschaften der Zurich Gruppe organisiert der Pensionsfonds das Tagesgeschäft. Der Vertrieb läuft über die Ausschließlichkeitsorga der Zurich, über Makler, die Deutsche Bank sowie als Direktgeschäft.

 

 

Teils über, teils unter

 

Im Berichtsjahr 2017 hat der Deutsche Pensionsfonds die Ergebnisse des Vorjahres in einigen wesentlichen Kennziffern übertroffen (gebuchte Beiträge, Kapitalanlagen, pensionsfondstechnische Rückstellungen), in anderen deutlich verfehlt (Kapitalanlageergebnis, Rohüberschuss, Jahresüberschuss). Insgesamt bewegt sich der Geschäftsumfang noch immer auf überschaubarem Niveau. Der Vergleich der Resultate in den letzten fünf Jahren zeigt:

 

Das Neugeschäft bei Pensionsfonds in Deutschland allgemein und auch beim Deutschen Pensionsfonds konkret wächst sehr volatil. Beispiel gebuchte Beiträge: Sie stiegen beim Deutschen Pensionsfonds von 2013 mit 11,5 Mio. Euro auf 428 Mio. Euro 2015, sanken 2016 auf 112,5 Mio. Euro, um 2017 schließlich 256,7 Mio. Euro zu erreichen. Die hochvolumige Vola hält an: Zum Jahreswechsel 2017/18 konnte man in Bonn nach europaweiter Ausschreibung die zweite Tranche des Past Service der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ gewinnen, Volumen allein hier 123 Mio. Euro.

 

Überraschend ist diese Vola nicht. Der Markt wird bekanntlich in erheblichem Maße durch bilanzverkürzende Großauslagerung bestehender Pensionszusagen nach § 3 Nr. 66 EStG dominiert. Dabei wird der jeweils schon erdiente Teil (Past Service) der Pensionszusage 1:1 übernommen, finanziert per Einmalbeitrag. Beim Deutschen Pensionsfonds geschieht dies über drei nicht-versicherungsförmige Pensionspläne:

 

Der Pensionsplan 9 ermöglicht einen biometrischen Risikoausgleich für Langlebigkeit zwischen Tochterfirmen eines Konzerns. Die Kapitalanlage wird individuell mit dem Trägerunternehmen abgestimmt. Der Pensionsplan 11 beinhaltet dagegen einen optionalen biometrischen Risikoausgleich für Langlebigkeit zwischen nicht durch einen Konzern verbundene Trägerunternehmen. Seit Dezember 2016 werden dort neben der verbindlichkeitsorientierten Kapitalanlage über einen Spezialfonds auch drei weitere gemanagte Kapitalanlagestrategien angeboten. Im Pensionsplan 8 besteht neben der Möglichkeit individuell abgestimmter Kapitalanlage auch die Möglichkeit zur Anlage in Rückdeckungsversicherungen.

 

 

Groß- und kleinteilig

 

Im Berichtsjahr 2017 schloss der Deutsche Pensionsfonds ausschließlich Verträge für die Übertragungen von Pensionsverpflichtungen ohne versicherungsförmige Garantien ab. Dabei wurden 46 Trägerunternehmen angebunden. Die Einmal-Neubeiträge für diese leistungsbezogenen Pensionspläne beliefen sich auf 256,3 Mio. Euro (2016: 112,1 Mio. Euro). Neben den Beiträgen für leistungsbezogene Pensionspläne wurden 2017 zudem 380.000 Euro (2016: 442.000 Euro) für beitragsbezogene Pensionspläne vereinnahmt, die insbesondere auf Verträgen zur Entgeltumwandlung nach § 3 Nr. 63 EStG) basieren. „Es dominiert jedoch das Einmalbeitragsgeschäft, das in hohem Maße vom Erfolg im Großkundensegment beeinflusst wird“, heißt es im Lagebericht. Dadurch erklärten sich die deutlichen jährlichen Schwankungen bei den Einmalbeiträgen. „Die Entwicklung der Einmalbeiträge entspricht somit unseren Erwartungen. Der weitere Ausbau des kleinteiligeren, aber besser planbaren Einzelübertragung-Segmentes ist erfreulich“, so der Lagebericht weiter.

 

Im Geschäftsbericht ist für 2017 von „zwei großen Abschlüssen“ die Rede, ohne die Kunden zu nennen, an anderer Stelle wird von zwei „Nachträgen im Großkundensegment“ gesprochen. Auf Nachfrage hieß es, das seien die oben schon erwähnte GIZ, zweite Ausschreibung, sowie Zurich-eigene Versorgungen. Durch die Großkunden-Übertragungen stieg zwar die Beitragssumme des Neugeschäfts deutlich an, die Abschlussaufwendungen blieben aber mit knapp 1,4 Mio. Euro (2016: 1,42 Mio. Euro) noch unter Vorjahresniveau. Bezogen auf die höhere Beitragssumme reduzierte sich die Abschlusskostenquote von 1,3 Prozent auf 0,5 Prozent. Die Verwaltungsaufwendungen stiegen auf 706.000 Euro (2016: 678.000 Euro), die Verwaltungskostenquote sank auf 0,3 Prozent (2016: 0,6 Prozent).

 

 

Vier Portfolios mit breitem Spektrum

 

Die Kapitalanlagen für Rechnung und Risiko von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, in der HGB-Bilanz zu Marktwerten bilanziert, stiegen auf 1,55 Mrd. Euro (2016: 1,36 Mrd. Euro). Bei diesen Kapitalanlagen wurden 2017 nicht realisierte Gewinne von 24,29 Mio. Euro erzielt (2016: 69,15 Mio. Euro). Bei den nicht realisierten Gewinnen handelt es sich um Marktwertschwankungen der Kapitalanlagen, die zu Ertrag geführt haben. Dieser Ertrag wurde zu 100 Prozent der Deckungsrückstellung – also den Kunden – zugeführt. Zusätzlich wurden laufende Erträge von 27,5 Mio. Euro aus Fondsausschüttungen erzielt, die ebenfalls zu 100 Prozent den Kunden zu Gute kamen.

 

Insgesamt verwaltete die DPAG Ende 2017 über 1,565 Mrd. Euro Assets. Die Kapitalanlagestrategien sind dabei sehr differenziert. Bei nicht-versicherungsförmigen Pensionsplänen für Großübertragungen gibt es eine individuelle Kapitalanlage in enger Abstimmung mit den Trägerunternehmen, die von sehr offensiver Ausrichtung mit hohem Aktienanteil bis hin zu sehr konservativen Portfolios reicht. In einem früheren Interview mit LEITERbAV hatte DPAG-Vorstand Björn Bohnhoff 2015 das Anlagespektrum generell mit „Publikumsfonds, Spezialfonds und Master-KAG“ umrissen.

 

Die Nettoverzinsung wollte er dabei „immer gerne sekundär ansprechen“. Eine hohe Verzinsung in einem Jahr verleite aufgrund der Volatilität womöglich zu einem Trugschluss bezüglich der künftig erwarteten Rendite. Außerdem sind die Kapitalanlagen des Fonds den Versorgungen der verschiedenen Trägerunternehmen zugeordnet, auf Basis vierer verschiedener Portfolios bzw. bei Großkunden individuell gemanagt, so dass der Pensionsfonds selber keine eigene Rendite ebensowenig ausweist wie eine einheitliche SAA. Die vier Portfolios haben 2017 folgendermaßen performed:

 

Verbindlichkeitenorientierte Kapitalanlage: 0,98%

Gemanagte Kapitalanlage – Defensiv: 1,59%

Gemanagte Kapitalanlage – Balance: 6,76%

Gemanagte Kapitalanlage – Wachstum: 10,52%

 

Wer sich heute für eine Auslagerung der Pensionsverpflichtungen entscheidet, dem bietet die DPAG Lösungen mit einem Rechnungszins zwischen 1,7 und 4,0 Prozent – je nach Wahl der Kapitalanlage, der Höhe einer zusätzlichen Pufferdotierung sowie dem zugrunde liegenden Bestand respektive den damit verbundenen Aufschubzeiten bis zum Rentenbeginn.

 

 

250 Trägerunternehmen

 

Der Bestand des Pensionsfonds wuchs 2017 um rund 22 Prozent auf 250 Trägerunternehmen, wie die Zurich gegenüber LEITERbAV erklärte. Insgesamt 18.860 Versorgungsberechtigte hatten damit Anspruch auf künftige oder schon heutige Leistungen. Im Berichtsjahr wurden den Versorgungsberechtigten Leistungen in Höhe von 123,1 Mio. Euro ausgezahlt (2016: 88,29 Mio. Euro). Davon entfielen 122,61 Mio. Euro auf leistungsorientierte Pensionspläne (2016: 87,95 Mio. Euro). Ende 2017 gab es 7.061 Anwärter auf Leistungen (Ende 2016: 3.715). Alle haben Ansprüche auf Altersrente, die meisten zudem auf Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung.

 

Für 2018 und die kommenden Jahre hängt die Geschäftsentwicklung laut Bericht maßgeblich davon ab, inwieweit der Markt von der Übertragung von Pensionsverpflichtungen auf Pensionsfonds Gebrauch machen wird. Da das Neugeschäft stark von größeren Geschäftsabschlüssen abhänge, gehe die DPAG 2018 „von einem Rückgang der Beitragseinnahmen aus“. Danach wird „für die weitere Zukunft eine leichte Steigerung“ erwartet. Ein neues Geschäftsfeld wird mit dem Sozialpartnermodell etabliert, für das Zurich eine Kooperation mit Talanx eingegangen ist: Die gemeinsame Marke „Die Deutsche Betriebsrente“ ist just mit einer Pensionsfondslösung an den Start gegangen.

 

Noch ein paar nackte Zahlen: Der Jahresüberschuss betrug nur 31.500 Euro (2016: 725.000 Euro). Der Bilanzgewinn 2016 in Höhe von 2,02 Mio. Euro wurde vorgetragen, was zu 2,053 Mio. Euro Bilanzgewinn 2017 führte. Weiter erhöht wurden die Rücklagen. In die Gewinnrücklage wurden 1,575 Mio. Euro eingestellt, heißt es in der Gewinn- und Verlustrechnung. Der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) wurden 317 Euro zugeführt, halb so viel wie 2016. Der Zinszusatzreserve, die für höhere Sicherheitsmargen in der Deckungsrückstellung angelegt werden muss, wurden 187.000 Euro zusätzlich zugeführt und so die Risikotragfähigkeit bei versicherungsförmigen Garantien weiter gestärkt (2016: 112.000 Euro). Maßgeblich war 2017 dabei ein Referenzzinssatz von 2,21 Prozent (2016: 2,54 Prozent). Die Solvabilitätsquote sank wegen des hohen Neugeschäfts auf 137 Prozent (2016: 178 Prozent). Den Eigenmitteln von 7,3 Mio. Euro stand Ende 2017 – ohne Berücksichtigung stiller Reserven – ein Solvabilitätsbedarf von 5,3 Mio. Euro gegenüber.

 

Was Überschüsse 2017 betrifft, „wurden keine weiteren Mittel für die unmittelbare Überschussbeteiligung unserer Kunden in Form der Direktgutschrift aufgewendet“, sagt der Lagebericht aus. Hintergrund: Die Überschussbeteiligung besteht aus den Komponenten Dotierung der RfB und Direktgutschrift. Das Niveau der Überschussanteilsätze wurde für 2018 gegenüber 2017 nicht geändert. Wie aus der Aufstellung „Überschussanteilsätze 2018“ hervorgeht, erhält jeder Kunde der in Betracht kommenden Pensionspläne für 2018 eine Zins-Direktgutschrift in Höhe der Zinsen, die über den jeweiligen Rechnungszins hinausgehen, maximal in Höhe von 5,0 Prozent abzüglich des Rechnungszinses bei seinem Vertragsabschluss.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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