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ESG als Investment-Strategie:

Der Sprint zu Netto Null

Der Vodafone Pension Trust verfolgt ehrgeizige Ziele in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – und will bei der Dekarbonisierung schneller sein, als es das Pariser Abkommen vorgibt. Die Kapitalanlage Richtung der DC- und DB-Pläne marschiert dabei im Gleichschritt – fast. Stefan Prey berichtet.

 

Stefan Prey, Vodafone.

Das Thema ESG ist bei Vodafone fest in der Unternehmenspolitik und in den Konzernzielen verankert. Auf Konzernebene zeichnet ein Vorstand und bei Vodafone Deutschland ein Geschäftsführer für die Umsetzung der ESG-Politik verantwortlich. Das Unternehmen hat bereits zahlreiche ESG-Reportings veröffentlicht, die den Anforderungen von Investoren und Indexanbietern entsprechen. Diese üben erheblichen Druck aus, sollten die Anforderungen nicht erfüllt werden.

 

Bei Vodafone sind die ESG-Ziele hochgesteckt. So hat sich der Konzern verpflichtet, den eigenen Betrieb bis 2030 und den CO2-Fußabdruck der gesamten Geschäftstätigkeit bis 2040 auf Null zu reduzieren. Das heißt: Weder durch eigene Aktivitäten noch durch gekaufte und genutzte Energie (Scope 1 und 2) will das Unternehmen nach 2030 noch Kohlendioxid ausstoßen. Darüber hinaus sollen sich die CO2-Emissionen aus Scope-3-Quellen halbieren. Dies betrifft bspw. Joint Ventures, alle Einkäufe in der Lieferkette und Geschäftsreisen.

 

Vodafone Deutschland will die eigenen Emissionen schon 2025 auf netto Null bringen. Bereits seit 2020 kauft das Unternehmen zu 100% grünen Strom ein.


ESG-konformes Anlagekonzept des Vodafone Pension Trust


Im vergangenen Jahr hat der Vodafone Pension Trust e.V. damit begonnen, ein ESG-konformes Kapitalanlagekonzept zu entwickeln. Das bedeutet: Zur Rendite kommt die Nachhaltigkeit als wichtiges Investitionsziel hinzu.


Die Strategie des Pensionsfonds orientiert sich an den Kriterien der EU-Taxonomie, das heißt: an den Artikeln 6, 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung. Vodafone schätzt diese als substanziell und reportingfähig ein.

 

 

 

 

 

 

Ein Großteil der Vodafone-Mitarbeiter begrüßt die nachhaltige Kapitalanlagestrategie in der bAV und ist bereit, für Maßnahmen gegen den Klimawandel auf Rendite zu verzichten.“

 

 

 

 

 

 

In der Europäischen Union dürfen sich Fonds seit 2021 nur dann als nachhaltig im Sinne von Artikel 8 der Offenlegungsverordnung bezeichnen, wenn sie ESG-Kriterien berücksichtigen. Fonds, die die noch strengeren Anforderungen des Artikels 9 erfüllen wollen, müssen ein konkretes Nachhaltigkeitsziel verfolgen.

 

Ein Großteil der Vodafone-Mitarbeiter begrüßt die nachhaltige Kapitalanlagestrategie in der bAV und ist bereit, für Maßnahmen gegen den Klimawandel auf Rendite zu verzichten.


Nachhaltige Investment-Strategien des DB- und des DC-Plans


Vodafone differenziert bei seiner Investmentstrategie zwischen den geschlossen, reinen Leistungsplänen (DB) und dem aktuellen, offenen Defined Contribution-Plan (DC) für die Mitarbeiter.


Der DB-Plan verfolgt eine klassische De-Risking-Strategie in der Kapitalanlage. Das finanzielle Ziel besteht darin, bis März 2033 ein 100prozentiges Funding zu erreichen und ein risikoarmes Portfolio zu managen. Aus dem so aufgebauten Kapital erfolgen künftig die gesamten Rentenzahlungen.

 

 

 

 

 

 

Da Aktien einen erheblich größeren CO2-Fußabdruck aufweisen, wird die vollständige Dekarbonisierung fünf Jahre später realisiert als im DB-Plan.“

 

 

 

 

 

 

Die Netto-Null-Emission in der Kapitalanlage der DB-Pläne soll bis 2040 vollständig erreicht sein. Für das Jahr 2030 werden 67% angestrebt. Da weniger Aktien eingesetzt werden und der Anteil an LDI-Assets mit der Zeit zunimmt, ist der DB-Plan früher und schneller dekarbonisiert als der DC-Plan. Heute sind ca. 40% des Portfolios in Artikel 8-Fonds investiert. Dieser Anteil wird in den nächsten Jahren auf 75 % ansteigen.

 

Im DC-Plan werden 55% des Kapitals in Aktien investiert. Da Aktien aber einen erheblich größeren CO2-Fußabdruck aufweisen, wird die vollständige Dekarbonisierung fünf Jahre später realisiert als im DB-Plan. Die nachhaltige Investment-Strategie des DC-Plans nimmt das Ziel der Netto-Null-Emission also für 2045 in den Blick. Bis 2030 will der Pension Trust das Etappenziel von 50% erreichen.

 

ESG-Strategie mit Auszeichnung


Das Pariser Klimaabkommen nennt als Ziel für das Jahr 2050,
„dass der weltweite Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius, auf jeden Fall aber auf deutlich unter zwei Grad Celsius beschränkt werden soll. Eine billionenschwere Umlenkung der globalen Finanzströme in nachhaltige Investments ist hierzu Voraussetzung.“

 

Die Dekarbonisierung des DC-Plans bei Vodafone Deutschland trägt dazu bei, dieses Soll zu erfüllen. Aber mit dem Zieljahr 2045 setzt es sich dafür sogar eine deutlich kürzere Frist.


Die nachhaltigen Investmentziele werden durch den Kauf geschlossener Private Market Fonds erzielt. In den kommenden drei Jahren plant Vodafone, die derzeitigen Spezialfonds-Investments zu 85 bis 90% durch Artikel 8- und Artikel 9-Fonds zu ersetzen. Für letztere hat das Unternehmen Commitments abgegeben und wartet auf eine Zuteilung. Das Angebot auf dem Kapitalmarkt ist hier sehr begrenzt. Heute sind bei Vodafone etwa 65% der DC-Vermögenswerte als Artikel 8-Fonds eingestuft.

 

Fazit: Vodafone hat die eigene Messlatte höher gelegt als sie das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Und diese besondere, selbst gestellte Herausforderung wird gewürdigt: Die Pensions-Akademie hat den Vodafone Pension Trust e.V. für seine ESG-Kapitalanlagenstrategie mit dem ESG-Pension Award Transformation 2022 ausgezeichnet.

 

Der Autor ist Head of Pension & Asset Management von Vodafone in Deutschland. Der Beitrag beruht auf seinem Vortrag, gehalten auf dem Lurse Round Table CTA-Management Ende Juni 2022 auf dem Vodafone Campus in Düsseldorf.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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