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Aon-Studie:

Der Lotse im Rentendschungel

Einer muss es ja machen: Wenn die Arbeitnehmer mehr Durchblick beim Thema Rente suchen, dann kommt wer in die Pflicht? Richtig: der Arbeitgeber. Und: Ist die bAV relativ gesehen gar nicht kompliziert?

 

Vor wenigen Tagen erst hatte LEITERbAV über ein Umfrage von Fidelity International berichtet, wonach weite Teile der deutschen Arbeitnehmer das Thema Altersvorsorge zwar zu kompliziert finden, aber ihr gleichwohl nicht per se ablehnend gegenüberstehen – im Gegenteil; einen automatischen Einbezug via Arbeitgeber würde eine Mehrheit begrüßen.

 

Nun hat Aon eine repräsentative Studie veröffentlicht, welche die Gemengelage im Wesentlichen offenbar bestätigt:

 

Die Komplexität im Empfängerhorizont

 

Aus Sicht der befragten rund 2.000 Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren könnte in Sachen Altersversorgung vieles offenbar gern einfacher sein: Knapp zwei Drittel der Arbeitnehmer empfinden Themen wie gesetzliche Rente, private Altersvorsorge und betriebliche Altersversorgung als komplex.

 

Für die bAV ist die Komplexität quasi ein eng verwachsener siamesischer Zwilling. Umso bemerkenswerter, was die Aon-Studie mit Blick auf die GRV diesbezüglich in Relation zutage fördert:

 

Denn diese kommt unter dem Gesichtspunkt der Komplexität am schlechtesten weg: Sie ist für die meisten Teilnehmer der Studie (66,7%) am wenigsten zu durchblicken. Es folgt – wenn auch mit kleinem Abstand – in diesem Ranking die private Vorsorge, dann erst die bAV.

 

Abb. 1.: Von Arbeitnehmern empfundene Komplexität.

Quelle: Aon. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

The Arbeitgeber to the Pensions-Front

 

Die Online-Studie der Aon zum Thema „Financial Wellbeing“ zeigt außerdem, dass sich vor allem jüngere Arbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber mehr Unterstützung bei ihrer finanziellen Absicherung wünschen.

 

Über zwei Drittel (71,8%) im Alter zwischen 18 und 29 Jahren haben diese Erwartung, in der Altersgruppe zwischen 29 und 39 Jahren sind es immer noch 65,4%. Mit steigendem Einkommen nimmt dieser Wunsch eher noch zu.

 

Eben hier können Arbeitgeber punkten, indem sie qualifizierte Mitarbeiter durch entsprechende Angebote überzeugen, schlussfolgert der Consultant. Besonders gefragt ist laut Studie Unterstützung in Sachen Rente und Altersversorgung. Für drei Viertel der Befragten (75,4 %) steht dieses Thema an oberster Stelle, mit einigem Abstand folgt die Absicherung der Risiken Berufsunfähigkeit, Unfall und Tod (42,4%).

 

Hilfe, bitte!

 

Im Dschungel komplexer Finanzthemen im Allgemeinen – so zeigt die Studie – ist der Wunsch nach Orientierung groß. Knapp zwei Drittel der Arbeitnehmer (62,4%) wünscht sich hier mehr Unterstützung durch den Arbeitgeber, beispielsweise durch gezielte Entscheidungshilfen. Sie würden es begrüßen, wenn ihre Arbeitgeber – quasi als Lotse im Rentendschungel – sie bei Themen wie Risikoabsicherung und Rente bzw. Altersvorsorge unterstützen. Mit der Größe des Unternehmens wächst auch der Wunsch, bei Unternehmen mit 50.000 Mitarbeitern liegt dieser sogar bei knapp 70%.

 

Abb. 2.: Der Wunsch der Arbeitnehmer nach Unterstützung.

Quelle: Aon. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 

Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter auf ganz unterschiedliche Weise bei ihrer finanziellen Absicherung unterstützen“, kommentiert Aon-Geschäftsführer Fred Marchlewski. „Es beginnt mit der aktiven Information und Kommunikation rund um die Altersversorgung. Gezielte Entscheidungshilfen und arbeitgeberfinanzierte Programme können darüber hinaus maßgeblich zum finanziellen Wohlbefinden beitragen.“

 

Gut, Umfragen sind Umfragen; Studien sind Studien, und grau, treuer Freund, ist alle Theorie, mag man einwerfen. Doch so viel anders grün dürfte des Lebens goldner Baum hier nun auch wieder nicht sein (um nochmal den Teil des Teils, der anfangs alles war – den Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, auf LEITERbAV zu Wort kommen zu lassen). Angesichts solcher Ergebnisse wiederholt LEITERbAV sein Fazit vom Montag:

 

Vielleicht sollten Politik, Gewerkschaften, Arbeitgeber und Verbände künftig (noch) pragmatischer an die Sache bAV rangehen. Das heißt: Nicht lange reden, auch nicht zu lange mit denen, die es angeht, die sich aber eigentlich gar nicht so recht dafür interessieren. Sondern einfach machen!“

 

Über die Studie

 

Von Mai bis Juni 2019 wurden im Rahmen einer Online-Umfrage 2.002 Arbeitnehmer in Deutschland zu verschiedenen Aspekten ihres finanziellen Wohlbefindens befragt. Die Auswahl der Teilnehmer wurde laut Aon so gesteuert, dass die Befragung für die Zielgruppe repräsentativ ist (Alter, Geschlecht und Region).

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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