Turnusgemäß hat sich Kommalpha die Entwicklung bei den deutschen Spezialfonds zur Brust genommen. Das Jahr 2020 hat dabei seine ganz eigene Performance gezeigt, die laufende Erfolgsgeschichte des Vehikels aber nicht beschädigen können. Maßgeblich verantwortlich dafür: die Leserschaft von LEITERbAV.
2020 gutes Jahr für Spezialfonds – sehr hohe Dynamik bei Cashflows

Erneut hat das Beratungsunternehmen Kommalpha aus Hannover eine tiefgehende Analyse der Entwicklung des Segments der Spezialfonds in Deutschland unternommen. Erstes Fazit der Publikation „Spezialfondsmarkt Quarterly“, welches die Cashflows sowie ausgewählte Strukturmerkmale des deutschen Spezialfondsmarktes auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank interpretiert.
Trotz aller Unsicherheiten und Widrigkeiten rund um die C-19-Thematik war 2020 ein gutes Jahr für den Spezialfonds, und das mit hoher Cashflow-Dynamik. Es flossen noch nie dagewesene Summen an frischem Geld in Spezialfonds bei gleichzeitig hoher Liquiditätsabschöpfung.
Und: Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen steuerten die höchsten Nettomittelzuflüsse bei. Deren sehr hohe Nettomitteldotierungen waren im Q IV. der wesentliche Grund für den starken Jahresendspurt der Cashflows, insbesondere im Dezember.
Altersvorsorgeeinrichtungen im Sinn dieser Untersuchung sind berufsständische Versorgungswerke, Pensionskassen, Pensionsfonds, U-Kassen sowie ausgelagerte Pensionsverpflichtungen (betriebsinterne Pensionsfonds, CTA).
Nun fast zwei Billionen Euro
Die Dynamik 2020 für die deutschen Spezialfonds in Zahlen:
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Mittelzuflüsse 309,5 Mrd. Euro (All-Time-High).
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Nettomittelaufkommen 96,8 Mrd. Euro (leicht schwächer als 2019).
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Spitzenreiter im Nettomittelaufkommen: Altersvorsorgeeinrichtungen mit 28,4 Mrd. Euro.
Es folgen auf den Plätzen die Assekuranz mit 25,5 Mrd. Euro und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 18,9 Mrd. Euro, dann Corporates mit 9,4 Mrd. Euro und Kreditinstitute mit 6,3 Mrd. Euro und Sozialversicherungen & öffentliche / kirchliche ZVK mit 4,5 Mrd. Euro.
Der Stand Ende 2020 in Zahlen:
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Der Stand Ende 2020 in Zahlen:
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Spezialfondsvolumen 1,979 Bio. Euro.
Clemens Schuerhoff, Vorstand der Kommalpha AG, weist auf einen bemerkenswerten Aspekt hin:
Versicherungen liegen mit Dotierungen von frischem Geld in Höhe von 122,4 Mrd. Euro zwar weit über ihrem Wert in 2019 liegen (70,4 Mrd. Euro), weisen aber auch die mit Abstand größte Differenz zum Nettomittelaufkommen auf. Von frisch zugeführten Mitteln landete bei Versicherungen nur knapp jeder vierte Euro netto in Spezialfonds. Insofern handelt es sich bei Versicherungen um die Anteilseignergruppe mit der höchsten Dynamik beim Drehen von Spezialfondsanteilen sowie dem größten Liquiditätsbedarf, hält Schuerhoff fest.
Auffällig weiter die deutlichen monatlichen Schwankungen im Nettomittelaufkommens in Spezialfonds bei Versicherungen, was Zeichen von unterschiedlichen und wechselnden Allokations- und Liquiditätsbedürfnissen innerhalb dieser Anteilseignergruppe ist.
Die Verteilung der Nettomittelaufkommen in Spezialfonds auf die Einzelmonate des Jahres 2020 zeigt klar die Parallelen zu der bemerkenswerten Performance der Märkte 2020:
Nach einem guten ersten Quartal folgte der Einbruch mit dem historisch negativen April und eher flauen Sommermonaten, bis dann ab September ein starker Jahresendspurt stattfand. Ein solches Muster lässt sich bei den Mittelzuflüssen aber interessanterweise nicht feststellen.
Rentenfonds: „bemerkenswert bis skurril“
Zu den Fondskategorien:
Auf Ebene der Fondskategorien liegen gemischte Wertpapierspezialfonds 2020 mit 50 Mrd. Euro netto mit Abstand vorn (VJ. 51,2). Ein erheblicher Teil dieses Cashflows ist Masterfondsstrukturen zugeführt worden, zeigt Kommaplha. Die Mittelzuflüsse in erreichten 155,2 Mrd. Euro, damit 17,2 Mrd. Euro mehr als 2019.
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Reine Rentenspezialfonds liegen 2020 mit netto 24,8 Mrd. Euro auf Rang zwei und konnten den Vorjahreswert um gut 6 Mrd. Euro übertreffen. Mit Mittelzuflüssen von 85,5 Mrd. Euro wurden in dieser Fondskategorie ebenfalls viele Spezialfonds gedreht. „Es ist bemerkenswert bis skurril, dass in Zeiten von Nullzinsen beziehungsweise negativen Renditen bei guter Emittentenbonität Rentenspezialfonds nach wie vor so hoch in der Gunst institutioneller Anleger stehen“, kommentiert Schuerhoff die Entwicklung.
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Pensions Dynamics
Das Wachstum des Spezialfondsvolumens in den letzten zehn Jahren ist fulminant, legt Kommalpha dar. Es stieg von 797,4 Mrd. Euro Ende 2010 auf die benannten 1,979 Bio. Euro und hat sich somit mehr als verdoppelt.
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Versicherungen als größte Anteilseignergruppe sind mit einem relativ unveränderten Anteil von rund einem Drittel im Gleichschritt mit dem Markt gewachsen. Ende 2010 hielten sie 270 Milliarden Euro in Spezialfonds mit einem Bestandswachstum auf 651 Milliarden Euro per Ende 2020. Altersvorsorgeeinrichtungen weisen die mit Abstand dynamischste Entwicklung ihrer Spezialfondsbestände auf. Ende 2010 hatten sie mit 131 Milliarden einen Marktanteil von 16 Prozent und bauten diesen auf 26 Prozent und 522 Milliarden Euro per Ende 2020 aus
Summa Summarum kann man mit Kommalpha-Chef Schuerhoff bilanzieren: „Der deutsche Spezialfonds ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen“.
Die Ausgabe 2 von Spezialfondsmarkt Quarterly findet sich hier.