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Kölner PK und Caritas PK:

Aufräumarbeiten am Rhein

Die beiden in Schieflage geratenen Pensionskassen aus Köln haben gestern und vorgestern in nahezu paralleler Weise weitreichende Maßnahmen zu ihrer Sanierung beschlossen. Dies erfolgt wie erwartet nicht ohne Einschnitte selbst beim Past Service.

 

Olaf Keese, CEO Kölner PK und Caritas PK.

Im vergangenen Winter war bekannt geworden, dass die Pensionskasse der Caritas VVaG und die Kölner Pensionskasse VVaG in Schieflage geraten sind. Nun stellt Vorstandschef Olaf Keese beide Kassen offenbar im Gleichschritt neu auf:

 

Die Mitglieder-Vertreterversammlung der Pensionskasse der Caritas VVaG hat am vergangenen Mittwoch, die der Kölner Pensionskasse VVaG am gestrigen Donnerstag dem jeweiligen Sanierungskonzept der Kassen zugestimmt. Damit haben die höchsten Gremien der beiden Gegenseitigkeits-Vereine grünes Licht für die Sanierungsmaßnahmen gegeben, die auch Kürzungen bei den Deckungsrückstellungen beinhalten, was in der Folge zu reduzierten Versicherungsleistungen führt – und unter Umständen die Einstandspflicht der Arbeitgeber auslöst.

 

Die beschlossenen Maßnahmen – bei der Caritas PK mit einer Gegenstimme, bei der Kölner PK einstimmig angenommen – waren notwendig geworden, nachdem die Bilanzen 2017 beider Kassen einen nicht durch Eigenmittel gedeckten Fehlbetrag auswiesen.

 

Ziel der Sanierung sei es in beiden Fällen, so die Kassen in einer Mitteilung, den entstandenen Fehlbetrag auszugleichen, eine stabile finanzielle Grundlage für die jeweilige Pensionskasse zu schaffen und somit die Versicherungsleistungen für Rentner und Anwärter für die Zukunft zu sichern.

 

BaFin an Bord

 

Keese ist in Köln in die Verantwortung geholt worden, nachdem die Schieflagen der Kassen Ende letzten Jahres bekannt geworden waren, und ist seit 1. Dezember Vorstandsvorsitzender beider Einrichtungen. Die umfangreichen Sanierungskonzepte der beiden Kassen waren dann in den vergangenen Monaten jeweils in enger Abstimmung mit BaFin, Verantwortlichem Aktuar (Friedemann Lucius von der Heubeck AG), Treuhänder und Wirtschaftsprüfer erarbeitet worden. Sie umfassen den Angaben zufolge unter anderem die erwähnten Kürzungen der Deckungsrückstellung. Bei der Caritas PK erreichen diese ein Gesamtvolumen von 122,8 Millionen Euro, bei der Kölner PK 48,3 Millionen Euro.

 

Zum Vergleich: Die rentnerlastigere Caritas PK, gegründet 1962, bringt mit 25.000 Versicherten Assets von 475 Millionen Euro auf die Waage. Die anwärterlastigere Kölner PK, gegründet 2002, hat mit rd. 31.500 Versicherten den sichtlich größeren Bestand, erreicht aber nur ein Volumen von knapp 345 Millionen AuM. Die Caritas PK hatte 2017 eine negative Nettoverzinsung von -3,71 Prozent zu verbuchen, die Kölner PK erreichte eine Performance von +2,57 Prozent.

 

Auf Basis des Sanierungskonzepts verabschiedete die Mitglieder-Vertreterversammlung der Kassen die Jahresabschlüsse 2017. Die beschlossenen Kürzungen, die Verrechnung des Eigenkapitals sowie der Verlustrücklage gleichen bei der Caritas PK den Finanzbedarf von 146,40 Millionen Euro aus. Bei der Kölner PK beläuft sich dieser Wert auf 62,5 Millionen Euro aus. Diese Beträge umfassen jeweils den ursprünglichen Fehlbetrag und den Finanzbedarf für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen.

 

Rückstellungskürzung um fast 20 Prozent

 

Für die einzelnen Versicherten fallen die sich daraus ergebenden Leistungskürzungen je nach Tarif und Zeitpunkt des Vertragsabschlusses unterschiedlich hoch aus. Im Durchschnitt wird die Gesamtdeckungsrückstellung der Caritas PK um ca. 19,9 Prozent gekürzt, die der Kölner PK um ca. 12,2 Prozent. Für beide Kassen gilt: Die tatsächlichen Kürzungen müssen jedoch für jeden Vertrag individuell berechnet werden. Für Rentner hat diese Kürzung ab dem 1. Januar 2020 unmittelbare Auswirkungen auf ihre Rente, bei Anwärtern wird die Rentenanwartschaft rückwirkend zum 1. Januar 2018 reduziert.

 

Die Pathogenese einer Schieflage …

 

Rückblick: In der Vergangenheit hatten beide Kassen die lang anhaltende Niedrigzinsphase und die steigenden Lebenserwartungen in ihren Berechnungen zu wenig berücksichtigt. Zudem hatten sie Fehler in der Tarifkalkulation gemacht, die zu hohe Leistungsversprechen zum Ergebnis hatten. Auch gab es offenbar Fehlinvestments in Immobilienfonds. Dies führte im Zusammenwirken zu den Fehlbeträgen in den Bilanzen 2017.

 


Christof Heinrich, ehem. Koelner PK und Caritas PP.

Beide Kassen hatten noch unter dem alten CEO Christof Heinrich eine Rettung versucht: Infolge der Nichterfüllung der Solva-Anforderungen hatte Heinrich am 23. April 2018 der BaFin ein Finanzierungsplan nach § 136 VAG vorgelegt, mit dem sichergestellt werden sollte, dass die Mindestkapitalanforderung kurzfristig und fristgerecht bedeckt ist. Doch es war zu spät: Die BaFin lehnt den Plan als als offensichtlich unzureichend ab. Es folgten Entzug der Geschäftserlaubnis (Kölner PK) bzw. Verbot des Neugeschäftes (Caritas PK). Heinrich musste gehen, Keese kam.

 

Das Reißen der Solva hatte auch buchhalterisch für die Kassen einschneidende Konsequenzen: Anteile an Investmentfonds, die dauerhaft dem Geschäftsbetrieb gewidmet wurden, durften gleichwohl nicht länger nach gemildertem Niederstwertprinzip (§ 341 HGB) bewertet und damit oberhalb des Zeitwertes angesetzt werden. Sie mussten im Gegenteil nun nach dem strengen Niederstwertprinzip vollständig abgeschrieben werden. Dadurch entsteht weiterer Finanzbedarf, der zu einer entsprechenden Erhöhung der bilanziellen Unterdeckung führt. Das dürfte vor allem besagte Immobilienfonds betroffen haben.

 

macht umfassende Vorsorge nötig

 

Die finanzielle Schieflage und der damit verbundene Verbrauch der Eigenmittel hat nun zur Folge, dass weitergehende Maßnahmen zur Absicherung der Leistungen vorgenommen werden müssen. Beide Sanierungskonzepte sehen entsprechend vor, dass die Kassen nun verstärkt für Zins- und Langlebigkeitsrisiken Vorsorge treffen. Zudem umfasst der jeweils ermittelte Finanzbedarf bereits die Vorsorge für ZZR-Finanzierungsrisiken, Kapitalanlageverluste im Jahr 2018 wegen unzureichender Risikotragfähigkeit und weitere zu erwartende Kosten für die nächsten fünf Jahre. Diese zusätzliche Risikovorsorge macht einen großen Anteil des Finanzbedarfs aus, der ebenfalls durch Leistungskürzungen ausgeglichen werden muss, so die Kassen in ihren Mitteilungen.

 

Die Zustimmung zum Sanierungskonzept ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft der Pensionskassen und für die Sicherheit der Versicherungsleistungen“, erklärt Keese mit Blick auf beide Kassen. „Auf Grundlage einer intensiven Analyse der wirtschaftlichen Situation der Pensionskassen und der Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre haben wir tragfähige Sanierungskonzepte erarbeitet. Es ist uns der Spagat gelungen, einerseits die Leistungskürzungen nicht höher als notwendig vorzunehmen, andererseits aber dennoch eine solide Grundlage für die Geschäftsentwicklung der kommenden Jahre zu schaffen,“ so Keese weiter.

 

Es bleibt dabei: Neue Versicherte nehmen beide Kassen weiterhin nicht mehr auf. Eine mögliche Öffnung spielt auch in den Planungen für die kommenden Jahre keine Rolle. „Wir konzentrieren uns darauf, die Kassen wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen und die fortlaufenden Leistungen für unsere Versicherten sicher zu stellen“, bekräftigt Keese.

 

Weiterer neuer Vorstand in Personalunion

 

Auch die Führung beider Kassen wird weiter umgebaut. Die Pensionskasse der Caritas VVaG als auch die Kölner Pensionskasse VVaG haben Robert Müller zum 1. Mai 2019 zum neuen Vorstand – wie Keese in Personalunion – berufen. Er löst damit in beiden Gremien Stephan Sander ab, der den Vorständen seit 2014 angehörte und der zum 30. April 2019 aus beiden ausgeschieden ist. Damit ist neben dem CEO Keese nun auch der zweite hauptamtliche Vorstand (mit dem Ressort Kapitalanlage) beider Kassen neu besetzt. Müller war zuvor bei der S-PensionsManagement GmbH Geschäftsführer und zugleich Vorstand der Sparkassen Pensionskasse AG und der Sparkassen Pensionsfonds AG. In den vergangenen Wochen war Müller bereits als Generalbevollmächtigter für die Caritas wie für die Kölner Pensionskasse tätig.

 

Caritas PK: Verabschiedung der Jahresbilanz 2017

 

Zu den nun amtlichen Zahlen und Größenordnungen der Caritas PK des Jahres 2017: Im Berichtsjahr legte der Versichertenbestand mit 25.000 Versicherten im Vergleich zum Vorjahr (24.880) leicht zu . Die Beitragseinnahmen lagen mit 9,13 Millionen Euro ebenso leicht über dem Vorjahresergebnis (8,98 Millionen Euro). An Versicherungsleistungen wurden im Berichtsjahr 32,08 Millionen Euro ausgezahlt (Vorjahr: 32,6 Millionen Euro). Die Kapitalanlagen gingen um 8,32 Prozent auf 475,15 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 518,26 Millionen Euro). Die Kapitalanlagen erbrachten einen Nettoverlust von 17,82 Millionen Euro, dies entspricht einer Nettoverzinsung von -3,71 Prozent. Die Vorlage und Abstimmung des Jahresberichts 2018 ist für die ordentliche Mitglieder-Vertreterversammlung der Pensionskasse der Caritas im Spätsommer vorgesehen. In der Pensionskasse der Caritas sind Mitarbeiter der Deutschen Caritas, der katholischen Kirche sowie Mitglieder der Ordensgemeinschaften versichert.

 

Kölner PK: Verabschiedung der Jahresbilanz 2017

 

Bei der Kölner PK sind die nun amtlichen Größenordnungen des Jahres 2017 folgende: Im Berichtsjahr legte der Versichertenbestand der Kölner Pensionskasse mit 31.449 Versicherten im Vergleich zum Vorjahr (30.589) leicht zu. Die Beitragseinnahmen lagen mit 22,05 Millionen Euro unter dem Vorjahresergebnis (23,52 Millionen Euro). An Versicherungsleistungen wurden im Berichtsjahr 7,16 Millionen Euro ausgezahlt (Vorjahr: 6,83 Millionen Euro). Die Kapitalanlagen erhöhten sich um 8,52 Prozent auf 344,75 Millionen Euro (Vorjahr: 317,69 Millionen Euro). Die Kapitalanlagen erbrachten einen Nettoertrag von 8,52 Millionen Euro, dies entspricht einer Nettoverzinsung von +2,57 Prozent. Die Vorlage und Abstimmung des Jahresberichts 2018 ist für die ordentliche Mitglieder-Vertreterversammlung der Kölner Pensionskasse ebenfalls im Spätsommer vorgesehen.

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