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Ergebnisse 2017 (III):

10,6 Prozent mehr Kapitalanlagen

Mit dem neuen Feature „Ergebnisse 2017“ will LEITERbAV allen Interessierten einen Marktüberblick zu den relevanten Ergebnissen einiger wichtiger Teilnehmer des institutionellen betrieblichen Pensionswesens geben – soweit es die stets drängende Nachrichtendichte auf LbAV zulässt. Heute: Der Chemie Pensionsfonds. Von Detlef Pohl.

 

Der Chemie Pensionsfonds wurde 2002 gegründet und erhielt seinerzeit bundesweit als erster Pensionsfonds die Geschäftserlaubnis der BaFin. Seit 2007 gehört er über die R+V Personen Holding GmbH zur R+V Versicherung AG und damit der genossenschaftlichen Finanzgruppe Volksbanken/Raiffeisenbanken an. Die R+V Versicherung fungiert als Obergesellschaft des Konzerns und erstellt einen Konzernabschluss nach IFRS, in den der Chemie Pensionsfonds einbezogen wird.

 

Im Berichtsjahr 2017 hat der Chemie Pensionsfonds die Ergebnisse des Vorjahres in allen wesentlichen Kennziffern übertroffen, wenn auch auf teilweise noch immer niedrigem Gesamtniveau. Grund: Der Chemie Pensionsfonds bietet für die Arbeitnehmer nur die Beitragszusage mit Mindestleistung an. Sein Marktanteil erreichte 2017 bei den beim GDV gemeldeten Pensionsfonds beim laufenden Neubeitrag einen Marktanteil von rund 33 Prozent.

 

 

In Zahlen

 

Der Rohüberschuss nach Steuern erreichte 5,1 Mio. Euro, davon wurden 3,1 Mio. Euro in die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) eingestellt, heißt es im Lagebericht zum Geschäftsverlauf. Im Geschäftsjahr 2017 erhöhten sich die Beitragseinnahmen im Vergleich zu 2016 um 4,1 Mio. Euro auf 82,2 Mio. Euro. Dies resultierte vollständig aus beitragsbezogenen Pensionsplänen. Der Jahresüberschuss betrug wie im Vorjahr 2,0 Mio. Euro.

 

Der Anteil der laufenden Beiträge lag bei 80,2 Mio. Euro. Insgesamt wurden im Geschäftsjahr rund 5.200 neue Verträge mit einem Neubeitrag von insgesamt 6,4 Mio. Euro abgeschlossen. Der laufende Neubeitrag betrug 4,4 Mio. Euro. Er entfiel wie auch der Einmalbeitrag vollständig auf beitragsbezogene Pensionspläne. Im Jahr 2017 wuchs der Pensionsfondsbestand damit um 3,6 Prozent auf rund 105.400 Verträge.

 

 

Enge Einbindung in die Tarifverträge

 

Verträge dürfen nur Firmen abschließen:

  • für die der Tarifvertrag der chemischen Industrie gilt

  • Töchter solcher Unternehmen (auch wenn sie nicht zur chemischen Industrie gehören oder wenn für sie aus anderen Gründen der Tarifvertrag der chemischen Industrie nicht gilt)

  • Firmen, mit denen die IG BCE einen Haustarifvertrag abgeschlossen hat

  • Unternehmen, die Mitglied in einem Verband sind, mit dem eine Öffnungserklärung vereinbart worden ist.

 

Der Pensionsfonds offeriert Pensionspläne mit einer Leistungszusage (leistungsbezogene Pensionspläne zur Auslagerung von Pensionsverpflichtungen), überwiegend aber Pensionspläne auf Basis einer Beitragszusage mit Mindestleistung (beitragsbezogene Pensionspläne).

 

Der vom Pensionsfonds verwaltete Kapitalanlagebestand erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr um satte 10,6 Prozent auf 813,2 Mio. Euro (2016: 735,5 Mio. Euro). Die Kapitalanlagen setzen sich zusammen:

  • aus Anlagen für Rechnung und Risiko des Pensionsfonds (+ 10,4 Prozent auf 507,9 Mio. Euro), die vollständig in Verträge bei Lebensversicherungsunternehmen der R+V investiert sind,

  • sowie aus dem Vermögen für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern (+ 10,8 Prozent auf 305,3 Mio. Euro), das vorwiegend in beitragsbezogenen Pensionsplänen investiert ist.

 

Daraus wurden laufende Erträge von 21,6 Mio. Euro erwirtschaftet (2016: 17,4 Mio. Euro). Abzüglich von 2,4 Mio. Euro laufenden Aufwendungen für Kapitalanlagen, 1,6 Mio. Euro Negativsaldo aus nicht realisierten Gewinnen und Verlusten aus Kapitalanlagen für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern schlug zuzüglich 6,0 Mio. Euro Gewinne durch Verkäufe letztlich ein Kapitalanlagenergebnis von gut 23,5 Mio. Euro zu Buche. Der Vergleich zum Vorjahr bleibt im Geschäftsbericht ebenso unerwähnt wie die durchschnittliche Verzinsung des Kapitalanlagebestandes, die Nettorendite und die konkreten Ausgaben für Versorgungsfälle je nach Rentenart.

 

 

Nachfragen unzureichend beantwortet

 

Auf nachdrückliche Nachfrage von LEITERbAV hieß es lediglich: „Angaben zur Verzinsung und Nettorendite sind bei Pensionsfonds unüblich und machen auch nicht wirklich Sinn“. Ein Interview wurde mit Verweis auf das zu kurze Zeitfenster und aufwendige Abstimmungsprozesse mit den Tarifpartnern abgelehnt. Damit fehlen Aussagen zu der durchschnittlichen Verzinsung des Kapitalanlagebestandes, der Nettorendite und den Zahlen der Altersrentenempfänger und der Höhe der ausgezahlten Altersrenten.

 

Laut Geschäftsbericht bekommen Versorgungsanwärter und Leistungsbezieher beitragsbezogener Pensionspläne für 2018 je nach Höhe des Rechnungszinses Zinsüberschüsse zugeteilt – zwischen 0,05 Prozent bei 3,25 Prozent Rechnungszins und 2,4 Prozent bei 0,9 Prozent Rechnungszins. Insgesamt bekomme 2018 jeder also 3,3 Prozent Beitragsgarantie, ist bei „sonstigen Anhangangaben“ nachzulesen. Hinzu kommen die Erträge aus dem Vermögen für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.

 

Neben den 2,4 Mio. Euro Aufwendungen für den Pensionsfondsbetrieb sind 2017 für Versorgungsfälle brutto insgesamt 10,8 Mio. Euro aufgewandt worden (2016: 10,3 Mio. Euro). Aufgrund der Zinsentwicklung waren der Zinszusatzreserve 0,8 Mio. Euro zu Lasten des Jahresergebnisses zuzuführen, heißt es im Lagebericht weiter. Das Eigenkapital betrug Ende 2017 insgesamt 24,3 Mio. Euro.

 

Der Chemie Pensionsfonds ist integraler Bestandteil des Chemie-Versorgungswerks“, sagte Rüdiger Bach. Dessen Verbreitungsgrad unter den Arbeitnehmern der chemischen Industrie sei stark geprägt von den dortigen Tarifverträgen. „Die Sozialpartner sind bei allen wesentlichen Entscheidungen innerhalb des Chemie-Versorgungswerks, auch denen zur Kapitalanlage, eingebunden und begleiten sehr positiv die weitere Entwicklung des Versorgungswerks“, so der Vorstandssprecher des Chemie Pensionsfonds, der zugleich Vorstand der Condor Lebensversicherung ist.

 

Für 2018 weist der Prognosebericht ganz allgemein für die R+V aus, dass der hohe Anteil festverzinslicher und bonitätsstarker Wertpapiere dafür sorge, die versicherungstechnischen Verpflichtungen jederzeit erfüllen zu können. Im Übrigen soll das Aktienengagement „leicht erhöht“, das Immobilien- und Infrastrukturengagement „weiter schrittweise erhöht“ werden. Umso bedauerlicher das weitgehende Schweigen des Fonds bezüglich der Kapitalanlage, denn wie man in diesen Zeiten durch einen hohen Anteil Festverzinslicher von starker Bonität seine Verpflichtungen als Versicherer deckt, wäre sicher eine genauere Betrachtung wert.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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