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Jahresabschluss bei Kölner PK:

Über den Erwartungen …

nach gravierenden Einschnitten: Auch die angeschlagene Kölner Pensionskasse vermeldet Fortschritte nach der bilanziellen Sanierung. Die gute Kapitalmarktlage begünstigte den Jahresabschluss 2019. LbAV-Autor Detlef Pohl hat in den Geschäftsbericht geblickt.

 

 

Die Kölner Pensionskasse VVaG (KPK) gehört wie ihre Schwester, die Pensionskasse der Caritas VVaG (PKC), zu den in wirtschaftliche Schieflage geratenen drei Kassen (neben der Bonner DSV Deutsche Steuerberater-Versicherung), die Leistungen herabsetzen mussten und schon seit Mitte 2018 kein Neugeschäft mehr zeichnen dürfen (LEITERbAV berichtete vielfach).

 

Die BaFin in Frankfurt am Main. Foto: Kai Hartmann.

Die BaFin hat bei den drei Kassen zwischenzeitlich zudem die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb widerrufen (aber noch nicht rechtswirksam vollzogen). Dies bedeutet: Sie dürfen ihre Bestände weiterbearbeiten, da die Versicherungsverhältnisse fortbestehen, aber keine neuen Verträge mehr abschließen. Damit avancieren sie zu Abwicklern eines intern organisierten Run-off (dagegen führt bei Sach-Versicherern der Widerruf der Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb zur direkten Kündigung der Verträge).

 

Bei der Kölner PK und der PKC hat die bereits rund anderthalb Jahre andauernde Sanierung offenbar Früchte getragen, wie die Jahresabschlüsse 2018 im vergangenen November schon gezeigt hatten. Die Sanierung war notwendig geworden, um den bilanziellen Fehlbetrag aus den Jahresabschlüssen 2017 auszugleichen, der bei der Kölner PK rund 48,3 Mio. Euro betragen hatte. Das habe Arbeitgeber und Versicherte „sehr hart getroffen“, so Olaf Keese, Vorstandsvorsitzender beider Kassen, jüngst zu LEITERbAV.

 

Vor knapp drei Wochen legte die PKC einen guten Jahresabschluss 2019 vor. Als Geschäftsergebnis stehen 5,4 Mio. Euro zu Buche (2018: 522T Euro; 2017: null nach Sanierung), die vollständig in die Verlustrücklage geflossen sind, um künftig wieder eine ausreichende Risikotragfähigkeit zu erlangen.

 

Kölner PK: Gutes Jahr nach bilanziell abgeschlossener Sanierung

 

Nun zog die Kölner Pensionskasse mit ihrem Jahresabschluss 2019 nach, der gestern von der Mitglieder-Vertreterversammlung einstimmig festgestellt wurde. Hier ein paar Kerndaten aus dem Geschäftsbericht, der in den nächsten Tagen online gestellt werden soll:

 

Das versicherungstechnische Ergebnis beläuft sich auf einen Betrag von 16,85 Mio. Euro (2018: 343T Euro; 2017: null Euro nach Sanierung). Von diesem wurden 9,99 Mio. Euro in die RfB (2018: null Euro) eingestellt. Von dem sich daraus als Residualgröße ergebenden Geschäftsergebnis von 6,86 Mio. Euro wurden 1,21 Mio. Euro der Verlustrücklage (2018: null Euro) zugeführt.

 

Olaf Keese, Kölner PK und Caritas PK.

Zudem wurden die verbliebenden rund 5,66 Mio. Euro (2018: 344T Euro) dem nun wieder vollständig aufgefüllten Gründungsstock zugeführt. Dieser Gründungsstock in Höhe von 6 Mio. Euro war der KPK bei ihrer Gründung 2002 von der Schwester PKC als Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt worden. „Der Gründungsstock zählt zum Eigenkapital und damit zu den anrechnungsfähigen Eigenmitteln und verbleibt weiter bei der KPK“, erläutert Keese.

 

Im Geschäftsbericht ist von einem „über den Erwartungen liegenden Ergebnis“ die Rede. „Nach umfassender Unternehmenssanierung“ konzentriere man sich ausschließlich auf den Bestand. Mit dem Sanierungskonzept 2017 sei die Basis dafür gelegt worden, „in den folgenden Geschäftsjahren die Sanierungsarbeiten abschließen zu können“.

 

Hintergrund: Die Sanierung war bilanziell mit der Feststellung des Jahresabschlusses 2017 durch die Vertreterversammlung abgeschlossen. Das Ergebnis war eine ausgeglichene Bilanz ohne Fehlbeträge und Eigenmittel. Mit den andauernden Sanierungsarbeiten sind vor allem die technische Umsetzung dieses Beschlusses, die Kommunikation der Leistungskürzungen an Arbeitgeber und Versicherte, das Aufsetzen weiterer organisatorischer und technischer Maßnahmen zur künftigen Abwicklung, die Klärung diverser rechtlicher Fragen sowie die Geltendmachung und Durchsetzung von Schadenersatzforderungen gemeint, erklärt Keese auf Nachfrage von LEITERbAV.

 

Solva erfüllt – weiter noch keine Überschussbeteiligung

 

Es sei „zumindest für 2019 eine Rückkehr zur bilanziellen Normalität gelungen“, so Keese zu LbAV weiter. Dazu gehört auch, dass die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenmitteln erstmals seit der Sanierung mit 17,194 Mio. Euro wieder erfüllt wurden. Die Solva-Anforderung der Kasse beträgt 16,124 Mio. Euro. Dennoch reicht es 2019 noch nicht zu einer Überschussbeteiligung für die Versicherten.

 

Die Vertreterversammlung fasste daher am Donnerstag zur Überschussverwendung 2019 den wortgleichen Beschluss wie schon 2018:

 

Die … in die RfB eingestellten Mittel werden nicht für Leistungserhöhungen verwendet, sondern zur Stärkung der Risikotragfähigkeit auf das Folgejahr (2020) vorgetragen“.

 

Konkret wurden also 59,3% des versicherungstechnischen Ergebnisses der RfB zugeführt (s.o), aber nicht zugeteilt. „Es handelt sich somit um Mittel der freien, ungebundenen RfB, die als Eigenmittel gelten, den Versicherten allerdings grundsätzlich zustehen“, betont Keese gegenüber LEITERbAV. Über die Deklaration einer Überschussbeteiligung könnten diese Mittel dann später zugeteilt, also von der ungebundenen in die gebundene RfB „umgebucht“ werden. Erst dann ergäbe sich für die Versicherten eine konkrete Leistungserhöhung bzw. Reduzierung der Leistungskürzung.

 

Wann wieder Überschüsse deklariert werden könnten, ließ Keese völlig offen. „Darüber wird von Jahr zu Jahr entschieden, in Abhängigkeit von Jahresergebnis, Solvabilität, Risikotragfähigkeit und Prognoserechnung“, stellte er gegenüber LbAV klar. Der sehr gute Jahresüberschuss beruhe ja im Wesentlichen auf der positiven Entwicklung an den Kapitalmärkten und auf den in der Kapitalanlage realisierten außerordentlichen Erträgen. Die andauernde Niedrigzinsphase stelle die Kölner Pensionskasse weiter vor besondere Herausforderungen. „Daher wird das positive Ergebnis dieses Geschäftsjahres dazu genutzt, um über den Aufbau von Eigenmitteln die Risikotragfähigkeit zu stärken“, heißt es auch im Geschäftsbericht.

 

Kapitalanlage beflügelte Verzinsung

 

Die Kapitalanlagen der KPK erhöhten sich im Berichtszeitraum um 5,41% auf 372,83 Mio. Euro, das Ergebnis der Kapitalanlagetätigkeit beträgt 32,01 Mio. Euro und entspricht einer Nettoverzinsung von 8,81%. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Ergebnis 10,7 Mio. Euro, der Nettoertrag lag jedoch bei minus 106.697 Euro, was minus 0,03% Nettoverzinsung entsprach. „Die negative Verzinsung ergab sich aus Abschreibungen auf Wertpapiere, die bereits im Rahmen der Sanierung berücksichtigt wurden“, erklärt Keese. Das gute Geschäftsergebnis 2019 zeige, dass die Pensionskasse mit den Sanierungsbeschlüssen den richtigen Weg eingeschlagen hat. Für den Gewinnsprung sei vor allem die Kapitalanlage verantwortlich, konkret die laufenden Erträge (+ 13,7 Mio. Euro), Zuschreibungen (+6,3 Mio. Euro), Gewinne aus Abgang (+1,1 Mio. Euro) und außerplanmäßigen Abschreibungen (-10,4 Mio. Euro). Dennoch: Die KPK sei weiterhin sehr stark von den Entwicklungen der Kapitalmärkte abhängig.

 

Den fast 373 Mio. Euro Kapitalanlagen zum Buchwert stehen gut 401. Mio. Euro gemäß Zeitwert gegenüber. Die stillen Reserven liegen damit bei 28,7 Mio. Euro.

 

Mit Spezialfonds und vielen Asset-Klassen gegen den Niedrigzins

 

Interessant: Die Kapitalanlage ist stark auf Spezialfonds orientiert. Laut Geschäftsbericht macht die Sammelposition „Aktien, Anteile oder Aktien an Investmentvermögen und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere“ bei der KPK 56,44% aus (+2,38%).

 

Der reine Aktienanteil (Brutto-Aktienquote) beträgt gut 8% (2018: 8,64%) des Kapitalanlagenbestandes, so Keese auf Nachfrage. Allerdings war ein Teil der Aktienanlagen im Rahmen einer Overlay-Strategie abgesichert, sodass das Aktien-Exposure im Portfolio netto rund 3,2% betrug. Neuanlagen erfolgten in Wertpapierfonds, öffentliche Namenspfandbriefe, Namensschuldverschreibungen, in Darlehen und Einlagen bei Kreditinstituten. Die KPK hält unter anderem Anteile an neun Immobilienfonds, darunter ein nicht näher genannter Anteil am börsennotierten CS-Euroreal, der sich in Abwicklung befindet. Hinzu kommen drei Wertpapier-Spezialfonds:

 

1. Beim Master-Dachfonds KPK-Fonds hält die KPK alle Anteile und bedient damit bislang fünf unterschiedliche Zielfonds.

2. Vom Wertpapierfonds PK Corporate Bond, der ausschließlich in europäische Unternehmensanleihen mit einem Investment Grade Rating investiert, hält die Kasse 28% der Anteile (der Rest ist im Besitz der Pensionskasse der Caritas).

3. Beim gemischten Wertpapierfonds HBS 1, der in Aktien (maximal 40%), Anleihen mit einem Investment Grade Rating sowie in Investmentfonds investiert, hält die KPK 100% der Anteile.

 

Arbeit bleibt, Abschlusskosten auch

 

Strategien und Asset Allocation der Fonds wurden im Rahmen der Sanierung Ende 2018 geprüft – und eine Optimierung für nötig befunden. Wesentliche strukturelle Veränderungen sind laut Geschäftsbericht aber 2019 noch nicht vorgenommen worden. Das steht laut Keese in diesem Jahr an.

 

Im Jahr 2019 konnten wie erwähnt infolge Schließung des Neugeschäfts keine neuen Versicherungsverträge gezeichnet werden. Der Versichertenbestand verringerte sich dadurch im Vergleich zu 2018 leicht auf 30.810 Versicherte (-743). Die Beitragseinnahmen gingen auf 18,77 Mio. Euro zurück (-14,39%). Mit 15,95 Mio. Euro wurden deutlich mehr Versicherungsleistungen gezahlt als im Vorjahr (7,99 Mio. Euro). Das lag vor allem an den 7,56 Mio. Euro Erstattungsleistungen für ausgeschiedene Mitglieder, insbesondere den vermehrten Kündigungen in einem von der KPK übernommenen Bestand (Name trotz Nachfrage nicht genannt).

 

Die Verwaltungskostenquote stieg wegen der Sanierungsaufwendungen auf 7,54% (2018: 4,3%). Obwohl 2019 kein Neugeschäft mehr gezeichnet wird, beträgt die Abschlusskostenquote 6,64% (2018: 6,66%). Laut Keese handelt es sich dabei im Wesentlichen um die laufenden Courtagezahlungen an Makler, abhängig von der Höhe der Beiträge. Diese müssten auch nach Einstellung des Neugeschäfts weitergezahlt werden.

 

Ausblick

 

Auch 2020 werden die Rahmenbedingungen des komplexen Sanierungskonzepts die Kasse noch begleiten. Trotz der 2019 deutlich erhöhten Risikotragfähigkeit seien Szenarien nicht auszuschließen, die zu Wertänderungen und damit zu bilanziellen Abschreibungen aufgrund der zwingenden Anwendung des strengen Niederstwertprinzips führen könnten, heißt es im Geschäftsbericht. Daher wird die Bildung expliziter Eigenmittel auch in den Folgejahren im Fokus stehen, um die Risikotragfähigkeit zusätzlich zu stärken. „Zukünftig konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Betreuung unserer Mitglieder und Versicherten, um für die gesamte Laufzeit der Verträge die bestmögliche Leistung zu erbringen“, blickte der Vorstandschef voraus.

 

Im internen Run-off organisiere die KPK in Eigenregie und im Interesse und Auftrag der Mitglieder die Abwicklung. Die kundenorientierte Gestaltung des Run-off eröffne laut Geschäftsbericht „neue Handlungsspielräume“, so der Geschäftsbericht. „Neue Handlungsspielräume bedeutet, dass wir überlegen, wie wir unsere Mitglieder bei den auf sie zukommenden Herausforderungen unterstützen können“, so Keese auf Nachfrage. Dahinter steckt unter anderem die Überlegung, den Mitglied-Arbeitgebern bei der Abwicklung ihrer Ausgleichsverpflichtungen effiziente Wege zu ebnen.

 

Unterstützen würde die KPK die Arbeitgeber auch gern bei der Umsetzung der anstehenden Beitragspflicht zum PSV (der ja nur ein paar Stadtviertel entfernt von den Kölner Kassen sitzt). Das Gesetz ist bekanntlich seit 24. Juni in Kraft.

 

Und beyond Köln?

 

Frank Grund, BaFin. Foto: Frank Beer.

Pensionskassen gibt es nicht nur in Köln und Bonn, und so hat Frank Grund jüngst der Öffentlichkeit ein kleines Update zur nicht einfachen Lage der deutschen Pensionskassenlandschaft im Allgemeinen gegeben. Wie u.a. die Versicherungswirtschaft-heute hier unter Bezug auf die FAZ berichtet, hält der BaFin-Exekutivdirekter die Lage im Schatten von Niedrigzins und Corona offenbar für gleichermaßen stabil wie herausfordernd.

 

Unter intensivierter Aufsicht stünden (wie schon im Mai bei Vorlage der Stresstest-Ergebnisse) derzeit 36 Kassen (All-time-high laut Grund 45), die Besserung beruhe, wie Grund auch schon früher ausgeführt hat, vor allem auf Träger-Nachschüssen.

 

Stand heute seien keine neuen anstehenden Leistungskürzungen bekannt, so Grund in der FAZ weiter, außerdem arbeite man mit den Pensionskassen daran, dass sie im Bestand und im Neugeschäft – soweit noch nicht geschehen – die interne Zinsanforderung deutlich reduzieren. Nun, dies kann wohl im Wesentlichen entweder durch Nachschüsse der Träger erfolgen, durch überstarke Kaptalanlageergebnisse – oder eben durch Leistungskürzungen im Future Service, ggf. im Past Service … womit wir doch wieder in Köln und Bonn wären.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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