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Mercer mit Pensionsfonds (II):

„Noch eine Menge zu tun“

Der Consultant komplettiert sein DFW-Portfolio. Achim Lüder, Geschäftsführer von Mercer in Deutschland, und Stefan Oecking, Partner bei Mercer und Vorstandsvorsitzender der Mercer Pensionsfonds AG, sprechen über Hintergründe, Zielgruppen, und Asset Management.

 

Achim Lueder, Mercer Deutschland. Foto: Tim Wegner

Herr Lüder, Herr Oecking, Ihr Haus hat just einen Pensionsfonds gegründet. Warum gerade jetzt, und welche Strategie verfolgen Sie damit? Welche Zielgruppen wollen Sie erreichen?

 

Lüder: Wir verfügen über umfassende und langjährige Erfahrungen aus vielen Beratungs- und Übertragungsprojekten und entwickeln auf dieser Grundlage unser Dienstleistungsangebot stetig weiter. Beim Mercer Pensionsfonds geht es uns insbesondere um unsere weitreichende Expertise rund um die Anlage von Planvermögen – diese können wir nun optimal in alle Finanzierungslösungen unserer Kunden einbringen. Zudem sehen wir mehr und mehr Kunden, die Komplettangebote zur Finanzierung und Verwaltung ihrer Pensionswerke wünschen. Mit dem Mercer Pensionsfonds können wir diesen Wunsch erfüllen und alle erforderlichen Leistungen aus einer Hand anbieten.

 

Oecking: Der Gesetzgeber hat weder in der Handelsbilanz noch in der Steuerbilanz auf die Probleme der Unternehmen mit Direktzusagen ausreichend reagiert. Die entsprechenden Probleme aufgrund der Niedrigzinsphase bestehen somit weiter. Deshalb haben wir 2016 die strategische Grundsatzentscheidung getroffen und in diesem Jahr den Pensionsfonds gegründet. Viele Unternehmen haben ein zunehmendes Interesse, die Belastungen aus der handels- und steuerrechtlichen Pensionsbilanzierung durch eine Übertragung auf einen Pensionsfonds zu lösen oder zumindest zu verringern. Speziell für diese Unternehmen haben wir den Mercer Pensionsfonds konstruiert.

 

Sie haben ja seit 2006 auch einen CTA. Sollen die beiden Vehikel also zusammenwirken?

 

Lüder: Es ist seit vielen Jahren unsere erklärte Strategie, unsere Kunden auch bei der Finanzierung ihrer Pensionsverpflichtungen und der Anlage ihrer Pensionsvermögen zu unterstützen. Dabei können wir auf unser globales Know-how, insbesondere im Investmentbereich, sowie unsere lokale Expertise zugreifen. Insoweit ergänzt und vervollständigt der Mercer Pensionsfonds nach der Mercer Treuhand unser Angebot im Bereich der Ausfinanzierungsmöglichkeiten.

 

Entgeltumwandlung und Sozialpartnermodell stehen also nicht im Fokus? Warum nicht?

 

Lüder: Wir führen momentan mit vielen Marktteilnehmern Gespräche über die Umsetzung des Sozialpartnermodells und diskutieren unterschiedliche Optionen, welchen Beitrag Mercer leisten kann. Wir werden unsere Kunden bei der Suche nach den besten Lösungen eng begleiten, und alles Weitere wird die Zukunft zeigen.

 

Werden Sie den Paragrafen 236 VAG nutzen?

 

Stefan Oecking, Mercer Deutschland.

Oecking: Die flexiblere Rente nach Paragraf 236 Absatz 2b, die mit dem Gesetz zur Umsetzung der EU-Mobilitätsrichtlinie im Betriebsrentenrecht verankert wurde, lässt sich derzeit nur in der Rentenbezugsphase einer Beitragszusage mit Mindestleistung umsetzen. Direktzusagen sind aber Leistungszusagen, bei denen diese Regelung nicht greift. Deswegen brauchten wir diese flexiblere Rentenform bislang nicht umzusetzen.

 

Wie wird denn das Asset Management in dem Fonds gestaltet werden?

 

Oecking: Im Vordergrund stehen für uns Renditechancen durch flexible Kapitalanlagestrategien. Damit sind wir in der Lage, Kunden eine hohe Flexibilität in Bezug auf den zu erwartenden Ertrag und den in Frage kommenden Rechnungszins zu bieten. Zudem sind wir fest vom Nutzen der Diversifikation überzeugt und setzen dies auch für den Pensionsfonds konsequent über Anlageklassen, Regionen sowie Asset Manager um. Bei der Implementierung profitieren Anleger von einer weltweiten Bündelung der Kundengelder, die uns attraktive Konditionen bei Asset Managern ermöglicht.

 

Auslagern lohnt angesichts des Niedrigzinses – wenn man die Mittel hat. Wie bewerten Sie ganz allgemein denn die Liquidität der potentiellen Kunden?

 

Lüder: Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten Jahren wieder deutlich Fahrt aufgenommen. Unternehmensgewinne und Liquidität haben sich insgesamt stark verbessert. Viele Unternehmen nutzen diese prosperierende Phase, um sich für eine ungewisse Zukunft vorzubereiten. Und dazu gehört natürlich auch, dass man langfristige Verpflichtungen strategisch sinnvoll und weitblickend finanziert.

 

Manch gut geratetes Großunternehmen nutzt den Niedrigzins, um mittels Fremdkapitalaufnahme seine DBO via Pensionsfonds ausfinanzieren. Ist das auch eine Option für die von Ihnen angesprochenen Kundengruppen?

 

Oecking: Finanzierungsmaßnahmen für Pensionen müssen zu der spezifischen Situation des jeweiligen Unternehmens passen. Ob dabei auch Fremdfinanzierung eine gute Option sein kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Dies muss mit dem Kunden auf Basis seiner individuellen Situation analysiert werden, um die beste Lösung zu finden und zu implementieren.

 

Die Politik entfesselt den Pensionsfonds seit 15 Jahren – im Trippelschritt. Was sind noch die größten rechtlichen Hemmnisse, und was müsste passieren?

 

Oecking: Die gesamte Verpflichtung, also Past und Future Service, sollte in einem Vorgang ausgelagert werden können. Daneben sollte der Zeitraum, über den der Mehraufwand für die Übertragung von Pensionsverpflichtungen auf einen Pensionsfonds steuerlich verteilt werden muss, von derzeit zehn Jahren deutlich auf zum Beispiel fünf Jahre verkürzt werden. Wir würden es begrüßen, wenn die eingerechneten Rentensteigerungen im Einlösebeitrag ohne steuerliche Nachteile stärker an der Inflationserwartung orientiert werden könnten.

 

Lüder: Es gibt also noch eine ganze Menge zu tun für die Politik. Trotzdem ist der Pensionsfonds als Vehikel auch jetzt schon eine interessante Option, mit der sich Unternehmen im Spannungsfeld der unterschiedlichen Anforderungen gut positionieren können.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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