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Nach der Regulierung ist vor der Regulierung

EbAV, Asset Manager, Custodians: Teamplay notwendig!

Pensionsfondsrichtlinie, KAGB, EMIR: Die Regulierung wird die Anforderungen an das Zusammenspiel von EbAV, Asset Managern und Custodians deutlich verändern. Erster Teil eines Gastbeitrages von Matthias Dietrich.

Matthias Dietrich, itechx GmbH
Matthias Dietrich, itechx GmbH

Pensionseinrichtungen leiden wie Versicherer seit Jahren unter der großen Unsicherheit über den zukünftigen regulatorischen Rahmen. Die Verlagerung der Gesetzgebungskompetenz auf die europäische Ebene, die Schaffung neuer Aufsichtsbehörden und das jahrelange „Gezerre“ um die Implementierung von Solvency II bei europäischen Versicherern haben auch bei vielen Pensionseinrichtungen große Fragezeichen hinterlassen. Zudem gibt es einige wichtige regulatorische Initiativen, die die Pensionskassen nicht direkt betreffen, aber erhebliche Implikationen für die Strukturierung, das Management und die Administration der Kapitalanlagen haben. Hierzu zählen das im Juli 2013 in Kraft getretene Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und die im August 2012 in Kraft getretene EMIR-Verordnung (EMIR – European Market Infrastructure Regulation), die den Handel und die Abwicklung von Derivaten umfassend neu strukturiert. Auf die Auswirkungen für Pensionseinrichtungen soll im Folgenden eingegangen werden.

 

Regulierung von Pensionseinrichtungen wird sich mittelfristig an Solvency II orientieren

Durch die Ankündigung von EU-Kommissar Michel Barnier im Mai 2013, die erste Säule von Solvency II für Pensionseinrichtungen nicht einzuführen, ging ein Aufatmen durch die Branche. Klarheit ist damit nicht geschaffen.

Auch wenn Pensionseinrichtungen nicht direkt der Solvency II-Rahmenrichtlinie unterworfen werden sollen, zeigt sich, dass EU-Kommission wie EIOPA eine europaweit weitgehend einheitliche Aufsicht aller Versicherungsunternehmen und Pensionseinrichtungen anstreben und damit die wichtigsten Kernelemente von Solvency II auch auf EbAV übertragen wollen.

Die Arbeiten an der 2. und 3. Säule von Solvency II für Pensionseinrichtungen gehen weiter, und auch die Kapitalunterlegung wird sich künftig voraussichtlich an einem risikobasierten Ansatz bemessen. In der Summe heißt das für Pensionseinrichtungen:

  • Zusätzliche Kapitalbelastungen durch neue Solvenzanforderungen

  • Neue qualitative Governance-Anforderungen, inkl. Risikomanagement

  • Umfassende Transparenzanforderungen durch Meldewesen und Offenlegung

Die neuen Anforderungen stellen alle Pensionseinrichtungen vor große Herausforderungen, weil sich die Methodik zur Ermittlung des Solvenzkapitals („Holistic Balance Sheet“) durch die Erstellung von Marktwertbilanzen für die Aktiv- und die Passivseite fundamental ändert, die Anforderungen an das Governance-System neue, unternehmensübergreifende Prozesse und Ressourcen erfordern und die umfassenden Berichtspflichten hohe einmalige und laufende Kosten verursachen.

Insbesondere für kleinere und mittlere Pensionseinrichtungen sind die höhere Komplexität und die damit verbundenen Kosten kaum eigenständig zu handhaben. Allein die Durchführung der bisherigen QIS-Studien war selbst für große Pensionseinrichtungen nur mit großem Aufwand, unter Zurückstellung anderer Themen und teilweise externer Unterstützung zu handhaben.

 

Asset Manager und Custodians bereiten sich intensiv auf Solvency II vor

Indirekt sind auch die Dienstleister für institutionelle Investoren, also Asset Manager und Depotbanken beziehungsweise Custodians betroffen. Viele Asset Manager sehen in Solvency II eine Chance, ihr Dienstleistungsspektrum entlang der Wertschöpfungskette auszuweiten. Das betrifft sowohl Beratungsleistungen rund um die Strukturierung der Kapitalanlage, die Entwicklung optimierter Produkte und von Tools zur Simulation von Investmententscheidungen und deren Auswirkungen auf das Solvenzkapital. Ebenso werden umfassende Investitionen in die Infrastruktur im Back Office getätigt, um ein konformes Reporting für Fonds und Direktanlagen oder entsprechende Rohdaten liefern zu können (siehe Schaubild).

Abb.: AM-Dienstleistungsspektrum entlang der Wertschöpfungskette. Quelle: itechx GmbH.
Abb.: AM-Dienstleistungsspektrum entlang der Wertschöpfungskette.
Quelle: itechx GmbH.

Durch die künftige Verpflichtung, stichtagsbezogene Marktwertbilanzen aller Vermögenswerte und Verpflichtungen zu stellen, ändert sich das Zusammenspiel von Pensionseinrichtungen und Asset Managern. Der Asset Manager kann künftig nicht mehr isoliert ein einzelnes Mandat auf Basis eines vom Investor starr vorgegebenen Rendite-/Risikoprofils verwalten. Zukünftig wird ein deutlich intensiverer, regelmäßiger Austausch zwischen Investor und Asset Manager notwendig sein, um vorgegebene Budgets an Solvenzkapital zu nutzen beziehungsweise zu optimieren. Hierzu werden die Pensionskassen den Asset Managern klare Vorgaben machen oder ihnen deutlich mehr Einblick in die Struktur ihrer Passivseite geben als bisher.

Ähnliche Entwicklungen finden sich bei Depotbanken beziehungsweise Custodians für die Direktanlagen. Hier ist ein klarer Trend der Spezialisierung erkennbar, um verschiedenen regulierten Anlegern ein konformes Reporting bieten zu können. Besonderer Fokus liegt auf einer umfassenden Konnektivität, um dem Investor die Weiterverarbeitung der Daten in seinen Systemen zu ermöglichen.

Einige Anbieter beraten darüber hinaus Investoren und unterstützen sogar aktiv bei der Verhandlung mit Aufsichtsbehörden bezüglich Qualität und Kontrolle des zu liefernden Datenmaterials.

Durch die hohen Anforderungen an die Datenqualität könnte sich sogar der Trend der letzten Jahre umkehren, Asset Manager und Depotbank beziehungsweise Custodian unabhängig voneinander auszuwählen. Die Nutzung eines gemeinsamen Datenhaushalts erlaubt große Effizienzgewinne für den Investor, nicht nur in Bezug auf das aufsichtsrechtliche Reporting. Diese Vorteile werden sich auch in der Preisgestaltung widerspiegeln.

 

Ende des ersten Teils des zweiteiligen Gastbeitrages.

Der zweite Teil findet sich hier.

Der Autor ist Senior Manager bei der itechx GmbH, einem spezialisierten Beratungsunternehmen mit Fokus auf Asset Management und Securities Services.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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