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Thank God it's Friday:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Die 10-Billionen-Flut, neue Narkotika und alte Kontra-Indikatoren.

 

In der Presse nichts Neues an der bAV-Front, daher heute nur

 

OFF TOPIC. TO WHOM IT MAY CONCERN:

 

FAZ (1. Juli): Politik der Zentralbanken – Die 10-Billionen-Geldflut.”


Solange die Notenbanken QE betreiben, also Govies aufkaufen, um die Staatsschulden abzutragen, ist das zwar ordnungspolitisch fragwürdig, aber gleichwohl diskutabel, denn Wachstum und Ausgabenkürzungen allein werden niemals ausreichen, die exorbitanten staatlichen Schuldenberge wieder abzubauen. Insofern sind Schuldenschnitte schlicht unvermeidbar – und ein QE, bei dem die Notenbank Staatschulden aufkauft, in ihren Kellern verschwinden lässt und dann eines Tages klammheimlich abschreibt (also nie wirklich fällig stellt), ist im Prinzip nicht anderes als ein Schuldenschnitt.


Voraussetzung für das Gelingen der Strategie wäre aber, dass die Staaten die freundliche Unterstützung der Notenbanken und den damit verbundenen Zeitgewinn auch nutzen, die realwirtschaftlichen Verwerfungen, die sie mit ihren Schuldenorgien vor allem in ihren öffentlichen Diensten geschaffen haben (Stichwort: Der Staat kauft sicht seine Wähler) auch nachhaltig zu sanieren! Doch scheint das Gegenteil der Fall: Statt durchzugreifen, abzuwickeln haftbar zu machen (und dort wo geboten, auch individuell zu bestrafen), wird munter weitergerettet, weiter umverteilt (von der Mitte nach unten und ganz oben), weiter lamentiert und den Fehlanreizen des mit dem QE verbundenen Niedrigzinses weiter freien Lauf gelassen. Außerdem haben die Notenbanken längst alle Grenzen überschritten, denn sie entschulden die Staaten nicht nur, sondern finanzieren längst ihren Schlendrian. Die Notenbanken verschaffen den Staaten also keine Spielräume für nötige Reformen, sondern kaufen für immer mehr Geld immer weniger Zeit. Was steigt, ist einzig die Fallhöhe. Abgerechnet wird, wenn die Zinsen ungeplant steigen. Denn dann sind die Instrumente der Notenbanken stumpf und die Staaten schnell am Ende.


Dass es derzeit noch nicht zu massiven Teuerungen gekommen ist, sollte man dabei nicht als Entwarnung verstehen. Denn da Govies immer noch Güter nah am Cash-Status sind, ist die Begebung einer Staatsanleihe im Prinzip eine Art Geldschöpfung der Staaten an ihren Notenbanken vorbei. Der inflationäre Effekt entstand also am Tag der Begebung der Anleihe und nicht erst dann, wenn die Notenbank die Anleihe mit selbstgedrucktem Geld vom Markt nimmt, also praktisch nur weißes Papier gegen buntes tauscht. Eine entsprechend weit betrachtete Geldmenge bleibt also durch QE im Prinzip konstant (eine Einschätzung übrigens, die der Autor schon lange pflegt, aber vermutlich nach wie vor exklusiv hat). Inflation gibt es demnach in einer solchen Situation nur als Asset Inflation. Außerdem hindern Regularien wie vorneweg Basel III die Geschäftsbanken daran, das neue Zentralbankgeld zu M3 aufzupumpen, und man müsste als Notenbanker schon dämlich sein, diese geldpolitische Lücke nicht mit eigenem Geld zu schließen und damit echte ”Politik” zu machen – doch wer es zu weit treibt, wird eben irgendwann Gefangener des eigenen Handelns.

 

 

Die Welt (4. Juli): „EZB-Chef Mario Draghi narkotisiert die Krise.“


Das im vorigen Kommentar Geschriebene manifestiert sich in dieser Meldung. Kaum gibt es ein paar klitzekleine Krisenmeldungen aus Griechenland und Portugal, muss Draghi direkt wieder zu für Notenbanker eigentlich verboten klaren Worten greifen, um die Lage einigermaßen zu klären. Wie gesagt: Gefangener des eigenen Handelns. In Ägypten ist es derweil nicht die Notenbank, die die Märkte beruhigt, sondern das Militär. Ob das eines Tages eine Lösung für Deutschland und Europa wird, sei mal dahingestellt.

 

 

HB (2. Juli): Griechenland bringt neuen Schuldenschnitt ins Spiel.”


Der griechische Wirtschaftsminister redet von Solidarität und einem neuen Schuldenschnitt, der deutsche Finanzminister schließt einen solchen aus? Es wäre wohl mehr als eine Doktorarbeit wert, nachzuvollziehen, was Wolfgang Schäuble in dieser Euro-Krise schon alles ausgeschlossen hat und was dann trotzdem kurze Zeit später bittere Realität geworden ist. Will man wissen, was kommt, sollte man eher auf den Griechen hören. Schäuble ist jedenfalls der beste Kontra-Indikator, den man sich vorstellen kann. Abgesehen davon, dass er gerade natürlich besseres zu tun hat.

 

 

Hamburger Abendblatt (3. Juli): WestLB verspekulierte offenbar sechs Milliarden Euro in der Karibik.”


Es gibt Dinge, die man irgendwie – ohne Belege zu haben oder Details zu kennen –  rein aus induktiver Erfahrung mehr als nur ahnte. Dass US- und UK-Dienste deutsche IT-Daten im wahrsten Sinne des Wortes ”volles Programm” abgreifen, in uns at the end of the day ohnehin nur dumme Krauts sehen (aus darwinistischer Sicht vielleicht nicht ganz zu unrecht) und Deutschland Opfer Nr. 1 von Industriespionage ist, hat man ja auch irgendwie immer gewusst. Und dass die – nennen wir sie mal NRW-SPD-Staatsbank – WestLB weltweit Milliarden zu Ungunsten des Steuerzahlers verzockt haben soll (nicht unähnlich der Bayern-CSU-Staatsbank) ist eine Meldung, die ebenso nicht wirklich überrascht. Und wie immer gilt: Persönliche Konsequenzen für die Verantwortlichen? Nö.

 

 

FAZ (28. Juni): Im Gespräch: Kroatiens Notenbankchef Vujcic – 'Wir wollen den Euro so schnell wie möglich'.“


Der wichtigste Satz im ganzen Interview ist die Antwort auf die Frage nach den Vorteilen: „…würde uns der Euro niedrigere Zinsen bescheren.”


Lieber Herr Vujcic, natürlich ist für einen Spitzenbeamten die Aussicht auf eine billigere Refinanzierung des Staates und seiner Körperschaften mehr als nur verführerisch. Doch wohin der Niedrigzins samt all seiner Fehlanreize und -allokationen für Länder führt, die geprägt sind von – bei allem Respekt – technologischer Rückständigkeit, mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und zweifelhafter Nachhaltigkeit ihrer politischen Kaste – können Sie ausgiebig in den Südstaaten, allen voran Griechenland und Portugal, studieren. Denn mit dem Scheinboom kommt die totale Deindustrialisierung, dann mit dem Kater die Dekapitalisierung, und dann das Diktat Bruessels. Der Rest ist Jammern (gern über Deutschland). Das wird bei Kroatien nicht anders sein.

 

 

WiWo (3. Juli): „Erholungsfantasien sind eine Fata Morgana."


Ein wieder sehr lesenswertes Interview mit Felix Zulauf. Besonders interessant die Prognose für Japan, die auch an dieser Stelle schon des öfteren als Blaupause der konsekutiven Entwicklung für den Westen angeführt worden ist: QE-Instrumente der Notenbanken werden stumpf, folglich noch mehr QE, steigende Zinsen, implodierende Staatshaushalte sowie Kontrollverlust der Notenbanken über und Vertrauensverlust der Wirtschaftssubjekte in die Währung…

 

 

SPON (Juli): „Urteil in Stuttgart: Russisches Agentenpaar muss mehrere Jahre in Haft.”


Macht Deutschland jetzt doch ernst im Kampf gegen Spionage? Nur mit den Himmelsrichtungen hat man offenbar noch so seine Probleme, zumindest wenn man nur noch Osten blickt.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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