Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Kassandra:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Die Serie ernährt die Serie.

 

 

 

FAZ (24. Juli): „Die Vermögensfrage – Zankapfel Zusatzversorgung.“

 

Das Thema BGH-Beschluss zur VBL ist auch LEITERbAV ausgiebig beleuchtet worden. Hier gibt die FAZ ein detailliertes Update.

 

 

 

FAZ (27. Juli): „Mogelpackung – Das fiese Fonds-Spiel.“

 

Die ursprüngliche KISS-Idee der ETFs – „Keep it short and simple“ – verwässert und verkompliziert sich zusehends, die Grenzen zum aktiven Management verschwimmen weiter, auch kostenseitig. Nicht jedem scheint das zu gefallen. Hier ein offenbar wirklich empörter Beitrag in der Frankfurter.

 

 

 

Portfolio Institutionell (22. Juli): „Auf den Schock folgt großer Optimismus.“

 

Laut Beitrag ist man in Frankfurt, so eine Umfrage, optimistisch, als Bankenstandort vom Brexit profitieren zu können. Zitat:

 

Egal ob Wertpapierhandel, Asset Management oder Corporate Banking, die Erwartungen an den hiesigen Finanzplatz sind hoch.“

 

Dass man sich da mal nicht zu früh freut. Abgesehen davon, dass infolge der Präsenz der EIOPA in Frankfurt die EBA vermutlich nach Madrid oder Rom gehen dürfte (besonders in Italien wäre sie wohl alles andere als fehl am Platze), ist als weiteres Szenario auch denkbar, dass sich Großbritannien künftig eine Bankenregulierung gibt, die liberaler ist als die gängigen EU-Vorschriften. Und schon könnte sich die schöne, nun erhoffte Aufsichtsarbitrage in ihr glattes Gegenteil verkehren.

 

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

 

 

 

Kassandra bei der Arbeit.
Kassandra bei der Arbeit.

FAZ (28. Juli): „Nach den Anschlägen – Wie gut ist Deutschland gegen den Terror gerüstet?“

 

Hat noch jemand den Überblick bei den Anschlägen der letzten Wochen? Wird Kassandra – das Orakel allen Übelsnun von der eigenen Prophezeiung überholt? Die Attacken der letzten Wochen in Frankreich und Deutschland hatten zwar nur teilweise Flüchtlingsbezug und ein Verhältnis zum terroristischen IS, das jedoch mehrheitlich. Sicherheitspolitisch wichtig dabei: Auch die Angriffe, bei denen ein islamistisch-terroristischer Bezug wohl ausgeschlossen werden kann (der Amokläufer von München dürfte als Deutsch-Iraner von jeder sunnitischen Weltanschauung des IS weiter entfernt gewesen sein als Milton Friedman vom Sozialismus) befeuern das Gesetz der Serie (die hier der IS für sich in Anspruch nimmt). Und eben das Entstehen von Serien ist das, was der dezentralen, hierarchiefreien Nachahmerstrategie der Terroristen dient. Die Serie ernährt die Serie.

 

Zu denken geben muss, dass die öffentlich-mediale Diskussion in Deutschland partiell von Gedankenspielen dominiert wird, wonach die Terrorgefahr gar nicht so groß sei, schließlich stürben viel mehr Menschen in Deutschland an Krebs, im Straßenverkehr oder gar durch Blitzschlag. Derartige Vergleiche sind formal richtig, allerdings nicht nur empathisch arm, sondern auch politisch mikrozephal. Schließlich ist Terror in erster Linie eine qualitative Herausforderung, und zweitens geht es politisch darum, nicht den Status quo zu betrachten, sondern die dynamische Perspektive zu antizipieren. Es geht nicht darum, was war und ist, sondern: Wie geht es weiter? Und mit welcher Dynamik?

 

Und eben angesichts der Perspektive sei hier erneut betont, wie gefährlich es erst wird, wenn sich dieser Graswurzel-Terrorismus im Laufe der Zeit sukzessive professionalisieren und militarisieren sollte, also eine Art „Gentrifizierung“ durchmacht. Damit ist leider zu rechnen, weil dies eine übliche Entwicklung in denjenigen asymmetrischen Konflikten darstellt, die nicht schnell genug ausgetreten werden können.

 

In Industriestaaten wie Deutschland und Frankreich kann so etwas am Ende nicht nur zu Anschlägen auf ICEs, in Diskos, Kirchen, Kindergärten, Fußgängerzonen oder Supermärkten auch fern der Kapitalen führen, sondern ohne weiteres bis zu einer schmutzigen Bombe gehen (also ein konventioneller Sprengsatz, der mit gestohlenem radioaktivem Müll aus Krankenhäusern, Laboren oder anderen Quellen versetzt ist). Man fragt sich, wie hoch die Terror-Dosis in Deutschland werden muss, bis der Vergleich mit Verkehrsunfällen und Gewittern verstummt. Es ist zu hoffen, dass die deutschen Sicherheitsbehörden hier mehr Weitblick an den Tag legen als die deutschen Medien. Skepsis bleibt aber auch hier angebracht.

 

Echte Strategien, die den Namen verdienen, sind jedenfalls auch in der Politik nicht erkennbar, weder im relativierenden Deutschland noch im sich entschlossen gebenden Frankreich. Mehr Sicherheitsmaßnahmen sind allenfalls ein taktisches Element (deren Umfang und Dauer ohnehin schon rein technisch limitiert sind). Ebenso wäre ein Einsatz der Bundeswehr im Innern – auch im oben verlinkten FAZ-Artikel diskutiert – nicht mehr als ein taktisches Element, keine strategische Maßnahme. Kommen muss und wird er gleichwohl, und der Gesetzgeber täte gut daran, hier rechtzeitig für legislative Klarheit zu sorgen.

 

Am Rande sei bemerkt, dass man bei der Meldung, Ursula von der Leyen habe in München die Feldjäger (also die Militärpolizei) einsetzen wollen, unwillkürlich an Helmut Schmidt denken musste (und sie selbst das ohne Zweifel auch getan hat), hat der doch mit einem extrakonstitutionalen Einsatz der Bundeswehr bei der Hamburger Sturmflut 1962 eine hochpopuläre Handlungsfähigkeit demonstriert, die ihn am Ende bis ins Kanzleramt getragen hat. Kassandras Tipp: Bei der nächsten kritischen Lage wird von der Leyen die Gelegenheit nicht nochmal ungenutzt verstreichen lassen.

 

Bleibt noch die zuweilen auch aus der Politik zu hörende, lapidare Aussage, die Bürger müssten sich an den Terror eben gewöhnen, und vor allem müssten wir alle unseren liberalen Lebenswandel beibehalten (denn sonst habe der Terror gesiegt). Auch diese Handlungsempfehlung nach dem Motto „Augen zuhalten hilft“ verdient das Attribut strategisch wohl nicht, sondern ist eher ein Zeichen der weiter um sich greifenden Hilflosigkeit (insofern ist die Angelegenheit übrigens der Lage in der andauernden griechischen Insolvenzverschleppung nicht unähnlich: keiner hat eine echte Exit-Strategie).

 

Fazit: Erstes taktisches und gleichzeitig dringlichstes Zwischenziel der westeuropäischen Sicherheitsbehörden muss es jetzt sein, nun erst einmal diese Serie auszutreten.

 

Easier said than done.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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