Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Kassandra:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Und bist du nicht willig…

 

 

FAZ (11. Januar): „Deutschlandrente erhitzt die Gemüter.“

 

Die FAZ berichtet über Befürworter (Politik) und Skeptiker (Experten) und widmet darüber hinaus dem Thema einen eigenen kurzen Kommentar, in dem sie sich aus grundsätzlichen Erwägungen skeptisch gibt.

 

Übrigens soll offenbar am 11. Februar in der hessischen Landesvertretung ein Fachgespräch zu diesem Vorschlag geführt werden, zu dem einige der üblichen Stakeholder eingeladen wurden.

 

LbAV wird den Vorstoß in Kürze kommentieren.

 

 

 

Wirtschaftswoche (11. Januar): „Debatte über Deutschland-Rente – Zwangsrente? Ja bitte!“

 

Ganz anders als die FAZ die WiWo. Sie fordert gleich mal ein Obligatorium und nennt das Kind auch beim Namen: Zwangs-Rente. Allheilmittel Zwangsmaßnahmen also mal wieder, ganz nach dem Motto: Ich liebe dich, mich reizt dein schönes Gehalt – und bist du angesichts hochvolatiler Kapitalmärkte, unzuverlässiger Staats-Governance, unklarer Währungsperspektiven und nicht ausreichendem Einkommen nicht willig, so brauch ich Gewalt! Viel Erfolg bei diesem Ansinnen sei gewünscht, dürfte aber völlig zwecklos sein.

 

 

 

Rheinische Post (13. Januar): „Berechnungszeitraum soll größer werden – Gabriel stellt Erleichterung bei Betriebsrenten in Aussicht.“

 

Das Thema steht seit Monaten auf der politischen Agenda, passiert ist nichts.

 

Nun offenbar also Druck von Gewerkschaftsseite auf die SPD. Jedoch reden wir hier von einer Minimallösung, laut Beitrag ging es dem Wirtschaftsminister nur um den 253, nicht aber um den 6a. Man vergesse nicht: Echte bilanzielle Entlastung brächte eine solche Maßnahme nur für Unternehmen, die komplett rückstellungsfinanziert sind und die Renten aus dem Cashflow des Kerngeschäftes bezahlen (können). Doch alle, die über Planvermögen verfügen, erleben die Folgen des Niedrigzinses jedesmal, wenn sie vor der Frage der (Wieder-)anlage stehen. Außerdem bedeutet eine schlichte Verlängerung des Berechnungszeitraumes immer auch, dass bei einem Zinsanstieg in irgendeiner fernen Zukunft die korrespondierende Entlastung entsprechend länger auf sich warten ließe.

 

 

 

BaFin (12. Januar): „'Neujahrspresseempfang der BaFin: „Ein weiteres Jahr der Manndeckung'.“

 

Zitat aus der Meldung: „'2016 wird für die BaFin ein ereignisreiches Jahr', erklärte Präsident Felix Hufeld am 12. Januar beim traditionellen Neujahrspresseempfang der BaFin in Frankfurt am Main.“

 

Da hat er sicher recht. Kassandra möchte hinzufügen, dass das Jahr 2016 für ganz Deutschland und Europa ein ereignisreiches werden wird – soviel steht fest.

 

bAV-relevante Keywords tauchen in Hufelds Rede übrigens nicht auf.

 

 

 

DIA (8. Januar): „Die Legende vom Eckrentner.“

 

Ach, der schon legendäre Eckrentner – von der deutschen Realität soweit entfernt wie die Kölner Polizei von der Beherrschung der Lage. Doch könnte man die Tatsache, dass man ihn in der freien Natur so gut wie nie antrifft, damit abtun, es handele sich eben um den statistischen Mittelwert, um den die wahren Rentner kreisen? Nein, denn wie aus dem DIA-Beitrag hervorgeht, erhält der Durchschnitt deutlich weniger Rente, vermutlich, weil einige Gutverdiener das arithmetische Mittel nach oben ziehen. Interessant wäre in diesem Zusammenhang der Median, doch vermutlich dürfte auch der ernüchternd sein.

 

 

 

FAZ (10. Januar): „Andrea Nahles: Wir schaffen das – im Alltag nicht.“

 

Andrea Nahles kann man zugute halten, dass sie kritische, realitätsnahe Worte für die Problematik schon fand, bevor sich Medien und Politik nach den Vorfällen in Köln nun mit breiter Brust in Empörung üben (letztere tun dies wohl vor allem, um sich über die kommenden Landtagswahlen im März zu retten). Doch sei hier zum wiederholten Male gemahnt, die Nahlesschen Ernüchterungen im Licht der Tatsache zu sehen, dass wir erst am Anfang der Entwicklung stehen.

 

 

 

NZZ (8. Januar): „Niedrige Renditen als bitterer Vorgeschmack – Pensionskassen vor schwierigen Jahren.“

 

Wie die Neue Züricher hier kommentiert, zeigt sich in der Schweiz die Problematik der politisch induzierten Geldschwemme mit nicht weniger Prägnanz als im übrigen Europa: Niedrigzins trifft auf steigende Longevity, auf unstete Kapitalmärkte und auf nicht-adäquate Regulierung. Die Bedenken, dass wir den Zenit der Entwicklung noch nicht erreicht haben, teilt man hüben wie drüben, Zitat aus dem Beitrag der NZZ:

 

In den vergangenen Jahren haben die Vorsorgeeinrichtungen von Kursgewinnen auf ihren Obligationenanlagen profitiert, zudem haben Aktien und Immobilien in den Jahren 2012 bis 2014 erhebliche Wertsteigerungen verbucht. Diese wurden aber vor allem von der laxen Geldpolitik der Zentralbanken ausgelöst, und es ist zu bezweifeln, dass die 'Inflation der Vermögenspreise' nachhaltig sein wird.“

 

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

 

 

FAZ (13. Januar): „Preise steigen wieder – Das Ende der Deflation in Griechenland.“

 

Ist das nun eine gute Nachricht, wie die FAZ glaubt? Da kann man geteilter Meinung sein. Es gibt schließlich namhafte Ökonomen, die in nachvollziehbarer Weise dargelegt haben, dass Griechenland gerade einen starken deflationären Trend benötigt, um international wieder wettbewerbsfähig zu werden. Eine gewisse Exportstärke wäre schließlich der einzige Weg für das Land aus der Sackgasse des Dauersanierungsfalls und der Abhängigkeit von externen Geldspritzen (nicht zuletzt ein Hans-Werner Sinn wurde daher nie müde, für Griechenland den Austritt aus dem Euro zu empfehlen).

 

Und nun? Passiert offenbar – vermutlich eben wegen der andauernden Geldspritzen mit europäischem Steuerzahlergeld – das genaue Gegenteil. Griechenland wird wieder teurer, noch teurer und noch weniger wettbewerbsfähig. Das gilt für Produktion wie für Tourismus. Und die Misere des armen Landes zementiert sich mehr und mehr, vermutlich, ach, für immer…

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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