Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Kassandra:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Deutschland-Rente ante portas?

 

 

FAZ (23. Dezember): „CDU und Grüne schlagen 'Deutschland-Rente' vor.“

 

Aus Hessen – genaugenommen von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Sozialminister Stefan Grüttner und Finanzminister Thomas Schäfer – kommt der Vorstoß, einen einfachen, sicheren und günstigen Weg für eine zusätzliche Altersvorsorge zu schaffen, eine Art staatliches Non-Profit-Standardprodukt für jeden, zentral verwaltet und unter Einbindung des Arbeitgebers. Müssen hier in der bAV alle Alarmglocken angehen? Nun, sollte der schwarz-grüne Gedankengang Nachhaltigkeit entwickeln, könnte dies für die bAV ernsthafte strategische Auswirkungen haben. Daher wird die Angelegenheit nächste Woche auf LbAV in einem eigenen Kommentar bewertet werden.

 

Das Papier der Hessen (nahezu wortgleich mit dem derzeit online nicht verfügbaren Gastbeitrag in der FAZ) findet sich hier.

 

 

 

NOZ.de (6. Januar): „Krankenversicherung für Betriebsrenten: Widerspruch möglich.“

 

Die Doppelverbeitragung bei Pensionskassen geht bekanntlich beizeiten vor das Bundesverfassungsgericht. Hier betont die Neue Osnabrücker, dass Betroffene zwischenzeitlich durchaus die Möglichkeit des Widerspruchs haben, um sich alle Optionen offen zu halten.

 

 

 

Die Welt (5.1.): „Neue Zins-Epoche kann für Sparer zum Desaster werden.“

 

Dass nach jahrelanger Geldflut mit all ihren addiktiven Folgen für Geld- und Realwirtschaft steigende Zinsen für ganz eigene Probleme sorgen werden, nicht zuletzt für Pensionsinvestoren, ist unstrittig. Insofern stimmt Kassandra dem Artikel weitgehend zu. Einzig die These, dass die jüngste Mini-Zinserhöhung in den USA nun eine Wende an der Zinsfront darstelle, kann sie nicht überzeugen. Für die USA selbst könnte das ja noch stimmen, sind diese doch infolge ihrer geostrategischen Situation am ehesten in der Lage, den Krisenmodus zu verlassen. Doch ob sie das tun werden, ist nach den Kursturbulenzen zu Jahresanfang wieder mehr als fraglich.

 

Ungleich prekärer die Lage in der ebenfalls vom vielen billigen Geld längst drogenabhängigen Euro-Zone. Dann zählen wir mal auf: Griechenlandkrise, Staatsschuldenkrise, wirtschaftliche Stagnation und technologischer Rückfall in den EU-Südstaaten, Zunahme der militärischen Konflikte und der Failed States in unmittelbarer Nähe der europäischen Peripherie (Libyen, Syrien, Ukraine), steigende Terrorgefahr und last but not least die Flüchtlingskrise, die sich in Dynamik und Dimension gerade erst zu manifestieren beginnt: Allesamt strategische, teils zusammenwirkende Fragen, auf die die europäische Politik nicht eine einzige Antwort hat – außer der des billigen Geldes eben. Und ausgerechnet in dieser katastrophalen Gemengelage soll hier beizeiten der ohnehin schwierige Entzug der Staatshaushalte und Volkswirtschaften vom Niedrigzins beginnen? Undenkbar!

 

 

 

Portfolio International (4. Januar): „Fällt den Lebensversicherern nichts mehr ein?“

 

Nach den Thesen des vorherigen Artikels hier zur Erinnerung ein Beitrag, dass nicht nur steigende Zinsen eines (eher fernen) Tages ein Problem sein werden, sondern die niedrigen von heute es jetzt schon sind: Ein 65-jähriger, der bei einem Versicherer 100.000 Euro auf den Tisch legt, erhält dafür gerade selbst bei den günstigsten Anbietern eine direktbeginnende Monatsrente von nicht einmal 340 Euro? Dies Beispiel zeigt deutlich, welch hohen Preis die Menschen in Deutschland und Europa nicht nur heute, sondern auch im Alter werden zahlen müssen – im Zweifel den der Altersarmut.

 

Doch Portfolio-Ressortleiter Hans Pfeifer gibt dem Niedrigzins nur eine Teilschuld an der Misere. Den Versicherern wirft er Phantasielosigkeit vor, Zitat:

 

So wie die Lebensversicherer dieses Geschäft betreiben, müssen die Sparer die lebenslange Sofortrente fast als Drohung auffassen. Bei den Sofortrenten herrscht auf dem deutschen Markt Einfalt und Einfallslosigkeit. Wo sind die Renten nach Gesundheitszustand? Wo sind die Renten auf Investmentbasis? Wo sind Umkehrhypotheken-Renten?“

 

 

 

Portfolio International (6. Januar): „Stoppt endlich den Schuldensozialismus.“

 

Nochmal Portfolio. Chefredakteur Detlef Pohl (der auch LbAV-Autor ist) kritisiert die Rolle Deutschlands als „Zahlmeister für die Sanierung des europäischen Hauses“, die Art und Weise der Politikfindung in der EU à la Juncker und bezeichnet den nun 2016 inkraft getretenen Haftungsmechanismus im Falle von Bankenschieflagen als das, was es originär ist: Sozialismus.

 

 

 

HB (5. Januar): „Unser Geld könnte sich in Luft auflösen.“

 

Und wo wir schon bei Unbill sind: Max Otte, streitbarer Professor und Fondsmanager mit einem unverstellten Blick auf die Dinge wie sonst wohl nur ein Hans-Werner Sinn, im Interview mit dem Handelsblatt. Zu den Aussagen kann man stehen, wie man will. Doch so klar ist, dass das Jahr 2016 für die Welt, Europa und Deutschland politisch kein einfaches werden wird, ja gar nicht werden kann, so deutlich zeigen die Aussagen Ottes, dass dies für die Kapitalmärkte zwangsläufig nicht minder gilt.

 

 

 

Heute im Bundestag (7. Januar): „Anhörung zu OGAW.“

 

Nach der Regulierung ist vor der Regulierung. Entsprechend am 11. Januar öffentliche Anhörung im Finanzausschuss. Im Fokus vor allem Änderungen bei der Haftung von Verwahrstellen, um mehr Beteiligungskapital und private Investoren für die Finanzierung von öffentlicher Infrastruktur zu gewinnen.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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