Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Kassandra:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

 

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Our Nation turns its lonely eyes to you…

 

 

Spiegel.de (31.Oktober): „Rochade bei der SPD – Generalsekretärin Fahimi wechselt ins Arbeitsministerium.“

 

Auf Asmussen folgt Fahimi. Was soll man viel zu ihr sagen? Diplom-Chemikerin (immerhin), doch in dem Beruf wohl nie beschäftigt gewesen. Politisch in den Jusos und der IG BCE sozialisiert. Seinerzeit Nachfolgerin von Andrea Nahles als SPD-Generalsekretärin. Wie das Beispiel Thüringen gezeigt hat, wohl ohne tiefere Berührungsängste zur Linkspartei. Arbeitserfahrung in der freien Wirtschaft scheint sie nicht zu vorweisen können, von der bAV ganz zu schweigen. Doch das ist ja schon fast Tradition in der Leitung des Hauses. Wird sie ihre gewerkschaftliche Vergangenheit beiseite lassen, wenn sie bAV-Politik machen wird, beispielsweise in dem Sozialpartnermodell? Man wird sehen.

 

Am Rande: Warum der Spiegel in der Überschrift den Begriff „Rochade“ wählt, dürfte zumindest jenen unklar bleiben, die das Schachspiel beherrschen.

 

 

 

SZ (3. November): „Noch mehr Streit um Lufthansa-Betriebsrenten.“

 

Der Tagesspiegel (5. November): „Lufthansa droht größter Streik in der Geschichte.“

 

Die beiden Beiträge liefern ergänzende Details über den schon lange anhaltenden Disput um die bAV der Lufthansa, und der Streit weitet sich aus. Die Forderungen der Arbeitnehmerseiten erscheinen dabei von außen betrachtet – wohlwollend ausgedrückt – „ambitioniert“. Zitat der Verdi-Verhandlungsführerin (in Personalunion stellv. AR-Vorsitzende des Konzerns!) aus dem Beitrag der Süddeutschen:

 

Wir wollen das jetzige Niveau der betrieblichen Altersversorgung erhalten und auch für Neueingestellte zugänglich machen.“

 

Das hieße wohl nicht weniger als eine Ablehnung all dessen, was seit Jahren der maßgebliche Trend im betrieblichen Pensionswesen der praktisch gesamten westlichen Welt ist – nämlich via DC zumindest im „Neugeschäft“ den auch niedrigzins- und demografiegetriebenen Druck aus dem Kessel zu nehmen. Mit der Lufthansa träfe dies ein Unternehmen, das zwar derzeit ein gutes Momentum hat, sich in seinem operativen Geschäft aber in einem äußerst wettbewerbsintensiven Markt befindet.

 

 

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

 

 

FAZ (1. November): „Merkel destabilisiert Deutschland und Europa.“

 

Kein Thema der Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit – einschließlich der Euro-Rettung – spaltet und politisiert die Deutschen dermaßen wie die Flüchtlingsfrage. Das ist auch gut so, wird doch die kraftvolle Entwicklung – und da sind sich alle Seiten einig – dieses Land, möglicherweise gar den ganzen Kontinent in einer dynamischen Art und Weise verändern wie kaum etwas seit Menschengedenken es je getan hat. Manche sehen das kritisch, manche begrüßen es, aber kaum einer bestreitet es. Insofern ist die Intensität der Diskussion wichtig – auch wenn sie leider selten schön geführt wird. Doch dies ist bei einem solch weichenstellenden Thema wohl unvermeidlich.

 

Oben jedenfalls ein herrlich pessimistischer Artikel in der FAZ, so recht nach Kassandras Geschmack. Das interessante daran: Normalerweise lehnen sich Medien ungern zu weit aus dem Fenster. Für wirklich harte Thesen bedient man sich gern Gastautoren. Hier zum Beispiel ist es an CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, in der FAZ Dinge auszusprechen, die die Deutschland in Richtung Tabu gehen – das gilt zum Beispiel für die Aussage, die Flüchtlingsströme könnten eine perfide Strategie der Golf-Staaten zur Islamisierung Europas sein (Artikel online nur auf einer Seite der CSU verfügbar).

 

Das bemerkenswerte dagegen an dem eingangs erwähnten FAZ-Artikel – der besonders in den drei letzten Absätzen ein gnadenloses Fazit zieht – ist, dass es eben gerade kein Beitrag eines Gastautors ist, sondern der eines Redakteurs der an sich traditionell staatstragenden Frankfurter Allgemeinen (und auch noch ausgerechnet des London-Korrespondenten). Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass sich nicht nur die Lage, sondern auch die Diskussion weiter zuspitzt.

 

 

 

FAZ (2. November): „Fed & Co. – Auf das Geld kommt es an!“

 

Kenntnisreicher Artikel in der FAZ aus der Welt der Notenbanker, der das Verschwinden der einst besonders in Deutschland umgesetzten monetaristischen Schule – Bonmot: „Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen“ – analysiert und vor den Folgen warnt. In der Tat, das Ignorieren der Geldmengenentwicklungen könnte man auch mit der Allegorie der Vogel-Strauß-Politik umschreiben. Wie dem auch sei, in jedem Fall ist es immer wohltuend, nochmal den Namen Ottmar Issing zu lesen, auch wenn das zuweilen fast ein wenig schwermütig machen kann.

 

 

 

ARD Blickpunkt Sport (31. Oktober): „Der Bomber der Nation – Zum 70. Geburtstag von Gerd Müller.“

 

Schwermütig macht auch dies Video hier. Gerd Müller Alzheimer. Gute Reise in den Sonnenuntergang, Bomber. Der alte Westen grüßt Dich. Our Nation turns its lonely eyes to you…

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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