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EIOPA legt Financial Stability Report vor (VIII):

Das Double Hit-Scenario

 

Die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA hat Ende Dezember ihren turnusgemäßen „Financial Stability Report“ vorgelegt, in dem auch der „European Pension Fund Sector“ analysiert wird. Die Lage bleibt zwiespältig.

 

 

Anfang Januar hatte Leiter-bAV.de in der Rubrik „Trommelfeuer aus Frankfurt“ von 83 öffentlichen Verlautbarungen und Maßnahmen berichtet, welche die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA in der zweiten Jahreshälfte 2015 an den Tag gelegt hat.

 

Einige der das betriebliche Pensionswesen betreffenden EIOPA-Vorstöße wurden und werden in diesen Tagen auf Leiter-bAV.de dokumentiert. Heute: Der „Financial Stability Report December 2015“.

 

 

Fünf Kapitel Risiken und Größenordnungen

 

Wie üblich gliedert die EIOPA den Report in Kapitel. Geht es im ersten Kapitel um die Risiken im Allgemeinen, folgen direkte, vor allem quantitative Betrachtungen (Größe, Entwicklung, Performances etc.) der einzelnen Sparten und Sektoren: Erstversicherung, Rückversicherung und schließlich EbAV. Das fünfte Kapitel widmet sich dem Risk Assessment.

 

Leiter-bAV.de berichtet heute über das Kapitel 1 mit den allgemeinen Risiken und erst später die quantitative Auswertung der europäischen Pensionslandschaft (Kapitel 4).

 

 

Schlüsselentwicklungen: die üblichen Verdächtigen. Und das Risiko des Double Hit

 

Wie auch schon in der Vergangenheit (zur rückwärtigen Chronologie über die Berichterstattung der Reports geht es hier) macht die EIOPA – man muss es schon fast traditionell nennen – drei übergeordnete Schlüsselentwicklungen (bis 2014 sprach sie von „Schlüsselrisiken“) aus:

 

das nicht enden wollende Niedrigzinsumfeld: „…long-term investors such as insurance companies and pension funds have difficulties reinvesting their assets at a reasonable level. Moreover, given the current fragile growth and low inflation in many countries, the accommodative monetary policy in Europe could further prolong the current low yield environment. […] The current market environment will continue to squeeze insurers' earnings and put pressure on balance sheets.“

 

– die schwache Realwirtschaft: „…differences can still be observed among the EU countries especially when looking at fiscal consolidation. Note that the development is very heterogeneous in Europe though as some countries are still far from pre-crisis levels.“

 

– das Credit Risk: „In line with stock market turbulences, a slight increase in credit default spreads can be seen albeit from extremely low levels.“

 

Etwas andere Schwerpunkte als in den Vorjahren, etwas andere Terminologie – all das ist nicht überraschend, ist es doch nur Ausfluss der Symptomatik, dass Europa bei der Bewältigung der Krise auf der Stelle tritt. Wie in den Vorjahren bleibt prägnant, dass Schlüsselentwicklungen benannt werden müssen, die im Wesentlichen durch jahrelange Geldschwemmen entweder unmittelbar geschaffen oder mittelbar induziert worden sind. Die EIOPA als europäische Behörde muss als in ihrem Report mittelbar – ob sie es will oder nicht – auf eine andere europäische Behörde – die EZB – zeigen. Gleichwohl bemüht man sich bei der EIOPA offenbar, wie stets der Geldpolitik der Frankfurter Kollegen auch gutes abzugewinnen (und drückt sich heute deutlich zurückhaltender aus als in der Vorjahren, als man die Problematik der Asset Inflation mit klaren Worten benannt hat):

 

The Quantitative Easing (QE) seems to have had some positive effects on the economy and improved confidence. If economic growth accelerates it will have a favourable impact on the European insurance although challenges will be created as the low level of risk free rates creates pressure on insurance solvency positions and pension funding ratios.“

 

Nun, ob Gelddrucken nachhaltig die Realwirtschaft stimuliert, da sind Volkswirte geteilter Meinung. Ohnehin dürften unterm Strich die Gefahren überwiegen; entsprechend identifiziert die EIOPA das „Main Risk“:

 

The substantially higher volatility of the government bonds involved in the QE program suggests that the market liquidity is somewhat reduced. In such an environment, relatively limited trading volumes can have a substantial impact on prices. Under such a scenario insurers and pension funds could be negatively affected by increase of risk premiums and keeping low risk free rates at very low levels at the same time. This so called double hit scenario was identified as a main risk with severe consequences for the European insurance sector by the Insurance Stress Test 2014. Similarly, EIOPA conducted a pension stress test in 2015 which will assess the impact of this scenario on DB pension plans.“

 

 

Kein Mangel an politischen Risiken

 

Des Weiteren spricht die EIOPA in dem Bericht auch politische Risiken an, und an denen herrscht in Europa ja derzeit keinerlei Mangel. Konkret benennt die Behörde die Terrorgefahr sowie die Entwicklungen im Nahen Osten und in der Ukraine; erwähnt werden auch die ökonomischen Schwierigkeiten in China und Brasilien samt Ansteckungsgefahren für reife Volkswirtschaften wie auch für weitere EM. Und richtigerweise erkennt die Behörde, dass wir bei einer anderen sehr gegenwärtigen Entwicklung gerade erst am Anfang der Dynamik stehen:

 

Europe's refugee crisis has only started and might have further economic consequences.“

 

Soviel zu der allgemeinen Problematik. Die Auswertung des Kapitels zur europäischen Pensionslandschaft folgt.

 

Der „Financial Stability Report December 2015“ der EIOPA findet sich – nur in englischer Sprache – zum Download hier.

 

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